Kultur Still- und Leerstand als Bühne für Kreativität
Das Geschäft steht leer am Werth 12, doch im Schaufenster ist Tanzkunst zu sehen. 24 Stunden am Tag und noch 90 Tage lang.
Sie tanzen 24 Stunden lang, bei Tag und bei Nacht. Das Geschäft steht leer am Werth 12, doch im Schaufenster ist Tanzkunst zu sehen. 24 Stunden am Tag und noch 90 Tage lang. Das filmische Co-Create Format „Soli Cuts“ zog vom 6. bis 8. Mai in der Stadt an unterschiedlichen Standorten viele Blicke auf sich (die WZ berichtete). Die „Kompanie merighi | mercy“ (Thusnelda Mercy und Pascal Merighi) hatte in Zusammenarbeit mit dem Verein Tanzrauschen mit Tänzerinnen und Tänzern der freien Tanzszene Wuppertal Solo-Improvisationen und Video Shortcuts zusammengebracht.
Das Projekt setzt „an der Reflexion der aktuellen Situation an, um die Erfahrung von Still- und Leerstand in kreative Ausdrucks- und Erlebnisformen zu transformieren. Wir haben 16 Tänzer dazu eingeladen“, erzählt Mercy. Diese ließen sich von den neuen Räumen der Tanz-Station im Barmer Bahnhof inspirieren, setzten Solo-Improvisationen um und machten so die Vielfalt tänzerischer individueller Ausdrucksform erfahrbar. Als Video Shortcuts wurden sie in einer digitalen Präsentation zusammengefasst. Eingebettet sind die kurzen Tanzclips in individuell gewählte Licht- und Farbstimmungen.
Damit der Tanz-Video-Film auch weiterhin zu sehen ist, haben sich Wuppertal Marketing, Werbedesign Oxé, Tanzrauschen und die ISG Barmen zusammengetan. Statt der drei Tage wird nun noch drei Monate der Film im temporär leerstehenden Geschäft am Werth gezeigt.
Freude über die dauerhafte Belebung der Innenstadt
„Das ist eine tolle Belebung der Innenstadt“, findet Martin Bang, Geschäftsführer von Wuppertal Marketing. Zusammen mit Mercy und Merighi freut man sich über die problemlose Zusammenarbeit und Umsetzung des Projektes. Die Idee kam von den Künstlern. „Sie haben den Stein ins Wasser geworfen und wir haben diese Chance ergriffen“, erzählt Thomas Helbig, Geschäftsführer der ISG Barmen-Werth. Rund um die Installation wurden die Schaufensterscheiben großflächig mit Aufnahmen der Tänzer beklebt.
Etwa 20 Minuten lang ist der Film, der in besonderer Weise Raum, Licht und Bewegung miteinander verbindet. Im Tanzraum des Barmer Bahnhofs agieren die Tänzer vor den schönen großen Fenstern. Der Videodesigner Tal Rosner setzte sie in Szene. Die Farbstimmungen der einzelnen Sequenzen finden sich in den die mediale Präsentationsfläche umgebenden Plakatierungen wieder, kombiniert mit grafischen Formgebungen. Auf dem Monitor blickt man in den Tanzraum, sieht die Bewegungen der Tänzer und dahinter verliert sich der Blick im leeren Geschäft.
„Im August gehen wir vom Digitalen ins Analoge“, blickt Mercy in die Zukunft. Dann ist die Transformation von „Soli-Cuts-Digital“ zu „Soli-Cuts Outdoor“ geplant. Es soll ein bunter Tanz-Parcours werden. Wo steht noch nicht fest. Bis dahin bleibt dem Betrachter als kleine Auszeit vom Alltag der Blick ins Schaufenster, denn „der Augenblick des Betrachtens wird zu einem verbindenden Erlebnismoment für uns.“