Bienen und Imker sind ins Tal zurückgekehrt
Vor zwei Jahren stand es schlecht um die bergischen Bienen. Dank Imkerei-Kursen gibt es wieder mehr Bienenzüchter – und gesündere Bienen.
Wuppertal. Das Schweigen der Bienen hat ein Ende: Schwärme von Honigbienen surren über den Weidenröschen am Lehrbienenhaus. Von Müdigkeit ist nichts zu sehen, und das obwohl die kleinen Insekten im schwarzgelben Pelz fast einen 24-Stunden-Arbeitstag haben. Die emsigen Arbeiterbienen gönnen sich nur kurze Verschnaufpausen im Bienenstock.
Noch vor zwei Jahren stand es nicht gut um die kleinen Nutztiere im Tal. Nicht nur das Bienensterben setzte den Beständen zu, auch das "Imkersterben" nahm bedenkliche Ausmaße an: Die Imker gaben aus Altergründen ihre Völker auf oder schafften sich nach dem keine neuen mehr an, wenn ihre Bestände zurückgingen. Dem wollten Barbara und Rolf Budde vom Cronenberger Bienenzuchtverein Einhalt gebieten - und boten Lehrgänge für Hobbyimker an. Mit Erfolg: Das Interesse ist groß, die Kurse voll.
"Es gibt zum Glück nun wieder viele neue Imker", sagt Barbara Budde. Die Lage im Tal habe sich deutlich gebessert, zumal weder Milben noch Faulbrut den Honig-Bienen zu schaffen machen.
"Auffällig ist, dass 50 Prozent der Kursteilnehmer Frauen sind", sagt Barbara Budde. Auch viele Ehepaare und Familien mit Kindern. "Wir bringen denen bei, wie man ein oder mehrere Bienenvölker im Laufe eines Jahres bearbeiten muss, damit die Biene überleben kann und man Honig ernten kann", sagt Rolf Budde.
Stiche fürchtet er nicht mehr. "Das sind immer so drei im Jahr, wenn siech die Bienen bedroht fühlen. Aber das ist überschaubar." Tags zuvor hätten er und seine Frau nochzwei Meter von den Bienestöcken entfernt draußen gefrühstückt. "Da ist keine Biene gekommen. Die interessieren sich nicht für Kuchen oder Bratwurst - das sind die Wespen", sagt Barbara Budde. Probleme mit Nachbarn, die Angst vor Stichen haben, gebe es dennoch bei manchen Hobbyimkern, die sich ein Bienenvolk in den Garten stellen. Dann suchen die beiden Imker-Experten mit ihnen nach alternativen Standorten.
"In freier Natur könnte die Biene hier inzwischen nicht mehr überleben", ergänzt Ehefrau Barbara Budde. Dann könnten die Varroa-Milbe wieder zuschlagen und den Bienen wie zurzeit am Niederrhein den Garaus machen. Daher kümmern Imker sich nicht nur um den Honig, sondern vielmehr wie sie ihre Tiere auf den Winter vorbereiten und vor Fressfeinden und Krankheiten schützen. Die Imkerin: "Man muss da wie die Biene denken."
Der süße Ertrag sei dabei nur eine Nebensache - wichtiger sei die Bestäubung. Bienen bearbeiten systematischer als andere Insekten ganze Bäume und Felder und sorgen so für einen hohen Ernte-Ertrag und gute Qualität. "Als ich mit der Bienenzucht angefangen habe, gab es nicht mehr viel Natur", sagt Rolf Budde. "Wir hatten zwar einen großen Garten mit Obstbäumen, aber es gab keine Äpfel, weil es keine Bienen gab. Die paar Hummeln schafften das nicht."
Das Imkern brachte schnellen Erfolg. "Mit den Bienen hat sich alles geändert." Pfiffige Obstbauern bezahlten Imker inzwischen dafür, dass sie ihre Stöcke in der Nähe der Plantagen hinstellten. Rolf Budde: "Das, was bei der Bestäubung durch die Bienen herauskommt, das Obst, die Ernte, ist zehnmal soviel Wert wie der Honig."