Höhner-Sänger zu schnell? Kopf wird in Düsseldorf vermessen
Wuppertal/Köln/Düsseldorf. Eigentlich kommt Henning Krautmacher mit seinen kölschen Karnevalsrockern Höhner nur einmal im Jahr nach Wuppertal. Dann singt er auf der beliebten Open-Air-Bühne der Schwebebahnstadt und die zuweilen als Karnevals- und Stimmungsmuffel verschrienen Wuppertaler sind selig.
Am Dienstag war Krautmacher (55) wieder in Wuppertal — diesmal ohne Band, dafür mit Rechtsanwalt Joachim Hoepner. Grund: Kürzlich bekam der Sänger Post von der Wuppertaler Stadtverwaltung.
Es ging um ein Knöllchen. Am 25. September 2011 soll der Musiker zu schnell gewesen sein. Auf der Autobahn A 1 (Höhe Raststätte Kucksiepen) sei der Höhner-Barde statt mit dem dort vorgegebenen Tempo 80 mit 102 km/h in Richtung Kölner Heimat unterwegs gewesen, sagen die Wuppertaler Tempomesser. 115 Euro soll Krautmacher zahlen.
Als Beweis gibt es ein Foto des mobilen Blitzers: Darauf ist zwar die Augenpartie des Fahrers durch den Rückspiegel verdeckt. Aus Sicht des Wuppertaler Ordnungsamts weist der markante Schnauzbart auf dem Blitzerfoto aber eindeutig auf den Sänger als Temposünder hin. Zumal der 55-Jährige auch Halter des Toyota Europe sein soll.
Doch Krautmacher ließ über seinen Anwalt gegen die Knolle aus Wuppertal Einspruch einlegen. Und am Dienstag vor dem Wuppertaler Amtsgericht erklärte er auch, warum: „Ich kann mich nicht erinnern da gefahren zu sein“, sagte er.
Hintergrund: Der Wagen wird laut Höhner-Sänger in erster Linie von einer Mitarbeiterin, aber auch von anderen Männern mit Bart gefahren. Anwalt Hoepner vor Gericht: „Der Höhner-Schlagzeuger hat auch einen Schnauzbart.“ Krautmacher ergänzte: „Ich fahre normalerweise mit der Band im Tourbus.“ Aussage gegen Aussage.
Jetzt soll ausgerechnet ein Düsseldorfer den kuriosen Fall per Gutachten klären. Laut Gericht wird der renommierte Rechtsmediziner Professor Wolfgang Huckenbeck demnächst den Unterkiefer des Höhner-Sängers vermessen und mit dem Wuppertaler Tempofoto abgleichen.
Der gebürtige Leverkusener Krautmacher stöhnte am Dienstag: „Dann muss ich ja in die verbotene Stadt. So ein Aufwand.“ Grundsätzlich ist der Sänger aber einverstanden, es ginge ja um die Gerechtigkeit, lachte er. Und nach Ende der Verhandlung gab er der Protokollantin auch noch bereitwillig das gewünschte Autogramm.