Historie Das bewegte Leben der Wuppertaler Löwen
Wuppertal · Silberne Exemplare erinnern an Bronze-Originale. Die bewachten nicht nur die Bahndirektion.
Mit der Eröffnung des oberen Bahnhofsplatzes zieren auch zwei schimmernde Skulpturen die neue Freifläche: zwei Löwen, die über die Wiese zu schreiten scheinen. Sie erinnern an zwei bronzene Tiere, die derzeit noch eingelagert sind. Und bereits eine lange Geschichte hinter sich haben.
Die Mähne dieser dunklen Löwen ist mächtiger und sie wirken insgesamt freundlicher als die Silberlinge. Geschaffen hat sie der Bildhauer Wilhelm Joseph Imhoff nach einem Modell von Christian Daniel Rauch. Sie nahmen 1833 ihre Posten am Portal des damals neu gebauten Rathauses von Elberfeld am Turmhof ein, dem heutigen Von der Heydt-Museum. Nach Angaben auf der Denkmal-Internetseite von Jan Niko Kirschbaum konnten sie sogar durch ein installiertes Gasrohr zur festlichen Eröffnung Feuer speien.
Jan Niko Kirschbaum berichtet auf seiner Internetseite auch von der Anekdote, dass der Bildhauer bei Lieferung mehr Geld wollte, als die Stadt Elberfeld zu zahlen bereit war. Deshalb wurde die Annahme verweigert. Der Bildhauer soll die Löwen dann kurzerhand eine Weile in einer Bretterbude an der Schlossbleiche ausgestellt und gegen Geld besichtigen lassen haben – „Eintrittspreis: 5 Silbergroschen, Kinder die Hälfte“. So kam er doch auf die gewünschte Summe und übergab die Löwen schließlich.
1877 sollen die Löwen dem Verkehr am Turmhof im Weg gewesen sein, weshalb die Stadt sie zunächst einlagern ließ, ab 1887 standen sie am Eingang der neuen Badeanstalt am Brausenwerth. Im Zweiten Weltkrieg wurden die Löwen beschädigt, der Transport zu einem neuen Standort am Zoo führte zu einem Totalschaden an einem der beiden Löwen.
Der andere blieb dann viele Jahre bei der Firma Blumhardt in Vohwinkel, aber weiter im Besitz der Stadt. 1965 ließ die Stadt Wuppertal Abdrücke machen und zwei neue Löwen gießen, die 1967 vor der Bahndirektion aufgestellt wurden. Dort bewachten sie bis zuletzt die Taxiauffahrt zum Bahnhof.
Der verbliebene Originallöwe stand weiter in Vohwinkel, 1993 wollte die Stadt ihn nach mehrfacher Aufforderung wieder im Zentrum aufstellen. Doch es fehlte das Geld für die Herrichtung. Das konnte dann die WZ mit der Aktion „Rettet den Löwen“ zusammenbringen: Sie warb zusammen Kulturamt und Sparkasse bei ihren Lesern dafür, „Löwenanteile“ zu erwerben. Auf diese Weise kamen 20 000 Mark zusammen. Die Bürger durften auch über den neuen Standort abstimmen: Die Wahl fiel auf den Willy-Brandt-Platz. 1994 wurde der Löwe dort mit einem Fest aufgestellt. Seitdem ist er wieder ein beliebtes Reittier für Kinder.
Die Löwen schlummern im
Innnenhof der Bahndirektion
Die Löwen vor der Bahndirektion wurden mit Beginn der Bauarbeiten am Döppersberg abgebaut. Bei einer Besichtigung des leerstehenden Gebäudes durch die CDU-Fraktion im Juli 2015 waren sie gut verpackt in einem der Innenhöfe zu sehen. Investor Alexander Clees versicherte damals: „Die Löwen sind gut aufgehoben.“ Sie sollten zur Eröffnung des FOC wieder ihren Platz am Portal einnehmen.
Derzeit steht in den Sternen, was aus dem FOC wird. Zur Eröffnung des Bahnhofsvorplatzes im November waren die Löwen nicht greifbar. Deshalb hat das Baustellen-Team eine Alternative gesucht und ist in Remscheid fündig geworden. Dort stehen Löwen aus Kunststoff an Straßen und Häusern wie Pinguine in Wuppertal. Versilbert streifen jetzt zwei Exemplare der Remscheider Löwen über den Bahnhofsvorplatz, bis ihnen die Wuppertaler Bronze-Löwen das Revier streitig machen.
Fotograf Kurt Keil, langjähriger WZ-Fotograf, gefällt das, er ist nur wegen des glänzenden Anstrichs skeptisch: „Eine andere Farbe hätte das Bild besser abgerundet.“ Denn insgesamt ist er vom neuen Döppersberg angetan – vor allem im Vergleich zum vorigen Zustand. Das Foto des alten Löwen hat er 1979 oder 1980 gemacht, als die WZ eine Serie über alle Löwen der Stadt veröffentlichte. Dazu gehörten unter anderem der Löwe in der Affenanlage im Zoo und der auf dem Ehrenfriedhof in Barmen.