Die Stadt muss mit ihren Pfunden wuchern

Wer hätte das vor dem Beginn der Kamioka-Ära gedacht? Die Sinfoniker selbst wohl am allerwenigsten - nicht, weil sie nicht für Qualität stünden, sondern weil es heimliche Wünsche gibt, von denen man eigentlich weiß, dass sie nie Realität werden.

Nun jedoch ist ein solcher Traum in Erfüllung gegangen: Die städtischen Musiker sind in die erste Orchester-Liga aufgestiegen. Sie haben zum ersten Mal in der Suntory Hall gespielt - und das Publikum direkt verzaubert.

Dass der Erfolg der Japan-Tournee vor allem Toshiyuki Kamioka zuzuschreiben ist, steht außer Frage. Seinem Können und seinen Kontakten war es zu verdanken, dass das Orchester vor drei Jahren erstmals nach Asien eingeladen worden war. Ein Dirigent allein - so gut er auch ist - kann ohne ein entsprechendes Orchester jedoch nicht nachhaltig überzeugen. Die Sinfoniker dürfen sich also auch selbst auf die Schulter klopfen.

Wer genau hinhört, spürt, dass sie sich gewünscht hätten, dass auch offizielle Würdenträger Zeugen ihres Erfolgs werden. In anderen Städten ist es üblich, dass Vertreter aus Politik und Wirtschaft Kulturbotschafter zu außergewöhnlichen Einsätzen begleiten. In Wuppertal liegt die Vermutung nahe, dass kein Repräsentant mitgefahren ist, weil man sich nicht dem Vorwurf aussetzen möchte, in die Ferne zu fahren, während zu Hause existenzielle Finanzprobleme zu lösen sind - selbst wenn die Gastgeber die Reisekosten übernähmen.

Nun deuten alle Zeichen daraufhin, dass es eine dritte Japan-Tournee geben wird. Auch wenn sie noch Zukunftsmusik ist: Es wäre schon jetzt zu überlegen, ob beim nächsten Mal nicht wenigstens eine Wirtschaftsdelegation die Chance zur Mitfahrt und zum Kontakte-Knüpfen nutzen sollte. Gerade in einer Stadt, die um ihr Image und das Überleben der Kulturvielfalt kämpft, sollte man mit den Pfunden, die man hat, auch wuchern.