Der Vogelflug macht glücklich
Renate Hamann ließ sich für ihre aktuelle Ausstellung in der Färberei beflügeln.
Wuppertal. Vögel waren schon immer Renate Hamanns Lieblinge. Vom Fenster ihrer Elberfelder Wohnung aus kann die Künstlerin Meisen und andere Piepmätze beobachten. „Wir haben da ein Vogelhäuschen, vor dem ich immer hocke.“ Dann fiel ihr „Die Sprache der Vögel“ von Norbert Scheuer in die Hände. Ein Roman über die Erlebnisse eines Bundeswehrsanitäters in Afghanistan, illustriert mit Zeichnungen der dortigen Vogelwelt.
Da wusste Hamann, welches Thema sie als Nächstes künstlerisch bearbeiten wollte. Sie machte Fotos von den Besuchern ihres Vogelhäuschens und griff für erste Studien zum Tuschepinsel. Später kamen Pigment- und Acrylfarbe dazu. So entstand ein umfangreicher Bilderzyklus im Quadratformat, der jetzt in der Ausstellung „Bienvenue — Herzlich Willkommen — Gern gesehen“ in der Färberei in Oberbarmen zu sehen ist.
Bei ihren Vogelbildern orientiert sich die Malerin meist an realen Vorbildern wie Elstern, Raben oder Falken. Besonders angetan hatte es ihr der Moabsperling — ein afghanischer Spatz, der bei Scheuer vorkommt. Manchmal lässt sie aber auch der Fantasie freien Lauf und erfindet eigene Arten. Etwa den „Picker“, eine Art Kiwi mit langem Schnabel und Stelzenbeinen.
Anders als die Romanvögel sollten ihre Bilder jedoch nicht bloß eine illustrative Wirkung haben. Die fein gestrichelten Tierkörper — stehend, ruhend, in freiem Flug — setzt Hamann vor bunt schillernde Farbflächen. Eine Reminiszenz an die abstrakten Bilder, für die sie bisher bekannt ist. Als Basismaterial diente Leinwand, aber auch ein aus Steinmehl hergestelltes Papier, das sie wegen seiner glänzenden folienartigen Oberfläche schätzt. Einige Motive wurden mit Abdrücken echter Vogelfedern oder Collagen aus gemusterten Papierstücken verschönert.
Vögel beobachten mache einfach glücklich, sagt Renate Hamann. „Sie machen mich beschwingt, beflügeln mich. Ich fühle mich leicht und schmerzfrei und habe Lust, weiter zu malen.“ Ähnlich positiv ist die Reaktion des Publikums auf ihre Vogelbilder. Mehrere Exemplare hat sie bereits an Ausstellungsbesucher verkauft.