Kultur „Dieses Konzert steht an der Spitze aller Violinkonzerte“

Yusuke Hayashi war zu Gast beim ersten Ohrenöffner in der Citykirche.

Yusuke Hayashi (l.) im Gespräch mit Bjørn Woll.

Foto: Fischer, Andreas H503840

Mitten in den Endproben für Beethovens Violinkonzert war das Sinfonieorchester, dann kam plötzlich der Lockdown. „Für mich war das ein Schock“, erzählte Yusuke Hayashi beim 1. Ohrenöffner-Gespräch der Saison – und nach dem Lockdown – in der Citykirche. Jahrelang hatte sich der Konzertmeister des Wuppertaler Sinfonieorchesters auf das Konzert vorbereitet, die Solostimme intensiv geübt. Dann fielen für viele Monate alle Konzerte und Proben aus. „Das war ein Gefühl der Machtlosigkeit – und auch der Angst, dass anschließend kein Publikum mehr in die Konzerte kommt“, berichtete Yusuke Hayashi. Die Besucher in der Citykirche waren offenbar froh, dass sie endlich wieder diesen Kulturtermin genießen konnten. Zwar saßen alle weit auseinander, aber sie waren sichtlich interessiert.

Beethovens Violinkonzert
von allen Seiten beleuchtet

Bjørn Woll moderierte das Gespräch. Er fragte den Geiger, ob er sich mit anderen Aufnahmen auseinandersetzt – manchmal – und ob er sich auf so einen Konzerttag besonders vorbereitet – „nein, sonst mache ich mich ja nervös.“ Manchmal beharrte er auf seinen Fragen, auch wenn Yusuke Hayashi dazu wenig sagen konnte. Doch insgesamt beleuchtete er das Beethoven‘sche Violinkonzert von allen Seiten.

Dieses Konzert stehe „an der Spitze aller Violinkonzerte“, betonte Yusuke Hayashi. „Das Konzert ist sehr melodisch, hat viele lyrische Momente – und es gibt sehr viel Dialog mit dem Orchester.“ Ob man denn merke, dass Beethoven kein Geiger sei, wollte Bjørn Woll wissen. „Ja – die Noten sehen erst einmal sehr transparent aus. Aber man hört einfach alles“, antwortete der Geiger, der sich seit seinem Studium immer wieder mit diesem Konzert beschäftigt. Auch seiner früheren Lehrerin habe er es vorgespielt: „Manche Dinge hört man nur von außen.“ Es dauere Jahre, um so ein Stück zu verinnerlichen. So sei ihm an einem Spätnachmittag beim Joggen in ländlicher Umgebung plötzlich gekommen: „Das ist das Gefühl des zweiten Satzes.“

Dass er diesmal als Solist mit seinen Orchesterkollegen spielt, habe ihn anfangs nervös gemacht, gesteht der Konzertmeister. Doch jetzt freue er sich sehr auf das Konzert. „Wir brauchen das Publikum, die Atmosphäre!“

Auch die Zuschauer hatten noch Fragen an Yusuke Hayashi: Welchen Einfluss denn der Dirigent auf die Interpretation des Solisten habe? Er habe das Stück mit dem Dirigenten Tobias Ringborg durchgesprochen, sagte der Geiger. „Aber normalerweise respektiert der Dirigent die Meinung des Solisten.“ Im Orchester hingegen müsse er sich immer unterordnen unter die Interpretation des Dirigenten, auch wenn sie ihm einmal nicht gefalle.

Ob es schwierig sei, ohne Noten zu spielen, wollte ein anderer Besucher wissen. „Man lernt das als ganze Musik, wie ein Bild“, versuchte der Musiker zu erklären. Am kommenden Wochenende können sich die Zuhörer dann selbst einen Eindruck davon verschaffen.