Ausbildung Jobmesse in Wuppertal: Unternehmen werben um die Auszubildenden von morgen
Wuppertal · Das Berufskolleg Werther Brücke hat erstmalig ein Ausbildungsforum veranstaltet – mit großem Zulauf.
Früher konnten sich die Personalverantwortlichen großer und kleiner Unternehmen mit Blick auf das kommende Ausbildungsjahr ganz entspannt zurücklehnen und der Dinge harren, die da kommen. Und sie kamen in Form von Bewerbungen – und zwar stapelweise. Aus diesem Schwung hat man sich dann die vielversprechendsten Kandidaten zum Vorstellungsgespräch eingeladen und konnte schließlich eine Wahl treffen. Der Rest bekam eine höflich formulierte Absage auf dem Postweg und beendet war die Azubisuche mal wieder für ein Jahr.
Es ist lange her, dass die Suche nach Auszubildenden so abgelaufen ist – sehr lange. In der Zwischenzeit ist der Arbeitsmarkt vom Arbeitgeber- zum Bewerbermarkt geworden. Unternehmen müssen förmlich um die Auszubildenden buhlen. Um ihr Interesse zu wecken, finden Formate wie Bewerbermesse und -Speed-Datings mehr und mehr Zulauf. Der Fokus liegt dabei auf dem möglichst niederschwelligen Austausch, um einander zu beschnuppern. Und wo findet man mögliche Bewerber besser als an den Schulen, wo sie kurz vor ihrem Abschluss stehen. Gut besucht von Firmen- aber auch Schülerseite war entsprechend das erste Ausbildungsforum am Berufskolleg Werther Brücke am Dienstag.
Bereits kurz nach Beginn des Austauschs ist die Aula rappelvoll. Die Unternehmen präsentieren sich meist gleich mit mehreren Mitarbeitern. Einige haben sogar ihre Auszubildenden mitgebracht und wollen so mit dem Austausch auf Augenhöhe punkten. Mehr als 20 Betriebe aus dem Bergischen Raum haben ihre Stände aufgebaut, darunter Großkonzerne wie Knipex und Aptiv, deren Ansprechpartner von den Schülern entsprechend mit Fragen gelöchert werden. Aber auch Vorwerk, die WSW, Coroplast, Schmersal und der Wupperverband sind dabei.
Je größer das Unternehmen, desto gefragter – aufgrund des Bekanntheitsgrads – scheint es bei den Schülern zu sein. Auch Hussein Kuafathi, Schüler am Berufskolleg, interessiert sich zunächst für Gespräche mit Knipex. „Ich würde gerne eine Ausbildung zum Industriemechaniker machen“, sagt der 20-Jährige und beginnt gleich sein erstes Gespräch mit Oswin Hahn und Carsten Rant von der Wuppertaler Firma Erfurt. Den Tapetenhersteller hätte der Schüler ohne die Messe als möglichen Ausbildungsbetrieb vielleicht nicht gleich vor Augen gehabt. „Die Anzahl der Bewerbungen geht auch mit der Bekanntheit des Berufs einher. Wir bilden beispielsweise auch Papiertechnologen aus. Das ist ein Beruf, der nicht ganz so populär ist“, sagt Unternehmensvertreter Carsten Rant.
Im Vorfeld der Messe sind verschiedene Firmen an die Schule herangetreten, mit dem Wunsch, diese Möglichkeit der Präsentation zu bekommen. Die Schule hat das gerne umgesetzt, und es soll nicht nur bei diesem Forum bleiben, sondern in Zukunft regelmäßig stattfinden: „Es bietet den Schülern die Möglichkeit der ersten zwanglosen Kontaktaufnahme. Sie können Praktika anvisieren und schließlich ins Bewerbungsverfahren eintreten“, sagt Viola Wissen, sie ist die Abteilungsleiterin Berufsvorbereitung an der Schule. Besonders freut sie sich über die Teilnahme eines Unternehmensvertreters, der bereits bei ihr schon sein Fachabitur gemacht hat. „Das verdeutlicht noch einmal, wie weit man mit einer beruflichen Ausbildung kommen kann“, sagt sie.
Ihre Bewerbungsunterlagen haben die Schüler im Rahmen des Unterrichts erstellt. Nach wie vor spielt die schriftliche Darstellung des Bewerbers für die Unternehmen eine Rolle. „Uns erreichen immer wieder fehlerhafte Bewerbungen. Dann steht zum Beispiel ein Ausbildungsberuf im Anschreiben, den wir gar nicht anbieten, oder der Ansprechpartner im Briefkopf und im Anschreiben stimmen nicht überein. Das macht dann einen sehr lustlosen Eindruck. Ich habe der Schule schon angeboten, mit den Schülern anhand von Praxisbeispielen darüber zu sprechen“, sagt Erfurt-Ausbilder Carsten Rant.