Bleicherfest: Singender Käse und andere Kuriositäten
In aller Frühe zogen gestern wieder tausende Schnäppchenjäger und Festbesucher durch Heckinghausen. Für "lau" - waren die Getränke am Stand der Wuppertaler Stadtwerke.
FOTOS von SCHNÄPPCHENJÄGERN und anderen FESTBESUCHERN
<strong>Wuppertal. Die Zither mit den verblichenen Jugendstil-Motiven zitterte zwar schon, wenn man sie nur ansah, doch Manfred Branca, der sie für zwei Euro auf dem Flohmarkt des Bleicherfestes erworben hatte, schmunzelte: "Die leim’ ich mir wieder zusammen." Das wäre beispielsweise mit der Violine, die für die Majid aus Marokko 50 Euro haben wollte, nur schwer möglich gewesen. Die lag zwar in einem exquisiten Geigenkasten, doch fehlte der Bogen, und eine Saite war auch gesprungen. Majid zeigte sich aber, was den Preis anging, gesprächsbereit.
Schnäppchenjagd ohne große Diskussionen
Ohne große Diskussionen für 7,50 Euro statt der geforderten 8 Euro ging das unbestrittene Prunkstück dieses Flohmarktes, ein Gitarre spielender singender Käse aus Weichgummi, über den Tapeziertisch. Verständlich, dass sich Volker Knippschild nur unter Schmerzen davon trennen konnte. Das war um 7.30 Uhr, eine Zeit, um die man noch solche Schnäppchen machen konnte, denn bekanntlich fängt der frühe Vogel den Wurm. Wobei die ersten Jäger nach den Flohmarktschätzchen schon gegen 4 Uhr unterwegs sind, wie Werner Schwarz (62) versicherte , der sich in die Organisation des Bleicherfestes als Nachfolger des aus Altersgründen scheidenden Heinz Kurzhals (78) einarbeitet."Was wir einnehmen, fließt in die Jugendarbeit."
Auf frühe Gäste waren die Damen des Oberbarmer Turnerbundes in der Schnurstraße eingestellt, die ein Freiluft-Café präsentierten. Dort gab es Kaffee, Wurstbrötchen, selbst gebackenen Kuchen und alles, was zu einem Frühstück gehört. "Was wir einnehmen, fließt in die Jugendarbeit", so Jugendwartin Birgit Neumann.
Noch preiswerter - nämlich für "lau" - waren die Getränke am Stand der Wuppertaler Stadtwerke. Sprudelnd oder still zeigte sich das Trinkwasser, das Stefanie Scheidt mit einem charmanten Lächeln servierte. Überhaupt: Vom Döner über Bratwurst, Pommes und Mayo, "Räuberfleisch" bis zum Fischbrötchen, Calamares in Ajoli oder italienischen Spezialitäten war für jeden Geschmack etwas dabei.
Spezielle Wünsche erfüllte die mit weiblichen Reizen ausgestattete Schaufensterpuppe. "Die kostet 60 Euro, ist aber schon verkauft", verriet Markus Gonner schon um 7.45 Uhr. Unterschiedliche "Marter-Instrumente" wie einen martialisch aussehenden Krummdolch aus dem Zweiten Weltkrieg für 25 und eine Blockflöte für fünf Euro hatte Stefan Wecker im Angebot. "Stammt alles noch vom Opa", erklärte der geschäftstüchtige Enkel und zeigte auf den Vorläufer des Handys, ein Feldtelefon.
Trotz des Angebots, das den Besuch des Bleicherfestes so reizvoll machte, die Händler werden immer weniger. "Heutzutage läuft vieles über ebay", erklärte Werner Schwarz. Dennoch: Dass der Handel über Internet den guten alten Flohmarkt mit all seinen Kuriositäten nicht ersetzen kann, bewiesen gestern die zigtausend Schnäppchenjäger aus nah und fern rund um den Gaskessel.