Gründe Darum ist der Beirat der Wuppertaler Tafel zurückgetreten
Wuppertal · Nicht nur aufgrund organisatorischer Differenzen hat der Beirat der Wuppertaler Tafel seinen Rücktritt angekündigt. Er sah die ganze Tafel in Gefahr.
Am Freitag, 22. Januar, trat der komplette Beirat der Wuppertaler Tafel zurück. Der Bruch zwischen Beirat und Vorstand des Tafelvereins kam nicht ganz überraschend, denn seit Monaten fordern die Beiratsmitglieder grundlegende strukturelle Veränderungen. In einer Pressekonferenz am Dienstag erläuterten die zurückgetretenen Beiratsmitglieder ihre Beweggründe und stellten Konzepte vor, mit denen sie den Tafelverein neu aufstellen wollten, die aber am Veto des Vorstandsvorsitzenden Wolfgang Nielsen gescheitert seien.
„Für den langfristigen Erhalt der Tafel mussten wir diesen Weg gehen“, sagt Dirk Emde, der die Pressearbeit des Beirats koordiniert hat. Der Beirat habe Verbesserungen in einigen Punkten gegenüber dem Vorstandsvorsitzenden Wolfgang Nielsen vorgeschlagen, sei aber auf Ablehnung gestoßen. Vor dem Hintergrund, dass das Spendenaufkommen für die Wuppertaler Tafel rückläufig sei, das Vertrauen in einigen die Tafel unterstützenden Unternehmen schwinde und eine Prüfung von Arbeitsverhältnissen durch das Jobcenter anstehe, wolle man kein Flickwerk unterstützen.
Betreuung und Führung der Mitarbeiter sei unzureichend
Allgemein herrsche bei der Tafel eine Unternehmenskultur, die vielfach auf Schuldzuweisung und Emotionalität, anstatt auf Lösungen und sachlicher Analyse basiere. Die Betreuung und Führung der Mitarbeiter sei unzureichend. Im Vergleich zu anderen Tafeln sei die Ausgabe von Lebensmitteln mit zu wenig dezentralen Ausgabestellen und einer fehlenden Ausgabesteuerung ineffizient. Die Betreuung von Sponsoren erfolge nur situativ.
Das Konzept der Tafel selbst sehe vor, Abteilungsleiter in die Vereinsleitung zu berufen. Darin sieht der zurückgetretene Beirat keine Lösung. „Die Tafel benötigt einen Profi als Gesamtleiter beziehungsweise eine Gesamtleiterin, der beziehungsweise die eine gemeinnützige GmbH führt und auch unliebsame Entscheidungen trifft“, sagt Dirk Emde. Eines der Konzepte sieht vor, dass der Verein zum Förderverein wird, der zusammen mit der Stiftung an der gGmbH beteiligt wird. In einem anderen Lösungsvorschlag ist die Stiftung Kopf und führendes Gremium.
Als Kompromiss habe der Beirat Wolfgang Nielsen vorgeschlagen, die Vereinsstrukturen und Gremien zu erhalten, wie sie sind. Damit war aber die Forderung verbunden, den Vorstand mit neuen Kräften mit fachlicher Qualifikation zu besetzen und einen Profi mit hoher Fachkompetenz als Leiter zu verpflichten. Wolfgang Nielsen, der laut Vereinssatzung ein Vetorecht bei allen die Geschäftsführung betreffenden Entscheidungen hat, habe seine Zustimmung zu diesem Kompromiss wieder zurückgezogen.
Im Namen der ehemaligen Beiratsmitglieder Dieter Heilmann, Thomas Lenz, Wolfram Lumpe, Stephan Müller, Stephan Heinz, Matthias Kießling und Dirk Emde sprach Jürgen Gadder dem Vorstandsvorsitzenden Wolfgang Nielsen „großen Respekt für dessen Lebenswerk“ aus. Teil des Konzeptes sei es gewesen, Wolfgang Nielsen als Repräsentant weiterhin fest in die Arbeit der Tafel einzubinden, so Dirk Emde.