Konzert Klassische Gassenhauer und andere musikalische Perlen
Wuppertal · Sinfonieorchester Wuppertal spielte open air auf dem Laurentiusplatz und wurde gefeiert.
Von allen Seiten strömten am Samstag die Besucher auf den Laurentiusplatz zum Konzert des Sinfonieorchesters. Die Sitzplätze in der Mitte, die vorher reserviert werden mussten, waren in der Hand versierter Konzertgänger. Drumherum gruppierten sich frühzeitig Gäste mit herbeigeschleppten Klappstühlen, die teilweise den Abend bei einem gemütlichen Picknick einläuteten. Bis zu den Häusern standen dann dicht an dicht die anderen – viele Familien, viele junge Leute mit Bier- und Sektflaschen, Senioren. Ein bunt gemischtes Publikum, das das Sinfonieorchester mit begeistertem Applaus feierte.
Das Wetter, das die morgendliche Generalprobe noch mit Regengüssen bedacht hatte, zeigte sich am Abend freundlich. Kleine rosa Wölkchen zogen über den blauen Himmel, die Sonne strahlte über St. Laurentius. Ab und an stieg ein Sinfonieorchester-Luftballon in den Himmel.
Johannes Pell, 1. Kapellmeister der Wuppertaler Bühnen, leitete das Konzert. Mit viel Charme und Linzer Zungenschlag moderierte er. „Wir machen eine kleine Weltreise über vier Kontinente“ versprach Pell. Wer konzentriert lauschte, konnte überdies mühelos ein Quiz der Sinfoniker lösen und an einem Gewinnspiel teilnehmen.
Mit der Festlichen Ouvertüre von Dmitri Schostakowitsch gestalteten die Musiker einen Aufmerksamkeit heischenden Auftakt mit viel Blechbläsern und Schlagwerk. Lautsprecher sorgten dafür, dass auch leise Stellen bis in die hinteren Reihen gut zu hören waren. Als Kontrast folgte danach eine „Irish Tune from County Derry“ von Percy Grainger – eine schlichte Melodie erst in sattem Streichersound, dann mit Holzbläsern.
Johannes Pell hatte eine geschickte Mischung von klassischen Gassenhauern und eher unbekannten Stücken ausgewählt. So stellte er Erik Saties „Gymnopédie“ vor, eine elegische Melodie unter prominenter Begleitung zweier Harfen. Mit seinem Titel nimmt Satie Bezug auf ein jährliches Fest im antiken Sparta, bei dem männliche Jugendliche nackt ihre Körper in Tänzen und sportlichen Wettkämpfen zeigten.
Johannes Pell dirigierte und moderierte das Konzert
Den bekannten Flamenco „Asturias“ von Isaac Albeniz dirigierte Pell etwas brav, bei Edvard Griegs „In der Halle des Bergkönigs“ schaffte er es nicht, den Zauber dieser märchenhaften Erzählung zu verbreiten. Auch Dvoraks Slawischer Tanz geriet zwar technisch perfekt, aber etwas gleichförmig, da der Dirigent kaum dynamische Abstufung von den Musikern einforderte. Zwischendurch übertönte die Technik kurz die Musik mit einem lauten Wummern.
Schön gestaltete Pell die unterschiedlichen Themen in der Ouvertüre zu Verdis „Macht des Schicksals“. Die Holzbläser begeisterten mit ihren eleganten Soli. Elgars „Nimrod“ aus den Enigma-Variationen zeichnete das musikalische Bild einer nordisch-weiten Landschaft.
Spannend waren die Stücke aus Kurt Weills Konzertsuite „Lady in the dark“. Hier wechselten sich zirkushaft hohe Bläser und schepperndes Schlagzeug mit eingängigen und tänzerischen Melodien oder melancholischen Kantilenen ab. Dazu passte es, dass mit dunkler werdendem Himmel die Glühbirnchen in den Bäumen angingen. Die Bühne hingegen wurde in blau-lila Licht getaucht.
Als dann die Musiker Chatschaturjans Säbeltanz anstimmten, nickten viele Zuschauer mit den Köpfen mit. Mussorgskis Hexensabbat von „Eine Nacht auf dem kahlen Berge“ und Leroy Andersons Militärmarsch „Bugler‘s Holiday“ mit drei Solo-Trompeten heizten die Stimmung weiter auf. So forderten hunderte Zuhörer eindringlich Zugaben und schunkelten und wippten dann bei Andersons „The waltzing cat“ mit. Nach Brahms Ungarischem Tanz applaudierte das Publikum so enthusiastisch, dass Johannes Pell schließlich den Säbeltanz wiederholte.