Unesco-Liste Frist für Welterbe-Antrag endet

Südstadt. · Die Johanneskirche in Elberfeld könnte in die Unesco-Liste aufgenommen werden – andere Notkirchen müssten dazu folgen.

Johanneskirche Südstadt: Was macht der Antrag zum Welterbe?

Foto: Fischer, Andreas

Die Johanneskirche in der Elberfelder Südstadt gehört zur Gruppe der ursprünglich einmal 104 Notkirchen, von denen jetzt noch 90 substanziell erhalten sind. Eine Auswahl derer soll – so will es ein Antrag – wegen ihrer herausragenden architektur-, kultur- und kirchengeschichtlichen Bedeutung demnächst zum Weltkulturerbe der Unesco gehören, wobei die Johanneskirche Mitglied des Antrags der Kultusminister-Konferenz an das Unesco-Komitee sein soll.

„Notkirche“, der Begriff erinnert ein wenig an ein Provisorium wie einst der Stall von Bethlehem. Doch der Schöpfer dieser Notkirchen, der Architekt Otto Bartning (1883-1959), der wichtigste protestantische Kirchenbaumeister, hatte dabei keine Behelfsunterkunft für die Gläubigen im Auge, sondern wollte mit seinen 43 zwischen 1948 und 1951 erbauten Notkirchen den Menschen aus ihrer inneren Not und geistigen Perspektivlosigkeit helfen und ihnen in und mit dem Gotteshaus eine Orientierungshilfe geben. Das war der Grundgedanke beim ersten Spatenstich 1948, als für den Neubau auch Trümmersteine aus der damals nahezu vollständig zerstörten Elberfelder Südstadt verwendet wurden. Diese an schreckliche Bombennächte erinnernden Steine wurden dann unter einer Schlämmputzschicht verborgen.

Einige Kirchen haben sich dem Antrag nicht angeschlossen

Dem Wunsch des Kirchenbaumeisters Bartning entsprechend, sollte die Kirche in Gemeinschaftsarbeit von Laien errichtet werden, wie sich der Wuppertaler Architekt Peter Trabitzsch seinerzeit im Gespräch mit der WZ erinnerte. So waren beispielsweise auch Studenten am Bau beteiligt gewesen.

Mit geradezu revolutionären Details wartet die Johanneskirche auf: Wie beispielsweise eine von Anfang an vorgesehene Toilette, oder dass es statt enger Kirchenbänke Stuhlreihen gab. Die farblose Strukturverglasung wich 1963 Glasmalereien aus der Wuppertaler Werkstatt Heinrich Wilhelm Band, die Motive aus der Apokalypse aber auch Tröstliches aus dem Johannes-Evangelium zeigten. Beim Anbau eines Gemeindezentrums wurde der Eingang der Johanneskirche verlegt, so dass die Gläubigen das Gotteshaus zentral betreten können. Eine Besonderheit ist sicherlich das von Bartning entworfene charakteristische Holzgerüst im Inneren, das gleichermaßen rustikal wie solide und vertrauenserweckend wirkt.

Nach wie vor ist die Johanneskirche, deren Bauweise sich auf elementare Materialien wie Holz, Stahl und Steine beschränkt, in einem vorzüglichen Zustand und ein exemplarisches Beispiel für die „Notkirchen“, die hoffen, ins Weltkulturerbe der Unesco aufgenommen zu werden. „Als dieser Antrag im Gespräch war, herrschte allgemein große Begeisterung für das Thema. Und auch unser Presbyterium hat sich gern angeschlossen“, erinnert sich der damalige Gemeindepfarrer Gerson Monhof.

„Aber das geht nur, wenn sich alle noch bestehenden Notkirchen diesem Antrag anschließen“, berichtet Magdalena Majewski, die bis zum Beginn der Corona-Krise diverse Führungen durch die Johanneskirche durchgeführt hatte. Aber daran scheint es zu hapern, wie ein Blick auf die Homepage der OBAK, der „Otto-Bartning-Arbeitsgemeinschaft Kirchenbau“ in Berlin, zeigt. Viele der dort aufgelisteten Kirchen haben sich nämlich noch nicht an dem Antrag beteiligt.

Immo Wittig, Vorstandsmitglied der OBAK in Berlin, weist daraufhin, dass im Frühjahr 2021 die Frist für die Antragstellung, die nur alle fünf Jahre erfolgen kann, abläuft. „Die Vorschläge für die Tentativliste (Vorschlagsliste) werden federführend vom Bundesland Sachsen zusammengefasst und der Kultusminister-Konferenz vorgelegt“, so Wittig, der allerdings kritisch anmerkt, dass seitens vieler Notkirchengemeinden offensichtlich kein großes Interesse an der Aufnahme ins Unesco-Weltkulturerbe vorhanden ist.

Und so darf man weiterhin gespannt sein, ob die Müngstener Brücke oder die Notkirchen eher ins Weltkulturerbe aufgenommen werden.