Ein klares Votum: Die Wuppertaler wollen die Trasse
Nordbahntrasse: Am Ottenbrucher Bahnhof feierte die Wuppertalbewegung das zweite Trassenfest bei mitreißender Partystimmung.
Wuppertal. Die Parole klingt ebenso suggestiv wie zweifelnd: "Hier könnte Ihre Trasse sein". Dajana Meier, Koordinatorin der Merchandising-Aktivitäten bei der Wuppertalbewegung, beschwichtigt: "Die Schilder sind schon etwas älter." Inzwischen hat die Bewegung mehr Mut gefasst und sieht der Verwirklichung ihres Trassenprojekts mit Zuversicht entgegen.
Der enorme Andrang beim zweiten Trassenfest, das gestern den Ottenbrucher Bahnhof belebte, ist Grund genug für Optimismus. So hat Carsten Gerhardt, Vorsitzender der Wuppertalbewegung, auch nur eine Sorge: "Uns gehen die Würstchen aus." 1000 Stück sind bis 13 Uhr verputzt, obwohl gleich mehrere Konkurrenzveranstaltungen am Start sind. Gerhardt nimmt den Zuspruch als klares Votum: Die Stadt sagt Ja zur Nordbahntrasse.Dabei raufen um das Projekt die Realos mit den Fundis. Die einen wollen eine Radstrecke für die umweltfreundliche Freizeitgestaltung, die anderen einen ungestörten Lebensraum für Fledermäuse im Tunnel Schee. "Die Menschen müssen das Vorrecht vor Fledermäusen haben", erklärt dazu Oberbürgermeister Peter Jung und erhält tosenden Beifall. Zum NRW-Tag solle das erste Trassenstück eröffnet werden, da werde der Rest schon folgen.
Voller Zuversicht präsentiert Fahrradhändler Knut Dickten bereits das "Trassenrad", eine spezielle Fertigung für die Wuppertaler Topographie: "Leicht zu bedienen, für jede Körpergröße geeignet." Was die Trasse selbst angeht, so hat Dickten keine Bedenken mehr: "Das lässt sich nicht aufhalten. Auch die Kleinkarierten werden das nicht verhindern können."
Während Carsten Gerhardt von der Bühne herab die Lösung für sein Problem verkündet ("der Würstchen-Nachschub steht schon in Vohwinkel bereit"), lässt Karl-Heinz Müsse auf dem Display seiner Videokamera ein Filmdokument laufen. "Die Fledermäuse gibt es gar nicht mehr", behauptet er. Sein Film aus dem dunklen Tunnel enthält tatsächlich keinen Hinweis auf die nachtaktiven Insektenjäger. Schwärme von Mücken am Schee-Tunnel hätten ihn aufhorchen lassen, sagt Müsse. Täter sei nicht der Mensch, sondern ein Vogel mit Riesenspannweite, die Großohreule. Er habe sie selbst einfliegen sehen. Zehn Fledermäuse fresse die Eule täglich und hätte inzwischen ganze Arbeit geleistet.
Müsses Vorschlag könnte die Fronten auflösen: Der eine Teil des Tunnels solle so eng geschlossen werden, dass nur Fledermäuse passieren können, der andere für die Nutzer der Trasse offen bleiben. Das fände auch Gerhardt ideal.
Inzwischen hat Sascha Gutzeit seinen Song für alle Fledermäuse abgespult. Da bleibt Dajana Meier nur ein Nachtrag: "Wenn ich mir den Ottenbrucher Bahnhof ansehe - der hätte durch die Trasse auch endlich eine Chance."