Glück ist, die Vielfalt unserer Stadt zu genießen
Stefan Kühn über seine Heimat Wuppertal und was ihn daran glücklich macht.
Wuppertal. Seit 35 Jahren lebe ich in Wuppertal - und zwar überzeugt und begeistert. Wuppertal ist meine Heimat, hier bin ich zu Hause. Und ich genieße seine Vielfalt. Wuppertal, das sind die Höhen und das Tal. Es ist die Wupper mit alten Fabriken und neuer Kreativität. Es ist die Friedrich-Engels-Allee, die von alter Pracht und neuem Glanz, von frühindustrieller Armut und neuen Problemen zeugt. Es ist die alte und doch junge Schwebebahn, die die Stadt verbindet und demnächst vielleicht auch die Seilbahn, die Menschen schon auf den ersten Blick das grüne Tal der Wupper und seine Hügel bewundern lässt.
Wuppertal, die Schwester-Städte Elberfeld und Barmen und dazu die Vielfalt von Vohwinkel bis Langerfeld und Beyenburg, vom Dönberg bis nach Ronsdorf und Cronenberg. Und doch viel mehr, als die Summe seiner Stadtteile. Der neue Döppersberg verkörpert eine starke, selbstbewusste und moderne Großstadt, die wie selbstverständlich ins Luisenviertel einlädt, um stolz ihre Vergangenheit zu zeigen und sie lebendig zu nutzen.
Und Wuppertal ist die belebte Barmer Innenstadt mit dem Rathaus am Johannes Rau-Platz, der an den großen Sohn unserer Stadt erinnert. Ich genieße die dicht bebauten, alten Quartiere entlang der Talachse. Seien es Oberbarmen, Wichlinghausen, Unterbarmen, der Osterbaum, der Ölberg oder der Arrenberg.
Und die großzügigen grünen Parkanlagen wie die Hardt, die Barmer Anlagen oder den Mirker Hain, durch den ich spaziere und jogge. Denn ich wohne am Uellendahl im Negerdorf. Einer Siedlung aus den 2oer-Jahren, die man immer noch so nennen darf. Unweit der Landesfrauenklinik, wo sehr viele Wuppertalerinnen und Wuppertaler zur Welt gekommen sind.
Unvergleichlich: die Nordbahntrasse. Eine neue Entwicklungsachse quer durch unsere Stadt. Mit einmaligen Blicken und beeindruckenden Bauwerken. Sie verbindet alte Quartiere mit neuem Wohnen, alte Nachbarschaften mit spannenden neuen Projekten. Und ebenfalls herausragend: Wir haben demnächst eine alten Gaskessel mit einer innovativen Nutzung. Ein großer Impuls für Heckinghausen und ganz Wuppertal.
Ein Bummel über den Ölberg macht immer wieder großen Spaß. Pulsierendes Leben ganz unterschiedlicher Menschen. Und ein historischer Ort. Er steht für den Widerstand von Arbeiterinnen und Arbeitern gegen den Faschismus. Einen Widerstand, den viele mit ihrer Freiheit und ihrem Leben bezahlt haben. Der Ölberg mahnt auch heute noch, sich für Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität einzusetzen.
Hinüber ins Briller Viertel. Entstanden für die Superreichen des 19. Jahrhunderts. Wohnviertel der Menschen, die durch die Ausbeutung von Männern, Frauen und Kindern reich geworden waren und sich gleichzeitig für die „Armenfürsorge“ - so nannte man das damals - engagierten.
Wuppertal, damals die Stadt der vielen evangelischen Bekenntnisse, heute die Stadt der evangelischen und katholischen Kirchen, der Moscheen, der Bergischen Synagoge und der Menschen ohne religiöses Bekenntnis. Sie wuchs im 19. Jahrhundert durch Zuwanderung. Das Tal der Wupper wurde Heimat für Menschen aus unterschiedlichen deutschen Ländern. Heute ist sie Heimat für Menschen unterschiedlicher Herkunft, Muttersprache, Hautfarbe und Religion.
Ich mag seine moppernden Menschen, die nichtsdestotrotz ihre Stadt lieben und sie - selbstverständlich nur außerhalb von Wuppertal - ausführlich loben. Und wenn es sein muss, auch heftig verteidigen.
Voller Stolz schaue ich auf die vielen Wuppertalerinnen und Wuppertaler, die sich für ihre Stadt und für die Menschen in ihrer Stadt engagieren. Zum Beispiel im Sozialen, in der Jugendarbeit, der Bildung, dem Sport, der Kultur, der Feuerwehr, im Stadtteil und in der Politik. Menschen, die anpacken, die gestalten und die bewegen. Helden.
Wuppertal, das sind für mich die alten Freunde und die neuen Begegnungen. Es sind die Geschichten meiner Vergangenheit und es ist die Neugierde auf das Kommende. Wuppertal ist die Großstadt, in der man sich kennt. Glück ist, die Vielfalt von Wuppertal zu genießen.