Verleihung am 3. Oktober Ehrenamtspreis „Wuppertaler“ geht 2022 an sechs Engagierte

Wuppertal · Sport, Stadthistorie, Integration, Miteinander: Ehrenamtliche engagieren sich in verschiedenen Bereichen. In diesem Jahr werden sechs von ihnen dafür ausgezeichnet.

 Oberbürgermeister Uwe Schneidewind zeichnete aus (v.l.): Klaus A. Flieger, Peter Röder, Brigitte Hupperth  Jörg Schulte und Herbert Fleing.

Oberbürgermeister Uwe Schneidewind zeichnete aus (v.l.): Klaus A. Flieger, Peter Röder, Brigitte Hupperth Jörg Schulte und Herbert Fleing.

Foto: Fries, Stefan (fri)

„Es ist ein ganz besonderer Moment, denn wir möchten ganz besondere Wuppertaler ehren, die mit ihrem Engagement viel für die Stadt geleistet haben.“ Oberbürgermeister Uwe Schneidewind hat am Montag sechs Wuppertalern den „Wuppertaler“ verliehen, einen Preis für jahrelanges Ehrenamt. Die Gewinner hat eine Jury ausgewählt, besetzt mit Vertretern der Frauenverbände, des Jugendrings, des Stadtsportbunds, der Arbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege, des Deutschen Gewerkschaftsbunds und des Stadtverbands der Bürger- und Bezirksvereine.

Helfer nach dem Hochwasser im Juli 2021 hat die Jury nach einer langen Diskussion nicht berücksichtigt, obwohl es viele Vorschläge gegeben habe, sagt Uwe Schneidewind. „Die Auszeichnung geht immer nur an eine Einzelperson. Das wäre unangemessen, nachdem in dieser Situation so viele Menschen über sich hinausgewachsen sind.“ Stattdessen wurden Ehrenamtliche geehrt, die sich im Bürgerverein, für Verkehrssicherheit, Geflüchtete, historische Bildung, den Sport und Inklusion engagieren. Das zeige, wie vielfältig ehrenamtliches Engagement ist. „Sie stehen für viele ehrenamtlich Engagierte, die Dinge möglich machen, die sonst gar nicht denkbar wären.

Herbert Fleing war 21 Jahre lang Vorsitzender des Bürgervereins Hatzfeld. In dieser Zeit stieg die Zahl der Mitglieder von rund 150 auf mehr als 400. Mittlerweile ist er Ehrenvorsitzender. Außerdem war er Politiker in der Bezirksvertretung Barmen. Die wichtigsten Projekte waren für ihn der Erhalt des Carnaper Platzes für Veranstaltungen und die Radtrasse nach Hatzfeld. Derzeit engagiert er sich auch für Geflüchtete, zusammen mit seiner Frau hat er eine fünfköpfige Familie aus der Ukraine aufgenommen – und teilt mit ihnen schöne wie schwere Momente, wie er bei der Preisverleihung erzählt. „Wir sollten nicht vergessen: Wir sollten Zuversicht haben“, trotz oder gerade wegen der Krise.

Klaus Flieger „leistet einen ganz wichtigen Beitrag zur Sicherheit in Wuppertal“, so der Oberbürgermeister in seiner Laudatio. Seit den 70er-Jahren ist er Mitglied der Verkehrswacht, seit mehr als zehn Jahren Vorsitzender. Hauptanliegen ist die Verkehrserziehung von Kindern. Klaus Flieger erstellt die Broschüre „Sicher zur Schule“, wirbt Spenden ein, organisiert mit Kindergärten die Aktion „Siehst du mich“ und Radfahrausbildung für Grundschulkinder. Es gibt aber auch Sicherheitstrainings für Auto-, Motorrad- und Radfahrer. Das Programm soll ausgebaut werden, kündigt Klaus Flieger an.

„Ich freue mich riesig“, sagt Brigitte Huppertz, als sie die Auszeichnung für ihr Ehrenamt in den Händen hält. „Ich bin total vernetzt in Ronsdorf und wir packen an, wenn Not da ist.“ Für die Organisation benutzt sie vor allem Soziale Medien im Internet. Zu Beginn der Corona-Pandemie im Jahr 2020 hat Brigitte Huppertz die Aktion „Ronsdorfer helfen Ronsdorfern“ gegründet und Einkaufshilfen für Menschen organisiert, die in Quarantäne oder vorsorglicher Isolation waren. Außerdem engagiert sie sich in der Freien Kirchengemeinde, die 21 gehörlose Menschen aus der Ukraine aufgenommen hat. Nach der ersten Ankündigung ging alles ganz schnell. „Innerhalb von zwei Stunden haben wir die Räume hergerichtet und Essen vorbereitet. Und es war gut, dass das nur zwei Stunden gedauert hat, dann kamen die ersten an.“

David Mintert konnte den Preis am Montag aus Termingründen nicht selbst entgegennehmen. Der Historiker ist seit 2007 Vorsitzender des Fördervereins der Begegnungsstätte Alte Synagoge. Er legt Wert auf die politische und historische Bildung, hat beispielsweise Material für den Schulunterricht zum Konzentrationslager Kemna erstellt und einen Zeugenbericht eines Häftlings herausgegeben.

Im Bereich Sport engagiert sich Peter Röder. „Aber das mache ich nicht alleine“, bedankt er sich bei den anderen Vorstandsmitgliedern und seiner Familie, als er den Preis erhält. Seit 35 Jahren ist er Mitglied im Cronenberger Badminton-Club, war Kassenwart, sorgte aber auch dafür, dass der Verein schon 1999 seinen eigenen Auftritt im Internet hatte. Mittlerweile ist er Ehrenvorsitzender. Im Jahr 2009 war Peter Röder Gründungsmitglied der Sportgemeinschaft Bergische Golfer, organisiert Trainingslager, Turniere und Reisen und kümmert sich auch dort um die Internetseite.

Der sechste Preisträger ist Jörg Schulte, der die Auszeichnung nicht unbedingt für sich als Einzelperson haben will, sondern „in Stellvertretung für den Beirat der Menschen mit Behinderung. Ohne ihn wäre das überhaupt nicht möglich, die Arbeit funktioniert nur im Team.“ Seit Jahrzehnten engagiert sich Jörg Schulte für Integration, Inklusion und Gleichstellung. Er ist selbst Rollstuhlfahrer und setzt sich für mehr Barrierefreiheit ein – zum Beispiel bei Treffen mit Politikern und Bauherren. Immer wieder weist er auf bauliche Barrieren hin, auf die Rollstuhlfahrer in der Stadt treffen.

Bei der Verleihung im Rathaus waren auch Preisträger der vergangenen Jahre anwesend. „Über die Jahre ist ein Netzwerk entstanden“, sagt Uwe Schneidewind. Dieses Netzwerk werde von Organisationen und Aktionen gefördert, zum Beispiel der Ehrenamtsagentur „Zentrum für gute Taten“, der Ehrenamtsmesse, „Meine Stunde für Wuppertal“ und der Woche des bürgerschaftlichen Engagements. Rund 100 000 der 360 000 Einwohner haben ein Ehrenamt.

„In den letzten zwei, drei Jahren haben wir wieder erlebt, wie wichtig Ehrenamt ist“, sagt Schneidewind und bezieht sich auf die Corona-Pandemie, die Flutkatastrophe, die Geflüchteten vor dem Ukraine-Krieg. „Diese Hilfsbereitschaft und Willkommenskultur wäre sonst gar nicht leistbar gewesen. Zusammenhalt kann nur durch ganz viele Menschen an vielen Stellen organisiert werden. Sie sind der Kitt dieser Stadtgesellschaft.“

(pal)