Event-Branche Corona-Verordnungen bringen dem Gaskessel hohen Verlust

Wuppertal · Betreiber beklagen, dass fast alle Führungen und Feiern bis Ende des Jahres abgesagt worden sind, nachdem der Inzidenzwert in Wuppertal auf 50 gestiegen ist.

Derzeit ist zusätzlich zur Ausstellung „Die Wundermaschine“ noch Gregor Eisenmanns Lichtshow „Engels2020“ im Heckinghauser Gaskessel zu sehen.

Foto: Fries, Stefan (fri)

„Als bekannt wurde, dass Wuppertal den Inzidenz-Wert von 50 erreicht hatte, war das Weihnachtsgeschäft innerhalb von 24 Stunden weggebrochen“, stellt Christian Höher, Prokurist der Gaskessel Event GmbH, deren Gesellschafter auch  die Gastronomie- und Eventangebote der Alten Papierfabrik in Elberfeld gehören, mit bitterer Miene fest. Dass Staat und Gesellschaft auf die erneute Bedrohung durch steigende Fallzahlen reagieren müssen, sei völlig klar. Wie, wann und warum dafür Regeln erlassen werden, kann Höher jedoch schon seit geraumer Zeit kaum mehr nachvollziehen.

„Fast alle Führungen im Gaskessel für dieses Jahr sind storniert. Bei Feiern und Reservierungen in der alten Papierfabrik ist es genauso, und den Kollegen aus der Branche dürfte es nicht anders ergehen“, sagt Höher und weist darauf hin, dass allein die Absagen der Events einem Umsatzverlust von mehreren hunderttausend Euro gleich kommen.

Bei diesen Folgen sei es, so Höher, nicht zu viel verlangt, wenn sich die Politik etwas mehr Mühe beim Erlass der Regeln geben würde. Die derzeitige Krise würde unnötig verschärft, weil hier ein aggressives, äußerst dynamisches Krankheitsgeschehen auf träge Politik treffe, die widersprüchliche, unklare und oft wenig überzeugende Vorgaben verbreite, die zur Verunsicherung und zur Regelmüdigkeit der Bevölkerung führten. „Orientierung, Verständlichkeit und Klarheit sind die Dinge die Bürger wie Wirtschaft jetzt brauchen“, sagt Höher. Er ist der Meinung, dass der Erlass von Regeln in die Parlamente der Länder und des Bundes muss. Höher wünscht sich zudem Einheitlichkeit, sonst gebe es ein immer größeres Regelwirrwarr.

Christian Höher kritisiert die aus seiner Sicht oft nicht verständlichen Corona-Verordnungen.

Foto: Katharina Rüth

Infektionen zu vermeiden, liegt in der Verantwortung jedes Bürgers

Dazu komme, dass die Regelungen handwerklich oft schlecht gemacht seien. „Wer dagegen klagt, bekommt in der Regel auch recht“, stellt Höher nüchtern fest. Am schlimmsten findet er aber, dass nicht auf dem aktuellen Stand der Wissenschaft gearbeitet werde. „Inzidenz 50 war schon damals  ein hochumstrittener Kompromiss und eher ein verwaltungstechnischer Wert. Heute, sechs Monate später, ist die Wissenschaft längst weiter“, gibt der gelernte Naturwissenschaftler zu bedenken.

  Auch sein Schwager, Prof. Christian Karagiannidis, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Lungenfacharzt in Köln, sieht bei der Forschung zu Corona gute Fortschritte. „Wir haben heute viel mehr Erfahrung im Umgang mit dem Virus und können die Lage differenzierter betrachten“, so Karagiannidis. „Wenn 100 Unter-16-Jährige sich anstecken, haben wir auf den Intensivstationen kein Problem. Wenn sich jedoch 100 Über-60-Jährige infizieren, aber sehr wohl.“

Das Beste, das Politik tun könne, sei durch einfach verständliche Regeln die Verunsicherung der Bevölkerung zu minimieren. „Aufgeklärte Bürger kennen die Risiken und wissen, wie man sich unter Coronabedingungen verhält“, glaubt Christian Höher. Die Politik sieht er in der Bringschuld.

Infektionen unter Beachtung nachvollziehbarer Vorschriften zu vermeiden, ist für Christian Höher eine Aufgabe, der sich jeder Einzelne stellen muss. „Die Zahlen steigen auch, weil wir Bürger die Aufmerksamkeit und vielleicht auch die Geduld verloren haben oder angesichts widersprüchlicher Vorschriften und Empfehlungen nicht mehr durchsteigen“, sagt Höher. „Die Verantwortung liegt aber trotzdem bei uns Bürgern. Wir sind  zum ersten Mal überhaupt in der Situation, dass eine kleine Gruppe von Ignoranten  die gesamte lokale Wirtschaft massiv beschädigen könnten.“ Er appelliert: „Wenn wir nach Corona noch Arbeitsplätze, Einzelhandel, Restaurants, Bars und Veranstaltungsorte haben wollen, dann müssen  sich jetzt alle zusammenreißen. Einen zweiten Lockdown würden sehr viele nicht überleben. Wir stehen kurz vor einem Flächenbrand.“