Ein Fotograf blickt auf das zweite Ich
Olaf Joachimsmeier zeigt an der Luisenstraße neue Fotos.
Elberfeld. Olaf Joachimsmeier stellt in der Galerie Blickfang aus. Der gebürtige Düsseldorfer, der seit neun Jahren in Wuppertal lebt, zeigt neue Fotos.
In deren Mittelpunkt steht oft ein schwarzes Nichts - ein Schatten. "Für mich symbolisiert er beim Menschen etwas wie ein zweites Ich. Das wollte ich gerne sichtbar machen." Also kletterte er auf Parkdecks in Elberfeld, "um Menschen auf Straßen zu beobachten und zu schauen, wie sie Schatten werfen".
"Völlig distanziert mit erhabenen Blick auf das pulsierende Leben" sammelte er seine Impressionen. "Lange schwarze Schatten korrespondieren mit Stille", manch kleiner, dunkler Fleck ist erst auf den zweiten Blick als Mensch identifizierbar.
Mehr als 700 Aufnahmen entstanden bei seinen Touren, aber nur wenige genügten seinen strengen Ansprüchen. "Auf jedem der Bilder muss ein Mensch abgebildet sein", erklärt der Fotograf. Denn nur Strukturen wie etwa Lampen oder Brücken zu zeigen, die ja auch üblicherweise Schattenwerfer sind, wäre ihm "zu wenig" gewesen. "Der Mensch ist das wichtigste Element."
Zu sehen sind die Arbeiten, fein säuberlich in den vorderen Raum der Galerie Blickfang gehängt. Titel tragen sie keine. Der Betrachter soll sich quasi unvorbelastet ein eigenes Bild machen. So könnte beispielsweise die Komposition einer sich biegender Straße mit einem flanierenden Passanten und Kanaldeckel durchaus "Zulauf" genannt werden, weil - streng perspektivisch betrachtet - eben genau dieses Phänomen dargestellt wird.
Auf einem anderen Objekt sind die Aluminium-Streben derStation Ohligsmühle durch den Stand der Sonne so stark herausgearbeitet, dass es ausschaut, als würden Beine nicht über eine Treppe, sondern die Tasten eines Klaviers spazieren. "Ja, ein Titel könnte Tonleiter’ sein", bestätigt Joachimsmeier.
Bevor er die Schatten ein dreiviertel Jahr aus allen Perspektiven inszenierte, hatte er sich Selbstporträts gewidmet, die er "theatralisch in Szene setzte".
Und welches Thema nun nach den Schattenspielen - also diesen "Anderswelten" - kommt? "Mal schauen, meine Ideen entwickeln sich immer überaus spontan."