Mobilität Mobilität in der digitalen Zukunft

Ex-Bahnchef Rüdiger Grube prophezeit in der voll besetzten Stadthalle einen „epochalen Umbruch“.

Rüdiger Grube, Aufsichtsratschef der Hamburger Hafen und Logistik AG. Foto: Andreas Fischer

Foto: Fischer, Andreas (f22)

Das berufliche Leben von Rüdiger Grube ist stets von Mobilität geprägt gewesen – der frühere Bahnchef hat vor seinem Job als Topmanager bereits als Berater für die Deutsche Airbus GmbH und die Daimler-Benz Aerospace GmbH gearbeitet. Anschließend war er als Leiter der Konzernstrategie für den Autobauer Daimler-Chrysler im Einsatz.

Und jetzt – nach dem Abschied von der Deutschen Bahn AG – ist der 1951 geborene Sohn norddeutscher Obstbauern Aufsichtsratsvorsitzender der Hamburger Hafen und Logistik AG. Angesichts dieses Lebenslaufes und dieser Expertise hätte die Volksbank im Bergischen Land kaum einen besseren Experten für ihr Mittelstandssymposium zum Thema „Mobilität“ finden können. Der Vortrag vom Dienstagabend, zu dem sich mehrere Hundert Zuhörer in die Historische Stadthalle einfanden, stand allerdings unter dem Zusatz „Mobilität in der digitalen Zukunft“. 

Mit Blick auf die Entwicklung der Mobilität und dem technischen Fortschritt in Ländern wie den USA und China machte Grube deutlich: Die Zukunft ist digital - oder mit den Worten des langjährigen Bahnchefs: „Wir stehen vor dem größten Umbruch in der Mobilität!“ Und der sei nicht weniger als „disruptiv“ oder „epochal“. Wie sich dieser Umbruch bislang gestaltet, das machte Grube in einem umfangreichen und mit zahlreichen Zahlen und Statistiken gefüllten Vortrag deutlich. Hinzu kamen Anekdoten zu Reisen nach China und Small-Talk mit Google-Gründer Larry Page.

Wie schnell der digitale Wandel sich im Alltag festgefressen hat, zeigte der Ex-Bahnchef mit einigen Vergleichen: Vor 5000 Tagen kannte man den Begriff Smartphone noch gar nicht, mittlerweile gebe es allein in den westlichen Staaten 1,8 Millionen Apps (China nicht mitgezählt), Hardware verliere an Bedeutung, Programme und Anwendungen würden immer wichtiger. „Die Software bestimmt heute, wo es langgeht.“ Das automatisierte Fahren werde kommen – so 2023 oder 2025: zunächst allerdings als „kleine Insellösungen“.

In Zukunft werde nicht mehr eine Fortbewegungsart – also derzeit das Auto – die Mobilität dominieren, sondern verschiedene Formen der Fortbewegung miteinander vernetzt. Statt des motorisierten Individualverkehrs seien Konzepte des individuellen öffentlichen Verkehrs (Fachbegriff: „Mobility on demand“) gefragt. Das hätten auch die Start-ups in Kalifornien erkannt: „63 Prozent aller Start-ups im Silicon Valley beschäftigen sich mit Mobilität“, sagte Grube. Um all das zu erreichen, ist freilich die Einführung des neuen Mobilfunkstandards 5G unverzichtbar – und wie schnell die umgesetzt werden kann, ist derzeit durchaus noch die Frage.   

Zum Auftakt des Abends hatte der Vorstandsvorsitzende der Volksbank im Bergischen Land, Andreas Otto, die Gäste begrüßt. Das Mittelstandssymposium findet seit 2004 statt und hat bereits etliche prominente Redner aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft präsentiert. Als Referenten waren unter anderem Theo Waigel, Joschka Fischer oder Gregor Gysi zu hören.