Die Messe des Zweiflers
WDR 3 sendet das jüngste Werk des Komponisten Thomas Beimel.
Wuppertal. Der Wuppertaler Komponist Thomas Beimel (48) ist streng katholisch aufgewachsen, hat sich heute von der Kirche inhaltlich entfernt — und jetzt eine Messe geschrieben. Seine „Missa brevis“ wurde vor Kurzem in Essen uraufgeführt und ist am Mittwoch in WDR 3 zu hören.
Herr Beimel, wie kommt man auf die Idee, eine Messe zu komponieren?
Thomas Beimel: Das war einer der seltenen Fälle, wo ich mir nichts ausgedacht habe, sondern eine Musik zu mir gekommen ist. Als ich vor Jahren im Urlaub in Tschechien eine schlaflose Nacht hatte, hörte ich inwendig eine Musik — ein Kyrie, elementarer Bestandteil einer Messe. Ich war hochgradig irritiert, weil ich so etwas nicht kenne.
Sind Sie ein gläubiger Mensch?
Beimel: Meine Kindheit und Jugend waren sehr katholisch geprägt, mittlerweile habe ich mich entfremdet. Das Stück ist aus der Position eines Zweiflers geschrieben.
Hört man das?
Beimel: Natürlich. Die einstimmige Chorgruppe drückt eine emotionale, ungebrochene Nähe zu den Inhalten aus, der mehrstimmige Chor ist eher abgerückt, die drei Schlagzeuge liefern den harten Kommentar.
Wie fügt sich der Part mit den 25 Gongs da ein?
Beimel: Drei Musiker spielen kleine Gongs, die den Übergang vom Glockengeläut zur Messe markieren. Ein intimes Stück, ein kleiner Ohrenschmeichler.
Sie bezeichnen sich als Zweifler, aber ganz gelöst haben sie sich von der Kirche nicht?
Beimel: Es ist unmöglich, das abzulegen, auch wenn ich die Amtskirche oft unmöglich finde. Als Kind wurde mir oft mein Vorname vorgehalten — der ungläubige Thomas. Damals fand ich das schrecklich, heute bin ich einverstanden. Der Dirigent Wolfgang Kläsener, mit dem ich das fünfte Mal zusammenarbeite, und Werner Pees, Domkapellmeister von Bamberg, haben mich bestärkt. Durch sie ist mir klar geworden, dass ich keine Minderheitenposition vertrete.
Wie ist Ihre Messe aufgenommen worden?
Beimel: Es hat mich unglaublich gefreut, dass die Kirchen sich geöffnet haben. Für mich ist es beglückend, die Musik an dem Ort zu hören, den sie auch verhandelt.