Else Lasker-Schüler Else Lasker-Schüler zurück in Berlin
1945 starb „Wuppertals große Tochter“, Else Lasker-Schüler, in Jerusalem. 75 Jahre später ist sie noch immer aktuell und gefragt. In Berlin grüßt derzeit ihr gezeichnetes Konterfei von einem Banner an der Fassade des Max Liebermann-Hauses am Pariser Platz, gleich neben dem Brandenburger Tor.
Wirbt für eine Ausstellung von Briefen und Postkarten, die die Dichterin aus dem Hotel Sachsenhof an der Motzstraße geschrieben hat.
Die 64 Briefe und Postkarten, erworben vom Deutschen Literaturarchiv Marbach, werden erstmals öffentlich gezeigt. Der Titel: „SateLIT 1. Planet Motzstraße. Else Lasker-Schülers Lebenszeichen aus Berlin“. Adressat war der Literaturkritiker und Mäzen Nicolas Johannes Beversen (1860 – 1932) im holländischen Leiden. Wer die Ausstellung bis zum 6. Oktober in Berlin besucht hat, erfuhr, dass die Künstlerin an die Stätte symbolisch zurückgekehrt ist, wo 1915 erstmals ihre Zeichnungen öffentlich ausgestellt worden waren. Der „Malerfürst“ Max Liebermann, der in den oberen Etagen wohnte und sein Atelier betrieb, hatte das Erdgeschoss an einen Galeristen vermietet, der die ELS-Bilder dort präsentierte.
Bilder aus dem Besitz der Else-Lasker-Schüler-Gesellschaft werden nach dem Museum der Moderne in Salzburg noch bis zum 20. Dezember im Jüdischen Museum Dorsten gezeigt. Zudem leiht die ELS-Gesellschaft die Totenmaske der Dichterin nach einer Ausstellung in Eindhoven an das Migros Museum der Moderne nach Zürich aus.
Ausstellungen, Theater und
eine Auswahl an Gedichten
Am Schauspiel Frankfurt hatte das politischste Theaterstück von ELS, „IchundIch“ am 2. Oktober Premiere. Fast zeitgleich ist bei Reclam die aktualisierte Neuauflage der ELS-Gedichte erschienen. Herausgegeben und kommentiert von Gabriele Sander von der Bergischen Universität. In den Kommentaren und im Literaturverzeichnis hat die Germanistikprofessorin gegenüber der Erstausgabe noch einiges ergänzt und eine Chronik hinzugefügt. Schade, dass der Verlag als Cover eine „Blümchentapete“ gewählt hat. Ein schlichterer Umschlag hätte auch einer besseren Lesbarkeit des Namens Else Lasker-Schüler gedient, der buchstäblich verblasst. Die Aufmachung des ersten blauen (leider vergriffenen) Gedichtbands war ansprechender, allerdings als Hardcover auch teurer.
Gleichzeitig, und das versöhnt mit dieser Kritik, ist ein kleiner Auswahlband (100 Gedichte mit Kommentar) in der renommierten „gelben Reclam-Reihe“ erschienen, der hoffentlich an Schulen und Universitäten vielerorts zum Einsatz kommt.
„Else Lasker-Schüler. Die Gedichte“, herausgegeben und kommentiert von Gabriele Sander, Reclams Universalbibliothek Nr. 19168/2020, 175 Seiten, Taschenbuch, 6,80 Euro.