Abgesagte Uraufführung: „Wir standen vor einer Wand“
Regisseur Eike Hannemann nimmt Stellung zur Spielplanänderung und zum Roman „42“.
Wuppertal. Läuft alles gut, kann ein Theater mit einer Uraufführung groß punkten — auf ganzer, überregionaler Linie. Bestes Beispiel ist die Bühnenadaption des Romans „Eine Billion Dollar“, mit der Schauspiel-Intendant Christian von Treskow 2009 eine wahre Erfolgsgeschichte eingeläutet hat.
Läuft es hingegen gar nicht gut, kann eine Uraufführung schnell zum Desaster werden. Keine Frage: Die Absage der eigentlich für heute geplanten Uraufführung des Romans „42“ (die WZ berichtete) fällt in die letztere Kategorie. Statt heute Uraufführung zu feiern, steckt Eike Hannemann noch mitten im Probenprozess: Der Regisseur arbeitet an Plan B und damit an dem Ersatzstück „Licht frei Haus“, das am Freitag, 22. Juni, Premiere hat.
Drei Wochen lang hatte das Team bereits für „42“ geprobt. Geplant war, aus Thomas Lehrs Roman — einer Ich-Erzählung — eine Bühnenfassung zu kreieren. „Dass es eine schwierige Sache werden würde, war von vorneherein klar. Es handelte sich ja nicht um ein fertiges Stück“, sagt Hannemann. „Eine Uraufführung ist immer ein Wagnis. Da geht man natürlich das Risiko ein, dass es auch schiefgehen kann.“
Woran das Experiment am Ende gescheitert ist? „Zu ,42’ gehören viele theoretische Gedankenspiele. Es geht um eine Gruppe von Menschen, die sich in der Zeitlosigkeit bewegen und in einer Sekunde gefangen sind. Das ist theatralisch schwer umzusetzen, wenn man daraus kein Symposium machen will. Wir haben bei den Proben gemerkt, dass wir vor einer Wand stehen und nicht durchkommen.“ Dramaturg Sven Kleine, der den Science-Fiction-Roman als Co-Autor zusammen mit Hannemann bühnengerecht umschreiben wollte, sieht das genauso: „Der Stoff hat sich als zu sperrig erwiesen.“
Als aus den Reihen der Schauspieler ähnliche Signale gekommen seien, habe man gemeinsam entschieden, „das Ruder herumzureißen“, wie Hannemann erklärt. „Wir haben einen Schnitt gemacht und lieber rechtzeitig mit etwas Neuem begonnen.“
Wenn sich nun am 22. Juni um 20 Uhr der Vorhang im Kleinen Schauspielhaus hebt, steht nun also ein anderer Szenenreigen auf dem Spielplan. Wobei Hannemann und Kleine zuversichtlich sind, das passende Alternativstück gefunden zu haben. „Licht frei Haus“ von Thomas Melle sei eine „Hinterhof-Sozialgroteske“, die von Nachbartypen lebe, wie sie jeder kenne. „Da sind ganz skurrile Typen dabei.“
“ Ein Vorbericht zu „Licht frei Haus“ folgt. Karten gibt es unter www.wz-ticket.de