Grundschüler entdecken die Welt Schostakowitschs
Drei dritte Klassen aus der Schule Reichsgrafenstraße lauschten der Musik und waren begeistert.
Wuppertal. Dmitri Schostakowitsch für Grundschüler? Ob das gut geht? Wie gut es ging, bewies das Prisma Quartett am Freitag in der Stadthalle: Drei dritte Klassen der Grundschule Reichsgrafenstraße zeigten sich bestens vorbereitet und waren begeistert.
Raphael Amend moderierte so anschaulich, dass den Schülern eine gute Stunde in angespannter Stille und bei fröhlichem Mitmachen wie im Fluge verging.
In Abschnitten aus den fünf Sätzen des dritten Streichquartetts in F-Dur op. 73 brachten die Musiker den Kindern Schostakowitsch nahe — so den unbeschwerten ersten Satz mit dem heiter tändelnden Hauptthema. „Dolce“ sei zu spielen, erläuterte Amend. Dass auch italienische Nachspeisen „dolce“ heißen, also süß sind, fanden die Kinder heraus und sollten zählen, wie oft das Thema in den verschiedenen Instrumenten wiederkehrt. Ein kleines Mädchen hatte richtig gezählt und durfte vorne auf die Musiker zeigen, die das Thema jeweils spielten. Dass Schostakowitsch mit häufigen Taktwechseln arbeitet, erfuhren die Kinder und klatschten den schwierigen Wechsel von zwei Zweiertakten zum Dreiertakt nach kurzer Übung fehlerfrei und übereinstimmend mit dem Quartett-Spiel. Der kleine Sami zeigte mit der Hand das Glissando im zweiten Satz an, also das schleifende Auf- und Abwärtsspielen, und eine Mitschülerin durfte für Kinder und Musiker das Laut und Leise dirigieren. Dass Schostakowitschs Musik manchmal wütend klingt, fröhlich oder traurig spürten die Kinder und lernten, dass das Spielen im Einklang „Unisono“ heißt. „Wenn ihr nach Hause kommt, könnt ihr fast perfekt Italienisch“, versprach Amend. Benjamin Spillner (1. Violine), Kathrin Brosi (2. Violine), Annette Hartmann (Viola) und Pirkko Langer (Cello) wurden nicht müde, einzelne Passagen zu wiederholen. So wurde der Aufbau der Sätze sehr spielerisch durchsichtig.
Aber Raphael Amend ließ auch immer wieder Informationen zum Leben des Musikers einfließen: Dass er unter Stalin gelitten und Angst gehabt habe, doch Proteste gegen den Alleinherrscher immer nur in seiner Musik habe zum Ausdruck bringen können. Und so hätte er wohl doch besser Jaroslaw geheißen, wie seine Eltern ihn zunächst nennen wollten, denn das bedeute „kühn, stark und mutig“. Solch einen spannenden Musik-Unterricht wünschen sich wohl alle Grundschulkinder.