Charles Petersohn schenkt Wuppertal den Techno-Bolero

Seit 25 Jahren lebt und arbeitet der aus Berlin stammende Musiker und DJ Charles Petersohn gerne in Wuppertal. Das möchte er mit seinen Fans bei einem Konzert feiern.

Wuppertal. Durch die Freundschaft zu Peter Brötzmann sowie dessen Kinder Wendela und Caspar entstand für Charles Petersohn, den gebürtigen Berliner, der Link nach Wuppertal. „Hier mochte man meinen kruden Mix aus Punkrock, Funkbässen, Noise und Rap, es ergaben sich spontan Kontakte, ich wurde von einigen sofort willkommen geheißen“, erinnert sich der 52-Jährige, der nun seit 25 Jahren hier lebt. „Ich habe es nie bereut, hier gestrandet zu sein. Es war mir stets möglich, meine Projekte ohne viel Brimborium zu realisieren.“

Als Dank gibt es ein Jubiläumskonzert (siehe Kasten). Natürlich spielt Charles Petersohn kein 08/15-Konzert, das gab es bei ihm noch nie. Am liebsten überrascht er sich selbst. Also dürfte es eine Mischung aus Live-Musik, DJing, Tanz sowie einer Installation geben. „Es werden viele Vibes der vergangenen 25 Jahre widergespiegelt“, sagt der Künstler. Und das ist auch ein kleiner Rückblick auf seine eigene Sound-Geschichte.

Erste Erfolge feierte Charles Petersohn mit der Band Don!, mit dem Folgeprojekt Charles erschien 1991 die viel beachtete Platte „Mother Father Sister Brother“, 16 Jahre hatte er eine eigene Radioshow namens „Moods & Attitudes“, für die Wuppertaler Bühnen erstellte er den Soundtrack zu „Macbeth“. Als besonderer Knüller darf am Nikolausabend eine technoide Variante von Ravels Klassiker „Bolero“ erwartet werden.

„Was unterschiedliche Musik oft vereint, ist die Atmosphäre, die Stimmung. Darum ‚Bolero’.“ Für Petersohn, der Musiker, DJ sowie Veranstalter (Reihe „Soundscapes“) ist, hat dieses Werk viel mit ursprünglicher, ritueller Musik zu tun. „Durch das ständige Wiederholen eines Rhythmus, eines Satzes oder einer Melodie wird etwas Hypnotisches ausgelöst“ — was er auch an guten DJs schätzt. Diesen Flow, in dem es keine Unterbrechungen gibt, mag er. „Und zu guter letzt hat die ursprüngliche Idee von Bolero eine erotische Komponente, sie wurde für ein laszives Ballett komponiert.“

„Mir war wichtig, Kollegen und Freunde für das Fest zu gewinnen“, sie gehören größtenteils zu den Mitstreitern, mit denen er „einige schöne Geschichten realisieren konnte“. Außer den Band-Kollegen sind das DJs wie Daniel Schmitt, Donna Veta, Tomasz Lachmann, Guido Halfmann und Csilla Letay.

„Wuppertal ist ein gutes Pflaster für mich, der ich am liebsten im Verborgenen meine Dinge vorbereite und auf verschiedenen Pfaden mit immer neuen Leuten realisiere.“ Er ruht sich ungern auf dem Erreichten aus. „In dieser Stadt fällt es leicht, mich permanent weiter zu entwickeln.“ Man darf auf die nächsten 25 Jahre gespannt sein.