Sie haben schon im Alter von elf Jahren an der Robert-Schumann-Hochschule in Düsseldorf studiert.
Livemusik Jazzgitarrist und Wahl-Wuppertaler Markus Wienstroer tourt mit neuem Album
Er findet: „Jede Musikrichtung erfordert Hingabe.“
Der Jazzgitarrist Markus Wienstroer ist 1959 in Düsseldorfer geboren und lebt in Wuppertal. Der Musiker, der genreübergreifend arbeitet, ist der Stadt seit vielen Jahren verbunden, gab zuletzt im Februar im Kulturzentrum „Loch“ ein Konzert. Vor Kurzem erschien sein zweites Album „Blue Angel“. Darauf: Fusionmusik mit Einflüssen von Jazz-und Blues-Rock, verschmolzen zu einem Klangkosmos. „Es entsteht ein sehr amerikanisch klingender Bandsound im Stil der Crusaders oder Steely Dan“, schwärmt Jazzexperte Rainer Widmann. Im Gespräch mit der Westdeutschen Zeitung spricht der Musiker über Jazz, Rock und Country, das Zusammenspiel mit bekannten Musikern und die Komplexität des Komponierens.
Markus Wienstroer: Bereits mit sieben Jahren habe ich von einer Professorin Geigenunterricht erhalten. Ein Instrument, das für ein Kind in diesem Alter sehr viel Disziplin, Ausdauer und ein musikalisches Ohr erfordert. Ich möchte beispielhaft die Bogenhaltung erwähnen. Bis man erste Erfolge erzielt, muss ein Kind als Lernender eine hohe Frustrationstoleranz haben, das gelingt mit einem guten Lehrer und sehr viel Interesse an diesem besonderen Instrument, was ich als Kind schon hatte. Durch meine Lehrerin kam ich dann mit elf Jahren an die Robert-Schumann-Hochschule.
Welche Bezüge haben Sie zu Wuppertal? Immerhin 16 Jahre lang haben Sie zum Beispiel in der Band „Das Pferd“ gespielt.
Wienstroer: In meiner musikalischen Laufbahn habe ich im Wuppertaler Schauspielhaus bereits viele Male an der Gitarre in der Produktion „Buddy Bolden“ gespielt, der unter anderem als Erfinder des Jazz gilt, dort konnte ich nicht nur Gitarre spielen, sondern auch das Banjo. Es fanden später auch viele sehr schöne Konzerte im Foyer des Schauspielhauses statt, so wurde Wuppertal regelmäßig ein musikalisches Betätigungsfeld, das mit vielen schönen Erinnerungen und lieben Musiker-Kollegen aus Wuppertal verbunden ist. Bei „Das Pferd“ mit Jan Kazda und Wolfgang Schmidke in Wuppertal war ich schon seit der ersten Besetzung dabei. Bei der zweiten Platte spielte Randy Brecker (trumpet) als Gastmusiker mit und Ginger Baker auf der Tour (am Schlagzeug). Auf der „No Material“ Tour spielte auch der Wuppertaler Peter Brötzmann am (Saxophon) mit.
Neben dem Jazz sind Sie auch in Rock und Country zuhause. Sind Ihnen alle Genres gleich lieb?
Wienstroer: Ich habe mit etwa zwölf Jahren das Gitarrenspiel als Autodidakt aufgenommen. Für mich fast selbstverständlich, habe ich mich zunächst an großen Beispielen im Blues (u.a. B.B.King), Rock (The Allmann Brothers) und Country (u.a. Garth Brooks) orientiert. Jede Musikrichtung erfordert eine eigene Hingabe und Begeisterung. Ich habe diese Richtungen in Ihrer Vielfältigkeit lieben gelernt, genauso wie den Jazz. Rock und Country liegen mir gleichermaßen am Herzen, es gibt keine Grenzen für mich bei gut gemachter Musik. Meine Aufgabe als Musiker ist es, in Produktionen oder der Musik „live“ durch mein Spiel etwas Schönes und Positives hinzuzufügen.
Vielfältig sind auch die Instrumente, die Sie beherrschen.
Wienstroer: Das Interesse und die Freude als Musiker an den unterschiedlichen Instrumenten, die ich spiele, sitzt bei mir sehr tief. Ich glaube, sonst würde das nicht funktionieren. Das Lernen hört niemals auf, viel Liebe zum Detail ist angesagt, um die Möglichkeiten dieser Instrumente auszuloten und dann musikalisch später umzusetzen.
Im Netz habe ich Sie an der Gitarre gehört mit Bluesstücken und mit treibendem Rock. Ist das Spiel mit der Geige nicht komplett anders?
Wienstroer: Jedes Instrument kommt aus einem eigenen klanglichen Universum und einer eigenen Zeit. Bestimmte Sounds sind natürlich von der Gitarre im Blues und Rock besetzt und da gibt es eine klangliche Erwartungshaltung des Hörers, die kann die Geige unverstärkt so nicht erfüllen. Auf meinem Album „8 PM“ kommt die Geige aber teils sehr rockig zum Einsatz mit Klängen, die wiederum die Gitarre so nicht kann. Aber Vorsicht, heute sind wir in der Elektronik so weit, dass vieles möglich wird.
Was sind Ihre Erinnerungen an den berühmten Jazz-Bassisten Ray Brown?
Wienstroer: Ray Brown habe ich als einen sensationellen und sympathischen Bassisten in Erinnerung. Es war eine Ehre, mit ihm zu spielen, mit ihm und mit Jeff Hamilton am Schlagzeug (1999). Die Gelegenheit dazu entstand durch die Zusammenarbeit mit dem Komponisten und Arrangeur Lalo Schiffrin, der mit der WDR Big Band die Aufnahmen („Jazz Mass in concert“) machte, die wir dann im Abbey Road Studio einspielten und aufnahmen.
Sie haben mit vielen berühmten Musikern zusammengearbeitet. Kann man neben solchen Star-Persönlichkeiten als Künstler individuell Akzente setzen oder will man das gar nicht?
Wienstroer: Ich habe das ganz große Glück und bin dankbar dafür, das man mir immer einen großen Freiraum mit der Gitarre gewährt. Wir proben zusammen, man erarbeitet sich das Programm und die Arrangements gemeinsam. In meiner eigenen Arbeit, zum Beispiel an meinen Alben „8 PM“ und meinem aktuellen Album „Blue Angel“ oder dem Projekt „W3“, ist die Komplexität ungleich größer. Hier beginnt für mich alles mit der Komposition für die Band, der Ausarbeitung des Arrangements aller Stimmen und meiner Solí für die Instrumente, die ich nutzen möchte, später probe ich meine Band ein.