Tanztheater Pina Bausch und die Spielzeit 2021/22 Endlich wieder vor Publikum spielen

WUPPERTAL · Leitung des Wuppertaler Tanztheaters Pina Bausch stellt das Programm für die kommende Spielzeit 2021/22 vor .

Nach monatelanger coronabedingter Zwangspause startet das Tanztheater Wuppertal Pina Bausch in der neuen Spielzeit 2021/22 wieder durch. Unter anderem auf dem Spielplan: „Kontakthof“ aus den 70er Jahren.

Foto: Pina Bausch Theater/Akiko Miyake

. In der Corona-Pandemie war es still um das Tanztheater Pina Bausch in Wuppertal geworden. Nun meldet es sich, die sinkenden Inzidenzzahlen im Hinterkopf, mit einer frohen Botschaft wieder: Die kommende Spielzeit soll eine normale werden – wenn auch Zulassungsbeschränkungen und Hygieneschutzmaßnahmen nach wie vor erforderlich sein können. In Zahlen: Etwa 30 Vorstellungen im Opernhaus in Barmen und etwa 56 Gastspiele sollen von September 2021 bis Juli 2022 über die Bühne gehen. Schließlich wurde vieles verschoben und will nachgeholt werden. Intendantin Bettina Wagner-Bergelt bei der Präsentation am Donnerstag: „Die vergangene Spielzeit war schon schwierig, umso mehr freuen wir uns, dass bald wieder Zuschauer unsere Vorstellungen live begleiten können.“

Es soll die letzte Saison für die Intendantin in Wuppertal werden, nachdem sie zusammen mit dem kaufmännischen Leiter Roger Christmann ein weiteres Jahr drangehängt hat. Die verlängerte Suche nach Nachfolgerin oder Nachfolger soll weiter breit und vor allem basisdemokratisch verlaufen. Über den aktuellen Stand wird noch nichts verraten.

2021/22 wartet mit zwei neuen Arbeiten und - nach „Blaubart“, „Todsünden“ und „Macbeth“ - wieder mit zwei  Stücken aus den 1970er Jahren auf. Dem „entscheidenden Jahrzehnt für Pina Bausch“, da sie damals erarbeitete, „wie sie durch Tanz das ausdrücken kann, was ihr am Herzen liegt“, erklärt Wagner-Bergelt. Diesmal sollen „Kontakthof“ und „Orpheus und Iphigenie“ wieder  aufgeführt werden, das ,nach vielen Jahren an der Pariser Oper, zurück nach Wuppertal kommt.

Die „neoklassischen Stil bis Folkwang-Tradition“ atmende Tanzoper mit ihrer „menschlichen und wahrhaften Musik“ von Christoph Willibald Gluck wird zusammen mit dem Intendanten der Fürther Gluck Festspiele, Michael Hofstetter, inszeniert. Sinfonieorchester und Opernchor Wuppertal wirken mit. Ein Gastspiel in Fürth ist vorgesehen. „Damit haben wir alle Stücke aus den 70er Jahren aufgeführt, außer Keuschheitslegende“, freut sich Wagner-Bergelt. Außerdem stehen an: „Palermo, Palermo (1989), „Das Schiff“ (1993), „Wiesenland“ (2000), „Vollmond“ (2006) und „Sweet Mambo“. Bei dem 2008 entstandenen Werk wird – wie zuvor bei der Rekonstruktion von „Das Schiff“ – ein Künstler als „external Eye“ hinzugezogen: Alan Ludien Øyen, der 2018 eine Choreografie für das Tanztheater schuf und im Ensemble sehr beliebt ist.

Nun steuern das Ensemblemitglied Rainer Behr und der amerikanische Choreograf Richard Siegal zwei neue Kreationen bei, deren unterschiedliche Arbeitsansätze eine „spannende Gegenüberstellung“ erlauben, so Wagner-Bergelt. Während Behr sein Stück eng mit der Compagnie entwickelt, spielt bei Siegal der indisch-britische Bildhauer Anish Kapoor und seine Arbeit „Shooting into the Corner“ eine zentrale Rolle. Input von außen erhofft sich die Intendantin auch durch Begegnungen mit Peeping Tom aus Belgien, der amerikanischen Bildhauerin Senga Nengudi, der französischen Performerin und bildende Künstlerin Pauline Curnier-Jardin.

Aus der Pandemie wird das Tanztheater wohl mit einem „blauen Auge“ hervorgehen. Weil bislang kein Coronafall aufgetreten ist und weil die Finanzen einigermaßen ausgeglichen sind. Die über hundert abgesagten Aufführungen haben zwar Verluste in Höhe von 2,5 Millionen Euro verursacht, so Roger Christmann. Diese sollen aber durch Kurzarbeitergeld (1 Million Euro), das Stärkungspaket NRW (480 000 Euro), die Nothilfe des Bundes (90 000 Euro), Einsparungen (600 000 Euro) sowie eine noch zu verhandelnde Unterstützung des Landes ausgeglichen werden.

Positiv fällt auch der Blick auf die Verfasstheit der Compagnie aus, die zwar unter Probenausfall und – Umstellung gelitten hat, aber in der Aufarbeitung der schwierigen Jahre nach dem Tod Pina Bauschs deutlich vorangekommen sei, erzählt die Intendantin. Wozu auch Projekte einzelner Tänzerinnen und Tänzer gehören, der behutsam anzugehende Transitionsprozess im Mehrgenerationen-Ensemble, Ab- und Zugänge sowie die Vermittlung des Bausch’schen Werks an Hochschulen. Eines aber ändert sich nicht: Streaming sei keine Möglichkeit für die dramaturgisch komplexen Stücke Pina Bauschs, ist sich Wagner-Bergelt sicher.