Theater als Lebenshilfe
Der Drogenberater Dieter Marenz kann seine Liebe fürs Schauspiel mit seiner Arbeit mit Abhängigen verbinden.
Wuppertal. Beruf und Hobby - oder vielleicht Berufung? - sind bei Dieter Marenz schon immer eng verwoben. Gerne hätte der geborene Barmer seine Leidenschaft fürs Theater zum Beruf gemacht. Schließlich spielte er von klein auf Theater, holte sich dort die Anerkennung, die dem Scheidungskind in den 50er Jahren mancherorts verwehrt blieb. Wochenlang las er Theaterstücke, anstatt sich um die Schule zu kümmern, trat regelmäßig mit der "Drehbühne" im Wuppertaler Hof auf. "Mit 18 Jahren wollte ich zur Folkwang-Schule - aber das kostete damals 400 Mark im Monat, das konnten wir nicht bezahlen."
Also entschied sich Marenz, das Abitur nachzumachen, und studierte anschließend Pädagogik. Schon während des Studiums interessierte sich Marenz für das damals neu aufkommende Thema Drogen. Im Freundeskreis zirkulierten Pülverchen und Pillen. Als dann, kurz nachdem er in der Wuppertaler Erziehungsberatung angefangen hatte, eine Drogenberatungsstelle eröffnet werden sollte, war der Diplom-Pädagoge die erste Wahl. "Ich sah so aus wie die, hatte lange Haare, kannte die Problematik." Große Theorien und Erfahrungswerte gab es noch nicht. "Damals galt Drogenkonsum als Charakterschwäche, als Verbrechen, das Bewusstsein sollte gebrochen und neu aufgebaut werden." Nach vielen Jahren Praxiserfahrung ist der Drogenberater heute froh, wenn er eine Beziehung zu seinen Klienten aufbauen kann und diese überleben.
Gleichzeitig vermischt er sein berufliches Thema mit seinem Hobby. Erstmals stand er als Sozialarbeiter auf der Bühne, als das Kinder- und Jugendtheater in den 80er Jahren das Drogenstück "Mensch, ich lieb dich doch" aufführte. Damals wurde er als Berater geholt und sprang schließlich als Schauspieler ein. Bis heute ist er dem Kinder- und Jugendtheater eng verbunden und derzeit als Schriftsteller Fenoglio im "Tintentod" zu sehen.
Vor drei Jahren entwarf Marenz dann zusammen mit Laurentiu Tuturuga das Trinker-Stück "Morgen hör ich auf". "Das ist mein Lieblingsstück", sagt Marenz. Er spielte es in Schulen und Entzugskliniken und diskutierte mit Betroffenen, spürte, welchen Einfluss Theater in solchen Momenten haben kann.
Jetzt plant er das nächste Stück: Der Drogenberater möchte das Leben von Konstantin Wecker in einem Theaterstück "Kunst des Scheiterns" auf die Bühne bringen. Der Musiker ist einverstanden, Marenz hofft, das Werk bis zum Herbst fertig zu haben. "Das ist echte Prävention."
Sein Sohn ist inzwischen auch vom Schauspiel-Virus infiziert: Im Weihnachtsstück des Kinder- und Jugendtheaters stehen der Sohn als Peter Pan, der Vater als Käpt'n Huck auf der Bühne.