Nach dem Amoklauf Gewalttat an Wuppertaler Gymnasium: Täter hinterließ Bekennerschreiben
Update | Wuppertal · Die Staatsanwaltschaft will den 17-Jährigen wegen versuchten Mordes anklagen. Er soll nach dem Krankenhaus in Untersuchungshaft kommen.
Am Tag nach dem blutigen Angriff am Wilhelm-Dörpfeld-Gymnasium in Wuppertal gab die Staatsanwaltschaft weitere Details bekannt. So ist jetzt bestätigt, dass der 17-Jährige vor der Tat ein Bekennerschreiben verfasst hat. Demnach sei der Angriff genau so geplant gewesen. Die Staatsanwaltschaft will Anklage wegen versuchten Mordes erheben. Der Schüler, der sich derzeit noch im Krankenhaus befinden, soll in Untersuchungshaft kommen. Zu einer möglichen psychischen Erkrankung des Täters hielt man sich bei der Pressekonferenz am Freitag noch bedeckt.
Am Freitag gab es keinen regulären Betrieb an der Schule. Laut Bezirksregierung war das WDG zwar geöffnet, für die unmittelbar betroffenen Schülerinnen und Schüler gab es aber keinen Unterricht. Insgesamt 30 Psychologen sollten in die Schule kommen, um die Geschehnisse mit den Schülern aufzuarbeiten.
„Um der Schülerschaft in der aktuellen Situation durch gewohnte Abläufe Kontinuität und Stabilität zu bieten, soll der planmäßige Unterricht ab Montag wieder aufgenommen werden.“ Für den Freitag hätten hingegen die Eltern entscheiden können, ob ihre Kinder zur Schule gehen oder nicht.
Am Freitag hätten alle Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe I eine Stunde bei ihrer jeweiligen Klassenlehrkraft gehabt, um Raum für Gespräche und die Aufarbeitung der Amoktat vom Donnerstag zu geben. Anschließend war für sie Unterricht nach Plan vorgesehen.
Für die Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe II war dagegen kein regulärer Unterricht vorgesehen. „Die Lehrkräfte werden der jeweiligen Situation entsprechend Gespräche der Schülerschaft untereinander begleiten, auf das Angebot der Schulpsychologie hinweisen und für Gespräche zur Verfügung stehen“, erklärte die Bezirksregierung.
Keine Angaben machte die Schulbehörde unter Verweis auf die laufenden Ermittlungen dazu, ob der mutmaßliche Täter und seine Opfer alle aus einer Gruppe stammten und ob die Bluttat in einem Klassenraum geschehen sei.
Eine positive Nachricht kam am Freitagmorgen von der Staatsanwaltschaft. Oberstaatsanwalt Wolf-Tilman Baumert teilte auf WZ-Anfrage mit: „Alle Opfer sind außer Lebensgefahr.“
Am Freitagvormittag besuchte NRW-Schulministerin Dorothee Feller (CDU) die Schule.
Die Geschehnisse von Donnerstag: Am Wilhelm-Dörpfeld-Gymnasium in Wuppertal hat es einen Amoklauf mit mehreren verletzten Schülern gegeben. Laut aktuellen Erkenntnissen hat ein Täter fünf Schüler verletzt, das bestätigte ein Sprecher der Polizei. Mindestens zwei Schüler seien bei dem Messerangriff schwer verletzt worden, sagte Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul (CDU) im Innenausschuss des Düsseldorfer Landtags.
Bei dem Angriff mit mehreren Verletzten soll der Tatverdächtige mehrere Stichwaffen genutzt haben, so Staatsanwaltschaft Patrick Penders bei einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz an der Hofaue 23. Die Schule hatte demnach am Vormittag Amokalarm ausgelöst. Beim Eintreffen der ersten Polizeikräfte habe der Verdächtige festgenommen werden können. Der Beschuldigte habe selbst Stichverletzungen aufgewiesen – mutmaßlich selbst zugefügt. Zwei Schüler und der Tatverdächtige lagen zunächst auf Intensivstationen.
Hinsichtlich eines mutmaßlichen Bekennerschreibens wollte sich die Staatsanwaltschaft Wuppertal noch nicht äußern. Nach jetzigem Stand wurden mehrere Schüler mit einer Stichwaffe verletzt und befinden sich in ärztlicher Behandlung, heißt es in einer Mitteilung der Staatsanwaltschaft Wuppertal und der Polizei Düsseldorf, die die Einsatzleitung übernommen hatte.
Nach ersten Informationen handelte es sich um einen Einzeltäter. Nach aktuellen Erkenntnissen ist der 17-jährige Tatverdächtige, ebenfalls ein Schüler, lebensgefährlich verletzt worden, mutmaßlich durch sich selbst. Der Einsatz war gegen 16.30 Uhr weitestgehend abgeschlossen. Das strafrechtliche Ermittlungsverfahren wird durch die Staatsanwaltschaft Wuppertal geführt, heißt es weiter. Ein Polizeihubschrauber kreiste zeitweise über der Schule. Die Schüler und Lehrkräfte wurden psychologisch betreut.
Der WZ liegt ein Schreiben der Schulleitung vor, in dem es heißt: Ein Schüler der Oberstufe sei in eine „manische Phase seiner psychischen Erkrankung abgeglitten“ und habe einige Schüler verletzt.
Die Polizei richtete eine Anlaufstelle für Familien und Angehörige an der Wuppertaler Stadthalle ein. Die Schülerinnen und Schüler, die zunächst auf dem Schulhof standen und das Schulgebäude nicht verlassen dürfen, wurden zum Sparkassengebäude gebracht, um sich aufzuwärmen. Einige waren in Decken eingewickelt. Weiand: „Die Schüler sind verständlicherweise mitgenommen.“
Laut WZ-Informationen sollten die Kinder und Jugendlichen zunächst keinen Kontakt zu ihren Familien aufnehmen. Das führte dazu, dass einige aufgelöste Eltern und Familienangehörige sich Wortgefechte mit den Einsatzkräften lieferten. Auch am Mittag durften die Kinder noch immer nicht zu ihren Eltern. Das hatte einsatztaktische Gründe und blieb laut Polizei noch „einige Stunden“ so. Die Kinder und Jugendliche wurden in der Zeit mit Essen und Trinken versorgt. Der ganze Bereich ist noch immer voll mit Familien und Angehörigen. Notfallseelsorger waren vor Ort und boten psychologische Betreuung. Später am Tag konnten die Schüler von ihren Eltern und Familien abgeholt werden.
„Unsere Gedanken sind bei den verletzten Schülerinnen und Schülern vom Wilhelm-Dörpfeld-Gymnasium“, erklären die Landtagsabgeordneten aus Wuppertal Andreas Bialas, Dilek Engin und Josef Neumann in einer gemeinsamen Mitteilung nach der Messer-Attacke durch einen Schüler auf Stufenkameradinnen und -kameraden. „Ihnen und ihren Familien, den Lehrkräften sowie allen Betroffenen dieser Gewalttat gilt unsere Anteilnahme.“
Der Einsatz lief etwa seit 9.50 Uhr. Zahlreiche Streifenwagen waren im Einsatz. Über ein Dutzend Streifenwagen, Feuerwehrfahrzeuge, Rettungswagen und das Ordnungsamt waren zeitweise vor Ort. Die Südstraße und die Straße Johannisberg waren gesperrt. Vor Ort waren auch Sozialdezernent Stefan Kühn und die Wuppertaler Landtagsabgeordnete Dilek Engin (beide SPD).