Jankel Adler - mindestens so bedeutsam wie Edouard Manet

Die Ausstellung über den Maler und die Avantgarde im Von der Heydt-Museum ist eröffnet. Das Spätwerk des Malers soll erworben werden.

Foto: Stefan Fries

Wuppertal. Museumschef Gerhard Finckh hat am Sonntag die Ausstellung „Jankel Adler und die Avantgarde Chagall, Dix, Klee und Picasso“ im Von der Heydt-Museum eröffnet. Unter den zahlreichen Besuchern befanden sich auch viele auswärtige Gäste, zum Beispiel aus England, wo der Maler zuletzt gelebt und großen künstlerischen Einfluss ausgeübt hatte. Eigentlich sollte auf die Ausstellung über den Impressionisten Edouard Manet mit ihren mehr als 100 000 Besuchern eine kleinere Schau im Haus am Turmhof folgen. Dass es anders kam, hat mehrere Gründe. Der wichtigste ist laut Finckh der, dass der Spätexpressionist Jankel Adler (1895 bis 1949) „mindestens so bedeutsam wie Manet ist“.

Jankel Adler wurde 1895 im polnischen Lodz geboren, war als chassidischer Jude eigentlich mit einem Bilderverbot belegt und wurde doch ein „Künstler-Star der 20er und 30er Jahre“, schwärmt Finckh. „Er stellte das Judentum bewusst in den Kontext der Moderne, wanderte zwischen den Welten und baute eine Brücke zwischen den Kulturen in Ost und West“, ergänzt die stellvertretende Museumschefin Antje Birthälmer.

Adlers Stil war zunächst expressionistisch geprägt, nahm kubistische und surrealistische Elemente auf, verschmolz diese zu einem eigenen, durchaus experimentierfreudigen Stil. Dabei, so Finckh, ging es ihm stets um Freiheit von religiösem Dogma und von Herrschaft: „Er wollte nach dem Krieg eine neue Gesellschaft formen, ohne Unterdrückung durch die Obrigkeit“. Das machte ihn für die künstlerische Avantgarde interessant.

In Wuppertal wird Adler denn auch nicht allein, sondern zusammen mit den Künstlern seiner Zeit gezeigt, vergleichbar gemacht. Adlers Selbstbildnis etwa zeigt ihn mit melancholischem Blick und freiem Oberkörper vor surrealistischem Hintergrund verletzlich und stark zugleich. Ihm gegenüber hängt Otto Dix’ selbstbewusste Selbstdarstellung als Reporter. Finckh: „Vielleicht ist Adlers Bild in diesem Moment stärker.“

Ausstellungskuratorin Birthälmer skizzierte am Sonntag den Lebens- und Schaffensweg Adlers, der mehrfach in Wuppertal und im Rheinland „als Fremdling unter Freunden“ war, bevor er 1933 vor den Nazis nach Frankreich floh und später nach Großbritannien ins Exil ging. In Berlin fand er in der Wuppertaler Lyrikerin Else Lasker-Schüler eine Seelenverwandte, die über den „hebräischen Rembrandt“ schrieb, während er sie als prophetische Gestalt malte.

Finckh selbst erkannte vor etwa einem Jahr in der Londoner Tate Modern die Bedeutung Adlers. Aus einer Gruppe Bilder „lachte“ den Museumschef eines an, weckte sofort sein Interesse, so dass er sich nach dem Maler erkundigte und entschied: „Adler müssen wir richtig groß machen.“ Mehr als zwei Jahre brauchte das Team von Birthälmer für die Vorbereitung der Schau, forschte in der ganzen Welt nach den oft verschollenen Bildern, trug viele internationale Leihgaben zusammen. Bei der Finanzierung halfen Sponsoren: Stadtsparkasse, NRW-Ministerium für Kultur und Wissenschaft, Ernst von Siemens-Stiftung, Kunst- und Museumsverein. Dabei wurde auch die Idee geboren, einen Teil des Spätwerkes Adlers, das die Düsseldorfer Galerie Remmert und Barth besitzt, zu erwerben. „Unser Ziel ist es, ein Jankel Adler-Museum zu werden“, gibt sich Finckh zuversichtlich.