Serie: Meine erste Platte Musik auf dem Ohr als Soundtrack für das Leben
Der Musikgeschmack von Rapper Horst Wegener hat viele Einflüsse.
Ein bisschen Staub muss Horst Wegener von einer der beiden Platten streichen, die er mitgebracht hat. „Die liegt immer bei mir im Plattenspieler“, sagt er. Welche das ist, das erkennt, wer Ahnung von Musik hat, sofort. Das weiße Dreieck auf schwarzem Grund, durch das ein weißer Lichtstreifen hinein und das bunte Farbspektrum herausfließt, ist einfach zu bekannt, gehört auch zu den meistverkauften Alben aller Zeiten. Pink Floyds „The dark side of the moon“ ist für Horst Wegener eine Dauerleihgabe von Freunden seiner Eltern – deswegen hat er auch nur die Platte, nicht aber die Hülle dabei.
Das Album ist aber auch eines, das den 23-jährigen Musiker und Filmproduzenten Wegener nachhaltig beeindruckt. „Dass etwas künstlerisch so Anspruchsvolles gleichzeitig kommerziell so erfolgreich sein kann, ist besonders“, sagt er. Er fragt sich, ob so etwas heute noch funktionieren würde. Immerhin verlange es dem Hörer auch Geduld ab, wenn etwa schon der erste Titel auf dem Album fast nur aus Herzschlägen bestehe. Der Grundgedanke eines Konzeptalbums, also dass nicht jeder Titel für sich allein, sondern im Zusammenhang mit den anderen auf der Platte steht, prägt auch Horst Wegeners Idee von Musik. „Ich denke nicht so sehr in einzelnen Songs“, sagt er, auch wenn das heute für viele anders sei. Wie sich in einem Konzeptalbum eine Stimmung und Spannung aufbauen könne, sei interessanter.
Weil die Platte von Pink Floyd aber nun einmal nicht seine ist, sondern geliehen sei, hat Horst Wegener noch eine zweite dabei. „The Iceberg“ vom US-amerikanischen Rapper Oddisee sei seine erste eigene Platte gewesen – ein Geschenk von Freunden. Bei der Platte habe ihm schon die Gestaltung gefallen. Die Vinyl-Scheibe ist halb schwarz, halb weiß, in der Mitte marmoriert. Die Musik des Rappers habe ihn schon vorher begleitet. „Oddisee analysiert viel und spricht zum Beispiel Missstände in der Gesellschaft in seiner Musik an.“ Für Horst Wegener hat Musik viel mit Bildung zu tun, eine Botschaft in den Liedern unterzubringen sei ihm wichtig.
Auch wenn dies die beiden ersten Platten des jungen Musikers sind, waren seine ersten Erfahrungen mit Musik wie bei vielen nicht ganz so anspruchsvoll. „Ich hatte auch ganz furchtbare erste Erfahrungen mit Musik“, sagt Horst Wegener. Bravo Hits und amerikanische Boybands gehörten genauso dazu wie Charts und Radiomusik.
„In der Schule habe ich oft auch das gehört, was eben Schulhofthema war.“ Wenn er daran denkt, wie sich die Halbstarken damals per Bluetooth Lieder von einem Handy zum anderen geschickt haben, schüttelt er ungläubig den Kopf. So habe man da noch Musik ausgetauscht.
Zuhause habe er aber auch schon als Jugendlicher oft ins CD-Regal der Eltern gegriffen – und dort viel Latin und Jazz gefunden. Etwa vom Tingvall Trio. Später habe er aber auch viel über Youtube Musik gehört, und dann auch mehr das ausgewählt, was ihm gefiel – und nicht so sehr das, was gerade jeder mochte. Die ersten selbstgekauften CDs waren dann von Samy Deluxe, mit dem er heute auch zusammenarbeitet.
Eine Verbindung zum eigenen Musikmachen habe es bei ihm aber auch schon vorher gegeben. Weil er selbst Klavier spielte, seien ihm Klavierpassagen in Liedern sofort aufgefallen. „Dann hatte ich sofort eine ganz andere Verbindung zu den Songs.“ Etwa das Klavier in Kanye Wests „All of the lights. „Das hat mich so abgeholt.“ Auch heute, wenn in Titeln organische Instrumente wie Klavier vorkommen, sei das noch so. „Dann bin ich direkt komplett da.“
Musik begleitet ihn in seinem Alltag ständig. Die richtige Musik könne auch in Alltagssituationen die Stimmung mitbestimmen. „Jeder ist der Regisseur der eigenen Momente“, sagt Horst Wegener, der auch Filme und Videos produziert. Eine Essenssituation etwa sei ohne Musik im Hintergrund so unemotional. Die richtigen Klänge könnten einen dagegen in eine andere Stimmung versetzen.
Die Tonqualität ist dem Musiker dabei aber trotzdem wichtig. „Bevor ich Musik aus dem Handylautsprecher höre, höre ich lieber keine.“ Als er sich ein Auto gekauft habe, sei ihm auch besonders wichtig gewesen, gute Boxen darin unterbringen zu können. So fahre er jetzt ein „kurkumagelbes“ Auto – dafür aber immer mit dem richtigen Ton im Ohr.