Stipendium Drei Künstler, drei Projekte und Pina Bauschs Credo
Kunststiftung NRW und Foundation haben die Fellows des Jahrgangs 2020 vorgestellt.
Pina Bausch hat gesagt, dass sie eine Sprache fürs Leben, nicht für die Kunst, finden wolle. Ein Credo, das Programm der „Pina Bausch Fellowship for Dance and Choreography“ wurde. Bereits zum fünften Mal starten in diesem Jahr Stipendiaten des Gemeinschaftsprojekts von Pina Bausch Foundation und Kunststiftung NRW, um für sich diesen Glaubenssatz umzusetzen.
Ausgewählt wurden sie von einer Jury, die hofft, dass sie im Stipendium „noch „außergewöhnlicher werden und dadurch auch ihre Umwelt, ihr Publikum verbessern“, wie Jurorin Ruth Mackenzie, künstlerische Leiterin des Theatre du Chatelet in Paris, bei ihrer Vorstellung am Wochenende im alten Schauspielhaus sagte.
Die Zahlen sind beeindruckend. 140 Bewerbungen aus 47 Ländern hatte es für die Stipendien gegeben, darunter 45 Tänzerinnen und Tänzer sowie 95 Choreografinnen und Choreografen. Soviel wie noch nie. Choreografen sind weiter auf dem Vormarsch, und sie kommen nicht nur aus Europa, sondern von überall her. Sie sind hoch qualifiziert, ohne den Standardausbildungsweg gegangen sein zu müssen, sind keinen Altersbeschränkungen unterworfen (das Durchschnittsalter 2020 lag bei 32). Sie bewerben sich mit Projekten und den Kooperationspartnern, mit denen sie sie verwirklichen wollen.
Die neue Jury aus Mackenzie, der künstlerischen Leiterin der Akademie der Künste der Welt Köln, Madhusree Dutta, und der Choreografin Nora Chipaumire habe es mit besondren, hoch qualifizierten Menschen zu tun gehabt, die auf dem Weg der künstlerischen wie Lebensweg-Findung durch ihre Arbeit die Gesellschaft verändern wollen. Und dabei vermehrt dem Queering-Lebensstil folgen. Ihre Anliegen beeindruckten die Jury ebenso wie Moderatorin Prasanna Oommen, die die drei Auserwählten im Gespräch vorstellte. Eine Veranstaltung, die wortreich bewies, dass Tanz alle Grenzen überwinden kann.
Tanz ist grenzenlos und kann
alle Grenzen überwinden
Majesty Royale kommen aus North Carolina (USA), haben sich eine alternative und ekstatische Situation für queere, dunkelhäutige Körper auf die Fahnen geschrieben. Kooperationspartner wird das Künstlerduo Gerard & Kelly (Paris) sein, die sie bei deren Arbeit an einem neuen Kapitel des Projekts „Modern Living“ begleiten werden.
McIntosh Jerahuni stammt aus Simbabwe, wo er die Jerahuni Movement Factory gegründet hat. Zusammen mit Jawole Willa Jo Zollar, Gründerin der Urban Bush Women (New York) will er an Inszenierungen erarbeiten und Pädagogikerfahrungen sammeln, mit denen Kunst in den Dienst gesellschaftlicher Veränderungen gestellt wird.
Neve Mazique Kamilah Ricardi passen in keine Schublade, kommen aus dem Sudan, beanspruchen aber germanisch und keltisch-amerikanische Vorfahren für sich. Gemeinsam mit der Tanzkompagnie Axis, die einen Namen im integrativen zeitgenössischen Tanz in den USA hat, wollen sie ein neues Stück entwickeln.
Ihr Stipendium bringt den dreien jeweils 2500 Euro monatlich für mindestens drei, maximal sechs Monate. Eine Abschlussarbeit ist nicht vorgesehen. Ob ihnen das Stipendium etwas bringt, wird daran festgemacht, ob sie auf ihrem Weg, herauszufinden, was sie machen wollen, weitergekommen sind. Ob sie ihre Perspektiven haben erweitern können.
Ihre Vorgänger des Jahrgangs 2018/19, Lee Méir, Martha Hincapié Charry, Ariel Moreira und Marc Philipp Gabriel sind da naturgemäß schon weiter. Sie verabschiedeten sich am Wochenende mit einem Workshop in der Börse und mit den „final lectures“, in den sie ihre Arbeiten vor allem in Wort, Bild und Video präsentierten.
„Wir haben jedes Jahr wundervolle Fellows“, fasst Denise Fertig, die für die Kommunikation der Foundation zuständig ist, zusammen. Und spricht damit allen aus dem Herzen, die am Wochenende dabei waren.