Prozess „Sonst verkaufen wir dich ins Ausland!“ - Frauen in Wuppertal mit Loverboy-Masche zur Prostitution gezwungen
Wuppertal · Drei Männer sollen in Wuppertal Frauen mit der Loverboy-Masche davon überzeugt haben, sich zu prostituieren. Das Geld nutzten die Angeklagten für ihren aufwendigen Lebensstil und ihre schlecht laufende Shisha-Bar.
Weil sie mehrere Frauen mit einer vorgespiegelten Beziehung zur Prostitution gezwungen haben, müssen sich derzeit drei Männer, 17 bis 32 Jahre, vor dem Landgericht verantworten. Die Haupttäter, 22 und 31 Jahre alt, ließen erst zwei junge Frauen, 20 und 17 Jahre, später weitere junge Frauen für sich arbeiten, kontrollierten und bedrohten sie und kassierten das gesamte Geld. Der dritte Angeklagte unterstützte sie später.
Der 31-Jährige war für den 22-Jährigen ein väterlicher Freund: „Zu ihm konnte ich gehen, wenn ich Probleme habe, zu meinem Vater konnte ich ja nicht“, sagte der 22-Jährige. Eines Tages habe der ältere ihn gefragt, ob der Geld verdienen wollte. Seitdem habe er geholfen, Termine für eine Prostituierte zu machen und bei ihr Geld zu kassieren.
Durch Zufall lernten sie zwei weitere junge Frauen kennen, von denen sich eine bereits prostituierte. Ihr machte der 22-Jährige gezielt schöne Augen, bis sie für ihn arbeiten wollte. Und der 31-Jährige konnte dann deren Freundin durch Vortäuschen einer Liebesbeziehung dazu bringen, für ihn zu arbeiten.
Die Männer renovierten ein Lokal am Wupperfelder Markt, um dort eine Shisha-Bar zu eröffnen. Die Frauen waren bereit, dafür ihre gesamtes Geld abzugeben, 400 bis 500 Euro am Tag. „Ich habe ihr gesagt, dass wir mit dem Laden eine Zukunft haben“, gab der 22-Jährige zu.
Die Frauen bedienten fünf bis sechs Freier am Tag, erst in einer Wohnung, dann im Hotel, dann wieder in einer Wohnung. Anzeigen dafür schalteten die Männer, Kontakte liefen per SMS über ein Handy, auf dem sich die Männer als Urheberin der Anzeige ausgaben. Täglich holten sie das Geld bei den Frauen ab, berichtete der 22-Jährige. Er habe zum Teil den Tag dort verbracht und sich während der Besuche der Freier auf der Toilette oder im Treppenhaus versteckt. Daher hätten sie stets gewusst, wie viele Kunden es gegeben habe.
Massive Gewalt bei Auseinandersetzungen
Denn die Angeklagten kontrollierten die Frauen, machten ihnen ein schlechtes Gewissen oder bedrohten sie, wenn sie nicht mehr arbeiten wollten. „Arbeitest du jetzt oder nicht? Sonst verkaufen wir dich ins Ausland!“ Das habe der ältere seiner „Freundin“ gedroht, berichtete der 22-Jährige. Der 31-Jährige habe seine „Freundin“ auch geschlagen, gewürgt und mit einer Pistole bedroht. Er selbst habe die Frauen nie geschlagen. Nach solchen Streits hätten sie sich jeweils entschuldigt, so dass die Frauen weiter für sie arbeiteten – bis sie sich nach vielen Versuchen endgültig lösten.
Laut Anklage fanden die Männer aber weitere Frauen, die sie dazu brachten, für sie der Prostitution nachzugehen. Auch wenn es zunächst ein Geschäft sein sollte, bei dem die Frauen ihren Anteil erhielten, verzichteten sie darauf, wenn die Männer ihnen eine Beziehung vortäuschten. Sogar eine 14-Jährige brachten sie dazu, einen Freier zu empfangen.
Das eingenommene Geld verwendeten die Angeklagten laut Anklage zum Teil für die Shisha-Bar – die wohl nie Gewinn abwarf, aber auch für ihren aufwändigen Lebensstil. Der dritte Angeklagte (17) half ihnen bei der Organisation der Termine. Weil die Einnahmen durch die Prostitution nicht reichten, beschlossen die Angeklagten, Überfälle zu begehen. Sie gaben sich als Kaufinteressenten für ein teures Handy und eine Uhr aus und schlugen den Mann nieder. Ebenfalls gaben sie sich selbst als homosexuelle Prostituierte aus und wollten einen Freier überfallen, was aber misslang.
Das Urteil könnte am 26. September fallen.