Zentrale Stelle für Abstriche Corona: „Wir müssen versuchen, die Ansteckungskurve abzuflachen“

Tests auf das Coronavirus finden ab sofort in einer Zentralen Stelle am Gerätehaus der Freiwilligen Feuerwehr in Linde statt. Am Mittwoch wurde diese offiziell vorgestellt.

Matthias Buntrock-Schweer vom Gesundheitsamt vor der neuen Zentralstelle.

Foto: Fries, Stefan (fri)

Wer auf das Coronavirus getestet werden soll und ein Auto hat, wird ab sofort nach Linde gelotst. Damit sollen die Arztpraxen entlastet werden. Tests gibt es dort nur auf Anweisung des Gesundheitsamts.

Am Gerätehaus der Freiwilligen Feuerwehr an der Adresse Jägerhaus 112 bekommen die Patienten die Testausrüstung ins Auto gereicht. So sind Abstriche mit möglichst wenig Kontakt möglich. Zu Menschen, die kein Auto nutzen können, werden Tester nach Hause fahren.

„Wir sind dankbar, dass wir diese Liegenschaft nutzen dürfen“, so Ordnungsdezernent Matthias Nocke. Die Funktion der Feuerwehr sei nicht eingeschränkt. Organisiert hat das unter anderem Boris Schlubeck, bei der Einsatzplanung der Feuerwehr für Katastrophenschutz zuständig. Von dort stammen auch Schutzkleidung und Masken. „Wir sind gut ausgestattet“, versichert er.

In der Wagenhalle ist der Platz eines Fahrzeugs freigeräumt, hier können sich die Mitarbeiter, die Kontakt mit den Patienten draußen hatten, aufhalten oder sich ihrer Schutzausrüstung entledigen. Mit rot-weißem Flatterband ist er abgesperrt, denn es soll streng zwischen Bereichen mit Personen getrennt werden, die Kontakt zu Patienten hatten, und solchen, die das nicht hatten.

Auf dem Hof markiert Flatterband die Vorfahrt. Schilder mahnen, auf Anweisungen des Personals zu achten. Während der Pressevorstellung konnten die Journalisten aus dem Fenster beobachten, wie eine Ärztin den Test mit Handschuhen in ein Auto reicht und wieder zurückbekommt.

Matthias Buntrock-Schweer, Abteilungsleiter Infektionshygiene im Gesundheitsamt, erklärt: „Der Patient entkorkt das Röhrchen selbst, nimmt einen tiefen Rachenabstrich, steckt das Stäbchen mit Tupfer zurück, verschließt das Röhrchen und wirft es aus dem Auto in einen Plastikbeutel. So erreichen wir eine relativ gute Trennung.“ Er sei zuversichtlich, dass die Patienten den Tupfer tief in den Rachen stecken, denn sie wollten ja ein richtiges Ergebnis. Die Entnahme im Auto sei auch deswegen gut, weil der Abstrich ein Husten auslösen könne – so seien die Mitarbeiter geschützt.

Die Abstriche werden im
Helios Klinikum analysiert

Die Arbeit vor Ort übernehmen eine Verwaltungskraft des Gesundheitsamts und Ärzte, die die kassenärztliche Vereinigung vermittelt. Genaueres stehe noch nicht fest, sagte Buntrock-Schweer und wies darauf hin, dass sich alles im Aufbau befinde: „Wir zimmern das Schiff noch, obwohl es schon fährt.“ Die Abstriche werden im Helios-Klinikum analysiert. Je nach Tageszeit der Entnahme werde das Ergebnis nach einigen Stunden oder am nächsten Tag vorliegen.

Buntrock-Schweer erläuterte, dass nur die Personen getestet werden, die Symptome haben und auf die ein weiteres Kriterium zutrifft wie Kontakt zu einer nachweislich infizierten Person oder kürzlicher Aufenthalt in einem der vom Robert-Koch-Institut bestimmten Risiko-Gebiete wie China, Italien oder Iran. Tests vor Auftauchen von Symptomen seien kein sicherer Nachweis. Das Gesundheitsamt entscheide jeweils nach den Kriterien des Robert-Koch-Instituts, wer getestet wird. 

Den aktuellen Stand in Sachen Coronavirus beschrieben Matthias Buntrock-Schweer und Stadtsprecherin Martina Eckermann noch am Mittwochvormittag mit „zehn unter Quarantäne stehenden Personen“. Dass sich das jederzeit ändern kann, zeigte sich bereits am Abend.

„Derzeit haben wir nur importierte Fälle“, sagte Buntrock-Schweer am Vormittag. Menschen, die sich in China, Italien oder im Gebiet Heinsberg angesteckt haben. Es sei zu erwarten, dass es Ansteckungen in Wuppertal geben wird, bei denen die Infektion nicht mehr zurückverfolgt werden könne. „Es wird eine Glockenkurve werden“, beschrieb er den Anstieg der Ansteckungen. Und betonte: „Wir müssen mit allen Mitteln versuchen, diese Kurve abzuflachen und zu strecken.“

Denn in den Fällen, in denen die Infektion zu einer ernsten Erkrankung werde, entstehe eine schwere Lungenentzündung: „Die Patienten müssen beatmet werden.“ Es komme darauf an, dass für diese Patienten genug Plätze in den Krankenhäusern vorhanden sind. Ansteckungen zu verhindern – „das ist jetzt die oberste Aufgabe, der wir alles unterordnen müssen.“ Wie viele solcher Betten in Wuppertal vorhanden sind, konnte er nicht sagen. Vor zwei Wochen hieß es, im Notfall stünden 75 Quarantäne-Plätze zur Verfügung.