Kritik am Wupperverband Hätte das Hochwasser in Wuppertal verhindert werden können?

Wuppertal · Einige WZ-Leser hegen Zweifel am Management des Wupperverbandes. Wurden die Anwohner zu spät gewarnt - und hat der Wupperverband falsch reagiert? Der Krisenstab der Stadt wartet auf Antworten.

Unmengen an Sträuchern stauen sich vor der Alexanderbrücke an.

Foto: Daniel Neukirchen

Am Montagabend haben Oberbürgermeister Uwe Schneidewind und Stadtdirektor die vom Wupper-Hochwasser betroffenen Bewohner von Unter-Beyenburg besucht und sich von ihnen die Ereignisse der Flutnacht schildern lassen. Viele der Betroffenen fühlten sich im Stich gelassen, da sie am Mittwoch, 14. Juli,  nicht rechtzeitig vom Talsperrenwärter über die Lage informiert worden seien. Einige WZ-Leser hegen zudem Zweifel am Management des Wupperverbandes. Wurden die Anwohner zu spät gewarnt - und hat der Wupperverband falsch reagiert? Der Krisenstab der Stadt wartet noch auf Antworten des Wupperverbandes.

Johannes Slawig, Leiter des Hochwasser-Krisenstabs der Stadt Wuppertal, hatte am Sonntag im Gespräch mit der WZ den Aufbau eines Frühwarnsystems für Unwetterlagen und den Ausbau des bestehenden Warn- und Alarmierungssystems angeregt. Erforderlich seien auch weitere bauliche Maßnahmen zur Vervollständigung des Hochwasserschutzes.

Der Verband hatte von einem extremen flächendeckenden Ereignis im Bergischen Land gesprochen, das so nicht vorhersehbar gewesen sei.

Der WZ liegen Aufzeichnungen aus dem Online-Hochwasserportal des Wupperverbandes vor, aus denen hervorgeht, dass die Wupper-Talsperre schon am Freitag, 9. Juli, bis knapp unter den Vollstau gefüllt war. Über das Wochenende stieg der Pegel dann über eine Orientierungslinie weiter an, bevor am Montag und Dienstag Wasser aus der Talsperre abgelassen wurde, um Stauraum zu schaffen. Der Pegel sank wieder knapp unter die Orientierungslinie. Der innerhalb von zwei Tagen geschaffene Stauraum erwies sich als nicht ausreichend, denn in der Nacht zum Donnerstag lief die Wupper-Talsperre über. Dazu trug der extreme Zufluss aus dem oberen Verlauf der Wupper bei, da außerdem auch die Bever-Talsperre übergelaufen war. Außerdem verwandelten die extremen Regenfälle alle Zuflüsse unterhalb der Wupper-Talsperre in reißende Flüsse.

 2018 stieg beim Starkregenereignis in Elberfeld und Barmen der Pegel an der Kluser Brücke allein durch den extremen Niederschlag auf 2,80 Meter an. In der Nacht zum 15. Juli wurde nach dem Überlaufen der Talsperre die Allzeit-Rekordmarke von 3,77 Meter gemessen.  2018 konnte durch einen verringerten Abfluss aus der Talsperre ein größerer Anstieg der Wupper verhindert werden. Das Starkregenereignis 2018 dauerte zwei Stunden und wurde mit der Stufe 11 von 12 eingeordnet. Das Unwetter 2021 dauerte 15 Stunden und dürfte dabei die Intensität der Stufe 10 gehabt haben.

Der Wupperverband legt Wert auf die Feststellung, dass das Zusammenfließen von zwei Flutwellen, jene vor und hinter der Wupper-Talsperre verhindert werden konnte. Die Kritik vor allem aus Beyenburg zielt darauf, dass die Warnung vor dem Wupper-Hochwasser zu spät erfolgt sei und die Schäden durch ein früheres Ablassen des Wassers aus den Talsperren hätten gemildert werden können.

Vorwürfen aus dem Kreis der Anwohner, die Stadt habe die Beyenburger zu spät vor dem extremen Hochwasser gewarnt, tritt Johannes Slawig entgegen. „Eine frühere Warnung durch die Stadt war nicht möglich. Der Krisenstab ist am Mittwochabend, 14. Juli, um 18.30 Uhr im Rathaus zusammengekommen. Nachdem es dort zu einem Stromausfall kam, wurde die Besprechung in der Feuerwache fortgesetzt. Gegen 21 Uhr wurden wir vom Wupperverband darüber informiert, dass das Risiko besteht, dass die Wupper-Talsperre überlaufen könnte“, sagt Johannes Slawig. Aber bereits ab 18 Uhr wurde Unter-Beyenburg durch die  Wupper geflutet.

Der Krisenstab habe den Wupperverband um eine Stellungnahme zu den Abläufen an diesem Abend gebeten, so Johannes Slawig.  Man werde kritisch darüber diskutieren müssen, ob das Frühwarnsystem ausreichend sei und ob es einen früheren Hinweis durch den Wupperverband über mögliche Auswirkungen eines Überlaufens der Talsperren hätte geben müssen.