88-Jähriger singt noch Opernarien
Johannes Dämmert war 50 Jahre bei den Extrachören.
Wuppertal. 88 Jahre ist Johannes Dännart heute alt und singt noch regelmäßig Kunstlieder und Opernarien. Die Begleitung dazu spielt er ganz modern vom Laptop ab. 50 Jahre lang war der Tenor Mitglied der Extrachöre im Wuppertaler und Hagener Opernhaus. „Dadurch, dass ich die Musik gemacht habe, sind meine Gedanken frei geworden für die Aufgaben des Berufs“, sagt der Uellendahler. Hauptberuflich entwarf der Techniker für die Firma Hamba Abfüllmaschinen, etwa für Joghurt.
Doch nach Feierabend pilgerte er regelmäßig ins Opernhaus. Dort traf er berühmte Leute: „Der Kurt Moll (ein weltberühmter Bassist, Anm. d. Red.) hatte eine angenehme, warme Stimme - so wie er singt, spricht er auch“, erzählt Dännart. Mit Pina Bausch habe er in der Opernkantine Kaffee oder Bier getrunken.
Mit einem Schmunzeln auf den Lippen erinnert sich der Sänger an Cornelia Froboess, die ihm und seinen Kollegen während Wagners „Götterdämmerung“ hinter den Kulissen nachrief: „Mensch Männer, Ihr wart klasse!“ Überhaupt Wagner - der sei ihm immer am liebsten gewesen, schwärmt Dännart.
Schlimme Nächte hingegen habe ihm Verdis „Don Carlos“ mit den Inquisitionsszenen bereitet. Gerne sang der Tenor den Zigeunerbaron von Johann Strauss. Wobei das Umkleiden vom Zigeuner zum Hofbediensteten in der kurzen Zeit, während das Orchester einen Marsch gespielt habe, jedes Mal eine Herausforderung gewesen sei.
„Wir sind zwei Stockwerke hochgerannt, dort warteten schon mehrere Damen und haben uns die Kleider vom Leib gerissen, umgekleidet, Perücke auf, geschminkt, und schon ging es wieder auf die Bühne.“ Oder die Operette, in der die Sänger ein Inselvolk darstellen sollten: „Wir wurden von oben bis unten braun angestrichen - ich durfte danach immer mit als erstes unter die Dusche, damit ich meinen Zug bekam.“
Für manche Auftritte war es gut, dass Dännart auch körperlich gut trainiert war - während seiner Zeit bei der Marine musste er bis in die Rahen klettern und lernte, aus dem Stand einen Salto zu schlagen. „Ich musste dann den Kollegen im Chor zeigen, wie sie sich fallen lassen können, ohne sich wehzutun.“
Einmal allerdings widersprach er dem Regisseur: „Ich sollte einer Frau an den Busen grapschen - das habe ich abgelehnt.“ Immer wieder neue Anekdoten fallen ihm ein, von Gastspielen in Leverkusen oder Aachen, von bekannten und unbekannten Sängern und aus Zeiten, in denen die Beleuchtung noch von Hand bedient wurde. Heute sitzt Dännart nur noch als Zuschauer im Opernhaus - und beobachtet ganz genau, ob die Choristen auch ordentlich singen und spielen.