200 Jahre und kein bisschen leise: Ein Chor feiert Geburtstag
Für 120 Sänger ist es kein Einsatz wie jeder andere: Ihr Jubiläum zelebrieren sie am Sonntag in der Stadthalle.
Wuppertal. Es ist eine beeindruckende Zahl und ein seltenes Jubiläum für einen Chor. Denn mal ehrlich: Wer kann schon von sich behaupten, dass er seit 200 Jahren für den guten Ton sorgt, regelmäßig mit Pauken und Trompeten auf sich aufmerksam macht und seinem Publikum im Namen der gefragtesten Komponisten schöne Stunden beschert?
Der Chor der Konzertgesellschaft Wuppertal kann es. Und so darf Sprecher Ronald Frowein auch mit Inbrunst seine Stimme erheben, um zu signalisieren, dass „alt“ nicht gleich „antiquiert“ ist: „Unser Chor wurde vor 200 Jahren — zu Lebzeiten Ludwig van Beethovens — gegründet und ist lebendig wie eh und je.“
Das soll natürlich gefeiert werden — mit Verdis „Messa da Requiem“. Und weil ein Chor großen Wert auf Gemeinschaft legt, wird das besondere Datum auch gemeinsam zelebriert — nicht nur mit zuhörenden Gästen, sondern vor allem auch mit musikalischen Gratulanten: Den 200. Chor-Geburtstag feiern die Sänger zusammen mit dem Sinfonieorchester, mit dem sie regelmäßig — bei großen Chorkonzerten — im Rampenlicht stehen. Frowein freut sich jetzt schon auf den gemeinsamen Auftritt: „Weil es unser Lieblingsstück ist und weil es vom Chef persönlich dirigiert wird.“
Toshiyuki Kamioka, Chef-Dirigent der Wuppertaler Sinfoniker, steht gleich zwei Mal am Pult: beim ersten Konzert am Sonntag (11 Uhr) und bei der Wiederholung am Montag (20 Uhr). Möglich wäre dies allerdings nicht ohne weibliche Federführung: Die Einstudierung hat Chor-Leiterin Marieddy Rossetto übernommen — die die Sänger in den höchsten Tönen loben.
Seit zwei Monaten bereitet sich ihr Chor auf den großen Auftritt vor. „Wir haben das Werk schon häufiger aufgeführt“, erklärt Frowein, der sich deshalb sicher sein kann, dass das Verdi-Requiem für die beiden Feier-Tage bestens geeignet ist. Zumal die „Geburtstagskinder“ zeigen möchten, was sie können — „vom leisesten Piano bis zum stärksten Fortissimo“. Das Publikum darf also gespannt sein — „auf alles, was die Partitur zu bieten hat“.
Dabei beeindruckt auch eine weitere Zahl: 120 Musikfreunde sind im Chor aktiv. Während andere singende Gemeinschaften händeringend um Gleichgesinnte buhlen, kann man es bei der Konzertgesellschaft gelassener angehen.
Worüber Frowein sehr froh ist. Denn auch dies kann er mit Inbrunst betonen: Wo jede Stimme zählt, hat er keine Zukunftssorgen. „Wir freuen uns immer über neue Sänger, haben aber keine aktuellen Nachwuchssorgen.“ Wenn das kein Grund zum Feiern ist . . .