Wirtschaft im Bergischen Land IHK-Umfrage ergibt „große Katastrophe"
Die Corona-Krise drückt die Stimmung in Industrie und Handel im Bergischen Land.
Die Lage in Industrie und Handel im Bergischen ist schlecht. Und die Stimmung kaum besser. Das zeigt die aktuelle Umfrage zur Konjunkturlagebeurteilung, die die Bergische IHK regelmäßig durchführt. Corona habe die Wirtschaft „hart getroffen“, sagte IHK-Präsident Thomas Meyer bei der Vorstellung der Ergebnisse: „So wundert es gar nicht, dass die Geschäftslage so tief abgerutscht ist.“ Demnach beurteilen nur noch 16 Prozent der Unternehmen ihre Lage als „gut“, 51 Prozent hingegen als „schlecht“. Zahlen, wie sie weder Thomas Meyer noch Hauptgeschäftsführer Michael Wenge von früheren Umfragen kennen. „Der Wert für gut lag zuletzt in der Regel immer über 90 Prozent“, so Meyer, der die Lage als „große Katastrophe“ beschrieb, die es so „seit Ende des Zweiten Weltkriegs“ nicht mehr gegeben habe.
Unterteilt in die fünf Teilbereiche Industrie, Groß- und Einzelhandel, Verkehr und sonstige Dienstleistungen zeigt sich: Besonders schlecht ist die Stimmung in der Verkehrsbranche. Busreisen finden weiterhin nicht statt, der Schulverkehr lag lange brach, und Taxi-Unternehmen haben auch weniger zu tun, während der Güterverkehr jetzt schon teilweise die Flaute in der Industrie zu spüren bekommt.
Dagegen stellt sich die Lage im Einzelhandel und bei den sonstigen Dienstleistungen noch als vergleichsweise stabil dar. Und auch die Industrie sei noch weit vom Tiefpunkt entfernt, meinte Meyer. Viele Firmen würden derzeit noch den Auftragsbestand abarbeiten. Hier erwartet der IHK-Präsident die stärksten Auswirkungen der Krise erst für das dritte Quartal.
Der zum Jahresbeginn aufkeimende Optimismus sei gänzlich verschwunden, urteilte Meyer: „Das Problem ist, dass die Unternehmen nicht wissen, wie lange die Krise noch anhält.“ Deswegen würden derzeit auch mehr als zwei Drittel der Befragten davon ausgehen, dass die Konjunktur noch weiter einbricht. Das Ergebnis: Viele Firmen würden Investitionen nicht nur verschieben, sondern ganz streichen.
Und natürlich stehen auch zahlreiche Arbeitsplätze auf dem Spiel. „Wir hoffen natürlich, dass wir so viele Mitarbeiter wie möglich halten können“, sagte Meyer. Doch einige Firmen hätten bereits angekündigt, dass ihnen das trotz Kurzarbeitergeld nicht gelingen wird. „Jeder Unternehmer muss jetzt erstmal mit seinem Unternehmen überleben“, so Meyer. „Dahinter stecken viele, viele Einzelschicksale.“
Ein „Lichtblick“ sei neben einigen wenigen Branchen, die trotz Krise gut laufen oder sogar davon profitieren der Ausbildungsmarkt, betonte Carmen Bartl-Zorn, bei der IHK für Aus- und Weiterbildung zuständig. Eine Blitzumfrage habe ergeben, dass 70 Prozent der Firmen auf gleichem Niveau wie bisher ausbilden wollen, acht Prozent wollen ihr Engagement sogar ausweiten. „Das Wichtigste ist jetzt, dass trotz Kurzarbeit nicht der Eindruck entsteht, dass es keine Ausbildungsplätze gibt“, sagte Bartl-Zorn. Allein für das kommende Ausbildungsjahr gebe es in der IHK-eigenen Börse noch rund 500 unbesetzte Stellen.
Dass Corona noch nicht überstanden ist, davor warnte der IHK-Hauptgeschäftsführer: „Was jetzt auf keinen Fall eintreten darf, ist ein zweiter Lockdown“, so Wenge. „Dann geht bei ganz vielen das Licht endgültig aus.“ Selbst ohne werde es aber Monate dauern, die Krise zu überwinden, meinte Präsident Thomas Meyer, der aber auch sagt: „Ich bin vorsichtig optimistisch, dass wir zusammen da durch kommen.“