Vertragsverlängerung Thomas Braus bleibt Intendant des Schauspiels Wuppertal

Wuppertal · Bekanntgabe der Vertragsverlängerung bis 2028 im großen Kreis im Rathaus – Lob von allen Seiten

Freuen sich über die Vertragsverlängerung: (v.l.) Heiner Fragemann, Thomas Braus, Mathias Nocke, Karin van der Most und Uwe Schneidewind.

Foto: Fries, Stefan (fri)

Ein Spielertrainer verlängert seinen Vertrag. Was im Sport Usus ist, kommt in der Kultur seltener vor: Thomas Braus bleibt Schauspiel-Intendant und Schauspieler bis 2028. Stadt, Aufsichtsrat der Bühnen und Braus haben sich mit großem Einvernehmen auf eine Verlängerung seines Engagements um weitere fünf Jahre (geltend ab der Spielzeit 2023/24) geeinigt. Das Bekenntnis zum Schauspiel in Wuppertal liegt allen am Herzen und ist eng mit der breiten und weitgehenden Wertschätzung verbunden, die Braus genießt. Und deshalb war die Runde bei der offiziellen Bekanntgabe im Rathaus Barmen am Mittwoch groß. Bestückt mit Entscheidern, Entscheiderinnen, Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Braus nutzte die Gelegenheit, um auf Schwerpunkte seiner künftigen Arbeit hinzuweisen.

Der Blick in die Zukunft beginnt mit dem Blick zurück: Als der Schauspieler Thomas Braus 2017 gefragt wurde, ob er die Nachfolge von Intendantin Susanne Abbrederis antreten wolle, habe er zunächst abgelehnt, erinnert dieser. Dann habe er nachgedacht, sich mit Betriebsrat und Ensemble kurzgeschlossen. Und als diese einverstanden waren, auch damit, dass er ein spielender Intendant werden wollte, habe er zugesagt. Um im Rahmen eines Zweijahresvertrags beiden Seiten die Möglichkeit zu geben, das Modell zu überprüfen. Herauszufinden, ob diese „Form von Spagat“ funktioniert und das ist, „was ich wirklich will“.

Mehrere Jahre und eine erste Vertragsverlängerung später ist der Versuch geglückt, wird seine Fortsetzung von Ensemble-Vertreterin Julia Meier begrüßt und anderen Häusern als Modell empfohlen: „Intendanten müssen spielen, damit sie wissen, was los ist.“ Während Roswitha Böhmelmann für den Betriebsrat Braus‘ Interesse und Verständnis für die Gewerke lobt: „Er spricht mit jedem im Haus so lange, bis ein Problem behoben ist. Wenn es knirscht – Braus regelt es.“ Der wiederum findet, dass sein Spagat spannend sei und funktioniere.

Und zwar so gut, dass seine Arbeit rundum anerkannt wird, die Stadt sich zum Drei-Sparten-Haus bekennt und das Totreden des Schauspiels aus früheren Zeiten endgültig erledigt ist, freut sich Braus. Für den Aufsichtsrat der Bühnen lobt dessen Vorsitzende Karin van der Most sein „innovatives und attraktives Theater“, das sich auch im steigenden Publikumszuspruch gezeigt habe. Das in der Corona-Pandemie mit vitalen und erfolgreichen Formaten gegengehalten habe und dafür mit dem Theaterpreis des Bundes für die Bühnen belohnt worden sei.

Der spielende Intendant
sollte Modell werden

Oberbürgermeister Uwe Schneidewind nennt Braus, den er professionell und persönlich schätzt, einen Stimmungs- und Mutmacher. Bürgermeister Heiner Fragemann spricht von einer Liebeserklärung, die Stadt und Intendant sowie Intendant und Schauspiel einander geben, und der Geschäftsführer der Bühnen, Daniel Siekhaus, zählt nicht nur die Leistungen des Intendanten auf, sondern hebt auch seinen Teamgeist, seine hohe Selbstreflexion und seinen guten Umgang mit den Kollegen „also auch mit mir“ hervor.

Der so Gelobte lenkt den Blick auf künftige Aufgaben, die an die schwierigen Jahre der Corona-Pandemie anknüpfen, die persönliche Begegnungen und Berührungen zeitweise ganz unterbunden haben. Und an den Ukraine-Krieg, der Freiheit und Frieden in Europa infrage stellt. „Wir sind ein Ort, wo solche Themen beleuchtet und reflektiert werden müssen“, fordert er. Er will das mit dem Ensemble tun und mit anderen, der Tanz Station und freien Gruppierungen in der Stadt. Mit einem bewegungsintensiven Theater, das darauf achtet, was der Körper erzählt. Sein Herzensanliegen, das inklusive Schauspielstudio, das er mit Hilfe der Glanzstoff Akademie und Unterstützung des Landes auf den Weg gebracht hat, spielt dabei eine zentrale Rolle. Mit Kooperationen und internationalen, spartenübergreifenden Projekten – wie „ichundich“, das er im Rahmen des Else Lasker-Schüler-Jubiläumsjahres 2019 auf die Schiene setzte. 

Der Kulturdezernent schließlich verbindet die lobenden Worte über die Sichtbarkeit der Schauspiel-Sparte, die Braus „mit einem kleinen und feinen Team“ erreicht habe, mit dem Versprechen der Unterstützung. Durch eine erneuerte Bühnentechnik mit elektrifizierten Handzügen und weiteren Umbauarbeiten im Opernhaus, die ab 2023/24 neue Dispositionsmöglichkeiten eröffnen. Matthias Nocke nennt auch das Pina Bausch Zentrum, das ab 2027 fertig sein soll. Inwiefern das Schauspiel daran partizipieren wird, „wird sich zeigen“. Bereits 2022 wird sich zeigen, ob die von der Stadt vorgeschlagene Absicherung der Wuppertaler Bühnen GmbH durch steigende Betriebskostenzuschüsse steht. Folgt der Rat der von der Verwaltung vorgeschlagenen Finanzplanung steigen diese 2022 um 750 000 Euro, 2023 um eine Million und 2024 um 1,5 Millionen, so Nocke. 

(Von Monika Werner-Staude)