Verkehr E-Scooter: Zahl der Verunglückten in Wuppertal gestiegen
Zu den Gründen zählen unter anderem die Zunahme an Nutzern durch Leih-Roller, Alkohol sowie fehlende Übung.
Die Zahl der mit E-Scootern Verunglückten ist in Wuppertal im vergangenen Jahr deutlich gestiegen: Lag die Zahl im Jahr 2022 noch bei neun, betrug sie im vergangenen Jahr bereits 33. Im Jahr 2021 lag die Zahl lediglich bei vier. Das gab jetzt das Statistische Landesamt NRW bekannt. In den meisten Fällen (32) sei es 2023 nur zu leichten Verletzungen gekommen, es gab lediglich einen Schwerverletzten.
„Wir haben die Zunahme bei den Unfällen mit E-Scootern im Blick“, erklärt Stefan Weiand, Sprecher der Polizei Wuppertal, auf WZ-Anfrage. „Ein Grund für die Zunahme könnten die Verleihfirmen sein, die es ja noch nicht so lange in Wuppertal gibt. Dadurch sind mehr E-Scooter unterwegs.“ Mit Lime und Voi gibt es in Wuppertal derzeit zwei Anbieter von Leih-Scootern. Während Voi seit diesem Jahr in Wuppertal Scooter verleiht, hat Lime sein Angebot im vergangenen Oktober begonnen. Daher dürfte die Zunahme bei den Unfällen nur bedingt auf die Leih-Scooter zurückzuführen sein.
Gründe für Unfälle mit E-Scootern sieht die Polizei laut Stefan Weiand „in Drogen und Alkohol, aber auch in der fehlenden Übung beim Umgang mit E-Scootern.“ Dazu komme, dass andere Verkehrsteilnehmer oft nicht auf E-Scooter eingestellt seien. „Zudem sind die E-Scooter leise, man hört sie nicht.“ Auch dass oft zwei Personen auf einem E-Scooter fahren, führe zu Unfällen. Erlaubt ist nur eine Person. „Ein weiterer Grund ist die Geschwindigkeit“, erklärt Weiand. „E-Scooter haben eine Geschwindigkeit von 25 Stundenkilometer. Das hört sich nicht nach viel an, ist aber durchaus schnell. Die Geschwindigkeit wird von Autofahrern oft unterschätzt.“ Zur Art der Unfälle sagt Weiand: „Die Nutzer der E-Scooter fahren oft in geparkte Autos rein oder stoßen mit Fußgängern zusammen. Auch werden sie von Autofahrern übersehen.“
E-Scooter seien eine gute Ergänzung im Straßenverkehr, ihre Nutzung zusammen mit dem ÖPNV oder als Ersatz für fehlende ÖPNV-Verbindungen sicher sinnvoll, erklären Thorsten Niebuhr und Wolfhard Winkelströter von Fuss e.V. Wuppertal. Allerdings: „Durch die Bereitstellung von Leih-E-Scootern ist ein Problem im Wuppertaler Verkehrsraum massiv verstärkt worden.“ Gemeint ist die Nutzung der Gehwege durch „Fahrzeuge, die dort nichts zu suchen haben“.
Das Befahren der Gehwege sei Fahrzeugen generell untersagt und könne nur durch entsprechende Schilder erlaubt werden. „Dazu gehören die Schilder Getrennte Führung oder Gemischte Führung von Fuß- und Radverkehr sowie das Zusatzschild unter einem Gehweg-Schild ‚Radverkehr frei‘ und ‚E-Scooter‘ frei. Das letzte Zusatzschild ist in Wuppertal unseres Wissens nach nicht zu finden.“ Während die Schilder „Getrennte Führung“ oder „Gemischte Führung“ von Fuß- und Radverkehr es auch E-Scooter-Fahrern erlauben würden, diese Wege und Flächen zu nutzen, gelte dies nicht für die Schilderkombination Gehweg mit Radverkehr frei. „Was vielen E-Scooter-Fahrern sicher nicht bewusst ist.“
Verein fordert stärkere Kontrollen durch Polizei und Ordnungsamt
Darüber hinaus würden auch normale Gehwege von E-Scootern regelmäßig befahren. „So ist ein E-Scooter auf Straßen mit viel Autoverkehr, der auf der Fahrbahn fährt, schon zur Ausnahme geworden“, erklären Winkelströter und Niebuhr. Durch das Befahren der Gehwege komme es zu Unfällen mit Fußgängern. „Zwei unserer Vereinsmitglieder sind bei Begegnungen mit E-Scooter-Fahrern schon angefahren worden.“ Auch Fuss e.V. weist darauf hin, dass E-Scooter generell nur für eine Person zugelassen seien. Allerdings würde man oft zwei oder sogar drei Personen auf einem E-Scooter sehen. Die fehlende Fahrpraxis bei vielen Nutzern von Leih-Scootern beklagt Fuss e.V. ebenfalls. Auch würden oft Jugendliche und sogar Kinder die Fahrzeuge nutzen, obwohl die Leih-Scooter erst ab 18 Jahren gemietet und gefahren werden dürfen.
Ein weiteres Problem sei das Abstellen der E-Scooter auf dem Gehweg. Die meisten Gehwege in Wuppertal seien dafür nicht breit genug, sodass Fußgänger behindert würden. Als Lösung fordert Fuss e.V. eine stärkere Kontrolle durch Polizei und Ordnungsamt. „Eine Maßnahme könnte ein werbewirksamer E-Scooter-Tag der Polizei sein, so wie es auch den Blitz-Marathon gibt.“ Zudem fordert der Verein eine verbesserte Ausleihkontrolle, um das Benutzen der Scooter durch Kinder und Jugendliche zu unterbinden. Als Möglichkeit nennt der Verein eine Anmeldung mit Gesichtserkennung. Die Identifikationsmöglichkeiten des Smartphones allein würden nicht ausreichen.