Geflüchtete lernen goldenes Handwerk

Männer aus Afrika und Osteuropa werden in Berufen ausgebildet, in denen Bewerber fehlen.

Foto: A. Schwartz

Zwar hat das Handwerk bekanntlich goldenen Boden, doch sucht man gerade dort lernwilligen, kompetenten Nachwuchs. Ein Mangel, den junge Geflüchtete aus den Bürgerkriegsländern beheben wollen und sollen. Mamou Diallo (20) aus Guinea und Malang Cissé (25) aus Guinea Bissau sind zwei von ihnen und haben das erste Lehrjahr bei Parkett Dietrich hinter sich gebracht, wie Ausbildungsleiter Goran Filipovic sagt. „Beide haben gute Zeugnisse, auch wenn es mit der Kommunikation noch ein wenig hapert.“

Die Sprache ist natürlich ein Problem für die beiden. Doch sind Diallo, in dessen Heimatland Französisch die Amtssprache ist, und Cissé aus dem portugiesisch sprechenden Guinea-Bissau, dank Sprachkurs in der Lage, sich zu verständigen. Doch wenn es zum Blockunterricht geht, der dreimal im Jahr in der Berufsschule am Haspel stattfindet, dann tun sich gegenüber den Mitlehrlingen schon Sprachbarrieren auf. „Die oft nur unzureichend beherrschte Sprache ist fast immer der Grund, wenn das Lehrverhältnis vorzeitig beendet wird“, weiß auch Sascha Bomann, der Ausbildungsleiter der Kreishandwerkerschaft Solingen/Wuppertal. „Andere Probleme treten bei den geflüchteten Menschen aus Afrika und Osteuropa nicht öfter auf als bei jungen Deutschen auch“, weiß Bomann.

Die zukünftigen Parkettleger sind jeweils einem Gesellen zugeteilt, der mit ihnen zu den Baustellen fährt, sie vor Ort betreut und ausbildet. „Es gefällt mir hier“, meint Diallo, der schon viereinhalb Jahre in Deutschland ist und ein dreiwöchiges Praktikum absolvierte, ehe sich beide Seiten entschieden, den beruflichen Weg gemeinsam zu gehen. Auch Cissé, der vor drei Jahren die Bootsfahrt über das Mittelmeer überlebte und dann mit dem Flugzeug nach Deutschland kam, macht einen zufriedenen Eindruck in seinem Polohemd mit dem Aufdruck seines Arbeitgebers.

Goran Filipovic, der Ausbildungsleiter bei Parkett Dietrich, kann sich in beide hineinversetzen. „Ich bin selbst als 21 Jahre alter Mann aus Ex-Jugoslawien vor dem Bürgerkrieg geflohen“, berichtet er, und freut sich, dass die beiden gewillt sind, einen Handwerksberuf zu erlernen. „Viele ziehen kaufmännische Berufe vor, einige möchten möglichst gleich Chef werden“, beschreibt Filipovic die Situation auf dem Lehrstellenmarkt. Ähnlich sieht es Sascha Bomann: „In unserem Bereich haben 87 geflüchtete Männer zwischen 20 und 25 Jahren einen Ausbildungsplatz bekommen. Die Männer kommen aus Syrien, Afghanistan, Somalia, Kenia, Eritrea, Ghana oder Guinea. Aber einige sind auch aus Albanien oder dem Kosovo.“ Bomann erläutert: „ Sie wollen Dachdecker, Maler, Lackierer, werden und machen sich auch vor den Anforderungen für einen Kfz-Mechatroniker nicht bange. Weiterhin gehen sie auch in die Berufe Anlagen-Mechaniker und Sanitär-Heizungsbauer.“ Bei der Nennung eines ehrenwerten Gewerbes hat er ein recht zufriedenes Lächeln auf dem Gesicht. „Die Männer lernen auch das Bäcker-Handwerk, bei dem es kaum einheimischen Nachwuchs gibt.“