Die neue Sprungbrett-Galerie
Martina Diers will vor allem jungen Kunst-Talenten in Wichlinghausen ein Schaufenster bieten.
Wuppertal. Es sind nicht nur die Neo Rauchs dieser Welt, die Kunstliebhabern mit ihren großartigen Einlassungen einen besonderen Blick auf die Welt schenken. Die Kunstakademie Düsseldorf ist beispielsweise eine der Schmieden, in der Jahr für Jahr vielversprechende Neulinge bei renommierten Professoren den letzten Schliff erhalten.
Für Exponate dieser und anderer Youngster will Martina Diers eine Plattform bieten. Ihre Galerie in Wichlinghausen - die inoffizielle Eröffnung war zur Woga (Wuppertaler offene Galerien und Ateliers) im vergangenen Oktober - schwimmt also "ganz bewusst gegen den Strom", wie Diers bekennt. "Es macht einfach Spaß, junge Talente zu fördern", nennt sie einen der Aspekte für ihr Engagement.
Christoph Muegge, dessen Schau momentan den etwa 70 Quadratmeter messenden Raum an der Königsberger Straße füllt, ist ein "repräsentatives Beispiel für das, was wir hier machen möchten". Maler Muegge ist eines der Talente, das Diers auf einem der von ihr geliebten Rundgänge an der Kunstakademie kennenlernte, von dessen Qualität sie überzeugt ist und für den sie sich eine gute Resonanz erhofft. Optimalerweise ist die Galerie "etwas wie ein Sprungbrett", lautet der Wunsch.
Was die Besucher jetzt bei der Muegge-Schau zu sehen bekommen, ist bemerkenswert. Der Reinhold Braun-Schüler hat die ansonsten in ästhetischem Weiß strukturierte Galerie mit dem Guckfenster ins Kellergeschoss in ein wild wucherndes Objekt verwandelt. "Er kam mit ein paar schwarzen Bildern hier an", erinnert sich die Galeristin. Die dienten dem gebürtigen Bonner allerdings nur als Basis. Innerhalb von vier Tagen ("er ist ein echter Maniac und arbeitet, bis die Materialien aufgebraucht sind") hatten sich diese vormals dunklen Leinwände als abstrakt wirkende Form- und Farbgebilde in so etwas wie Kommunikation mit dem Raum zu einer sehr großen, überaus facettenreichen Installation entwickelt.
Eine Ecke leuchtet schön wie eine Waldlandschaft in diversen Grün-Nuancen. Eine andere sieht aus wie nach einer Farbschlacht in Rot und Schwarz, was Charme hat, vor allem aber rätselhaft bleibt. Genau darum geht es Martina Diers, das Ungesehene zu zeigen, den Blick weg vom Mainstream auf das Unbekannte zu lenken. Bevorzugt bei jungen Talenten.
Zwischen den Ausstellungen soll die Galerie anzumieten sein. So wie es in New York oder Berlin längst üblich ist, dass Galeristen ihre Künstler jenseits der eigenen Räume in einer anderen Stadt präsentieren, soll eine Vernetzung stattfinden. "Wir stellen für die Ausstellungsdauer unsere Räume mit viel Ambiente und professionellem Lichtkonzept, ebenso wie Strom, Wasser, Bad, Gläser, Kühlschrank, Internetzugang zur freien Verfügung und verzichten auf jegliche Provision beim Verkauf eines Werkes." Ein Konzept, das gegen den Strich gebürstet ist und für Aufmerksamkeit sorgen wird.