Bahndirektion Stadt, Universität und Jobcenter legen Kostenplan für die Bahndirektion vor

Wuppertal · In der Sitzung am 10. Februar wird der Rat der Stadt die Entscheidung treffen müssen, ob das Einwohnermeldeamt, das Straßenverkehrsamt sowie weitere Verwaltungseinheiten ab 2025 in die Bahndirektion am Döppersberg umziehen.

Seit mehr als zehn Jahren steht die Bahndirektion am Döppersberg leer. Nun zeichnet sich eine Folgenutzung ab.

Foto: Fischer, Andreas (f22)

In der Sitzung am 10. Februar wird der Rat der Stadt die Entscheidung treffen müssen, ob das Einwohnermeldeamt, das Straßenverkehrsamt sowie weitere Verwaltungseinheiten ab 2025 in die Bahndirektion am Döppersberg umziehen. Der Rat hat den Plänen der Verwaltung zur Schaffung eines dritten Rathauses im Grundsatz bereits zugestimmt, die Entscheidung aber abhängig von der Finanzierbarkeit gemacht. Diese Voraussetzung sehen Oberbürgermeister Uwe Schneidewind und Stadtkämmerer Johannes Slawig nach Verhandlungen mit dem Besitzer der Immobilie, der Clees-Gruppe, bei einem Mietpreis von knapp mehr als 13 Euro pro Quadratmeter erfüllt. Der Mietvertrag soll mit einer Laufzeit von 30 Jahren abgeschlossen werden.

Stimmt der Rat der Verwaltungsvorlage zu, wird die Clees-Gruppe bis zum ersten Halbjahr 2025 rund 24 000 Quadratmeter Nutzfläche schaffen müssen. Die Stadt als Hauptmieter würde 12 000 Quadratmeter beziehen, als Untermieter wären das Jobcenter Wuppertal und die Bergische Universität Wuppertal mit 6800 beziehungsweise 5500 Quadratmetern mit im Boot. Nach Informationen der WZ wird die Clees-Gruppe rund 60 Millionen Euro in den Umbau des 1875 erbauten Gebäudes in zentraler Lage am Döppersberg investieren.

„Ein Beschleuniger in neue Formen der Arbeitswelt“

Oberbürgermeister Uwe Schneidewind lobt das Ergebnis „sehr herausfordernder Verhandlungen“. „Wir können an dieser perfekt angebundenen, zentralen Stelle den Bürgerinnen und Bürgern ein Leistungsangebot eröffnen, für das sie heute mehrere Dienstgebäude aufsuchen müssen. Die Bahndirektion ist ein Beschleuniger in neue Formen der Arbeitswelt und der Servicequalität“, sagt Schneidewind. Es handele sich um ein extrem starkes Signal für die Entwicklung der Elberfelder Innenstadt. In der Konzentration der drei Partner Stadt, Jobcenter und Universität ergebe sich eine ganz neue Frequenz im Zentralbereich. Was mit dem Umbau des Döppersbergs begonnen habe, werde mit der Inbetriebnahme 2025 einen neuen Stellenwert bekommen.

Stadtkämmerer Johannes Slawig begründete die lange Laufzeit des Mietvertrages damit, dass so der Brutto-Mietzins in einem Bereich liege, den sich die Stadt leisten könne. Bei einer Nutzfläche von 12 000 Quadratmetern liegt die Jahresmiete allein für die Stadt bei 1,872 Millionen Euro. Der Mietpreis liege am oberen Ende der marktüblichen Preise für Elberfeld. Das Risiko möglicher Baukostensteigerungen trage der Investor, so Johannes Slawig.

Würde die Stadt die bisherigen Standorte an der Engels-Allee 76 (Versorgungsamt), Neumarkt 40 (Jobcenter), das Einwohnermeldeamt Steinweg, das Straßenverkehrsamt an der Müngstener Straße oder den Heubruchflügel im Barmer Rathaus weiter betreiben, würde die Miete um eine Million Euro günstiger ausfallen. Die Bahndirektion biete zum höheren Brutto-Mietpreis aber eine Vielzahl von Standortvorteilen. Das Verwaltungsgebäude Alexanderbrücke soll verkauft werden, dafür sei eine Ausschreibung erforderlich. Ein Zusammenhang mit der Vereinbarung mit der Clees-Gruppe bestehe in Bezug auf den Verkauf nicht, so Johannes Slawig.

Der Standort Döppersberg sei optimal an den ÖPNV angebunden, davon zeigen sich alle Beteiligten überzeugt. „Wir können dort den Service für viele Lebenslagen abbilden, ein Angebot aus einer Hand anbieten“, so Johannes Slawig. Als Beispiel nennt er eine Familie, die nach Wuppertal gezogen ist und alle Anmeldungen beim Einwohnermeldeamt und Straßenverkehrsamt unter einem Dach erledigen kann, außerdem die Gelegenheit hat, dort die Beratung durch das Jugendamt oder das Jobcenter in Anspruch zu nehmen.

Für die Bergische Universität vergleicht Kanzler Roland Kischkel die Vorteile mit denen, die eine Wohngemeinschaft zu bieten habe. Geplant sei, die komplette Bildungsforschung der BUW am Döppersberg unterzubringen. „Es handelt sich um ein Institut, das innerhalb weniger Jahre von drei Professuren auf Fakultätsgröße von 15 Professuren mit mehreren tausend Studierenden angewachsen ist. Das Institut für Bildungsforschung ist in besonderer Weise in der Schnittstelle zu den anderen Bildungseinrichtungen wie den Schulen tätig. Wir brauchen Platz, da wir extrem gewachsen sind. Der Döppersberg ist ein städtebaulich wichtiger Ort, der weit in das Bergische hinaus strahlt“, sagt Roland Kischkel.

Thomas Lenz, Geschäftsführer des Jobcenters, spricht von einer 1A-Lage. „Es besteht in der Bahndirektion die Möglichkeit, dort zwei Elberfelder Geschäftsstellen zusammen zu fassen und das Thema Bildung in den Vordergrund zu stellen. „Der zentrale Standort bietet uns die Chance, alle Angebote der Bildung im Zentrum Zukunft zu überdenken. Dabei werden wir gerade in den Bereichen Jugend, Bildung und Familie eng mit den städtischen Einrichtungen zusammenarbeiten“, sagt Thomas Lenz.

Yazgülü Zeybek, Fraktionsvorsitzende der Grünen, spricht sich für die Planung aus. „Über das gesetzlich Notwendige hinaus sind Klima- und Energieeffizienzmaßnahmen geplant. Dazu gehören Wärmestandards, wie sie normalerweise bei Neubauten angelegt werden, Dachbegrünung mit Regenwassernutzung sowie Parkplatzentsiegelung.

Für die CDU-Fraktion begrüßt deren Fraktionsvorsitzender Ludger Kineke, „dass nach vielen Jahren des Stillstands eine nachhaltige und moderne Nutzung für das leer stehende Gebäude gefunden worden ist“.