Haan zwingt Vohwinkeler zu Umwegen

Die Nachbarstadt will den Wibbelrather Weg durch Poller trennen. Auf Wuppertaler Seite sind Anwohner und Politiker sauer.

Foto: Stefan Fries

„Alle Tiere sind gleich, aber manche sind gleicher“ heißt es schon in Orwells „Animal Farm“. Der Spruch passt auch gut auf die Situation am Wibbelrather Weg im äußersten Vohwinkeler Westen. Die Straße gehört im unteren Bereich zu Haan und auf dem oberen Teilstück zu Wuppertal. Wohl dem, der auf Haaner Seite wohnt. Denn die Vohwinkeler Nachbarkommune will den Wibbelrather Weg genau an der Stadtgrenze mit Pollern sperren lassen. Sie begründet das in einem Antrag mit Sicherheitsbedenken. Radfahrer und Schulkinder seien durch zu schnelle Autos auf der relativ engen Straße gefährdet. Hier verlaufen gleich zwei wichtige Radwegverbindungen und in der Nähe liegt eine Bushaltestelle.

Verkehrliche Auffälligkeiten gibt es laut Wuppertaler Polizei in diesem Bereich allerdings nicht. Die Stadt Haan und die Mehrheit der dortigen Politiker beharren trotz entschiedenen Einspruchs aus Wuppertal auf der Sperrung. In der Sitzung des Haaner Verkehrsausschusses gab es vergangene Woche einen entsprechenden Beschluss.

Baudezernent Frank Meyer

Die Anwohner am unteren Wibbelrather Weg dürfte das freuen. Das Verkehrsaufkommen vor ihrer Haustür wird künftig drastisch sinken — bei gleichbleibend schneller Anbindung über die Elberfelder Straße zur Autobahn. Weniger begeistert von der Entscheidung sind die mehr als 150 betroffenen Haushalte auf Vohwinkeler Gebiet. Wer von hier zur A 46 Anschlussstelle Haan-Ost möchte, muss künftig einen bis zu zwei Kilometer langen Umweg in Kauf nehmen.

Kein Wunder, dass der Vorgang hohe Wellen schlägt. Der Ärger bei Anwohnern, Politikern und auch bei der Stadtspitze ist gleichermaßen groß. „So kann man nicht mit einer Nachbargemeinde umgehen“, findet der Wuppertaler Verkehrsdezernent Frank Meyer (SPD). Es sei keine vernünftige Lösung, Vohwinkel durch die Sperrung einfach abzuschneiden. Noch deutlicher wird Bezirksbürgermeister Heiner Fragemann (SPD). „Es grenzt an Unverfrorenheit, hunderte Anwohner durch eine solche Entscheidung vor vollendete Tatsachen zu stellen“, schimpft er. Die Bezirksvertretung sei im Vorfeld nicht informiert worden. „Wir können über dieses dreiste Vorgehen nur den Kopf schütten“, sagt Fragemann. Haaner Politiker wollten für mehr Sicherheit sorgen Auch der Vohwinkeler Martin Hahn ist nicht gut auf die Nachbargemeinde zu sprechen. „Die Sperrung bedeutet für mich jeden Tag einen Riesenumweg“, kritisiert er.

Fraktionsvorsitzender Andreas Rehm von der Grün Alternativen Liste (GAL) im Haaner Stadtrat kann den Ärger der Wuppertaler Bürger durchaus verstehen. Die GAL hatte den Antrag zur Verkehrsoptimierung mit dem Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) in der Nachbargemeinde auf den Weg gebracht. „Es ging uns nicht in erster Linie um eine Sperrung, sondern um eine Verminderung der Gefahr für Fußgänger und Radfahrer“, erläutert Rehm. Es sei aber bezüglich einer Verkehrsberuhigung mit der Wuppertaler Verwaltung „kein konstruktiver Dialog“ möglich gewesen. Seine Fraktion sei aber für weitere Gespräche offen. Sie wünscht sich etwa eine Verbreiterung des Wibbelrather Wegs und das Anlegen eines Rad- und Fußwegs. Die dafür erforderlichen Flächen müsste die Stadt Wuppertal allerdings erst erwerben.

„Dafür haben wir keine finanziellen Möglichkeiten“, sagt Frank Meyer. Zudem sei die Sperrung erst vor wenigen Wochen kommuniziert worden. „Wir lassen uns nicht unter Druck setzen“, betont Meyer. Er hoffe nach wie vor, dass es noch eine verkehrliche Alternative gibt.

Die Vorsitzende der Siedlungsgemeinschaft Westpark, Wenke Kowalewski wünscht sich, dass sich die Städte an einen Tisch setzen. „Dieser Konflikt darf nicht auf dem Rücken der Bürger ausgetragen werden.“ Die Stadt Haan gab sich gestern zum Thema schmallippig. Man wolle „den Sachverhalt vorrangig mit den Kollegen der Stadtverwaltung Wuppertal erörtern“, hieß es.