Er kennt jeden Bereich und Winkel

Herbert Heck hat 35 Jahre in der Stadthalle gearbeitet. Jetzt geht er in den Ruhestand.

Foto: Andreas Fischer

Wuppertal. „Auch Beamte haben ihr Verfallsdatum“, hat Herbert Heck bei der Pressekonferenz der Stadthalle gesagt und sein Ausscheiden zum Jahresende angekündigt. Doch an diesen Gedanken muss man sich erst einmal gewöhnen, denn er gehörte immer zum Gesicht der Stadthalle. Seit 50 Jahren arbeitet ert bei der Stadtverwaltung: „Mit 15einhalb habe ich meine Ausbildung“ angefangen.“ Seit 35 Jahren kümmert er sich um die Belange der Stadthalle, Ende Dezember ist Schluss.

„Ich habe das Glück gehabt, dass alle meine Tätigkeiten keine stadtverwaltungstypischen waren“, sagt Heck. Das passt, schließlich sieht er auch nicht aus wie ein typischer Beamter der Stadtverwaltung. Gelegentlich wird ihm sogar eine Ähnlichkeit mit dem längst verstorbenen Sänger Jerry Garcia von der Rockband Grateful Dead nachgesagt.

Er ist Geschäftsführer der Tochtergesellschaft Stadthallen Service GmbH und Stellvertreter von Silke Asbeck, Geschäftsführerin der Stadthallen GmbH. Nach dreieinhalb Jahrzehnten, in die auch die Restaurierung der Stadthalle fiel, kennt er jeden Winkel und jeden Bereich: „Na, technisch habe ich ein eher rudimentäres Verständnis. Manches war auch gar nicht mein Bereich, aber es gab sonst keinen.“

Wie seine Kollegen möchte er die Wünsche der Kunden erfüllen, versucht aber auch, Veranstaltungen so hintereinander zu legen, dass die Bestuhlung möglichst ein paar Tage stehen bleiben kann. Denn allein das Rein- und Rausräumen der Stühle „kostet uns 120 bis 130 000 Euro im Jahr. Es hat mit einer Fremdfirma auch schon mal mehr als 200 000 Euro gekostet. Seitdem machen wir das in Eigenregie.“

Herbert Heck erinnert sich an ein Wochenende, „da hat eine Ü30-Party mit 3000 Leuten im großen Saal bis morgens um fünf getobt. Dann mussten schleunigst Tanzboden und Bar ab- und die Stuhlreihen aufgebaut werden, damit sich die Musiker des Sinfonieorchesters für das Konzert von 11 bis 13 Uhr einspielen konnten. Anschließend kamen alle Stühle wieder raus, stattdessen wurden im Saal bis 14.30 Uhr Tische für eine Feier eingedeckt.“

Heck kann natürlich nicht bei jeder der 400 bis 500 Veranstaltungen dabei sein, für die die Stadthalle jedes Jahr gebucht wird: „Damit leigen wir in Deutschland an der Spitze der vergleichbaren Hallen. 2011 lag der Durchschnitt bei 185 Veranstaltungen.“ Einige hat er aber über Jahre betreut wie den Neujahrsempfang der IHK oder den Heiligabend für Alleinstehende: „Das kann ich zuhause so organisieren, dass es nicht so schlimm ist.“

Er hat natürlich auch einiges über die Jahre mitbekommen: „Persönlich bin ich nicht so erpicht auf die vielen großartigen Klassikkonzerte. Meine jüngsten Highlights waren die Crossover-Projekte mit Procol Harum und Jethro Tull.“ Gefreut hat er sich auch über die Kontakte zu Hermann van Veen, Reinhard Mey und Hannes Wader — wenn sie sich ergeben haben: „Man lässt die Leute möglichst in Ruhe, der Auftritt mit allem Drumherum ist für sie ja Arbeit.“

Dass er nach den betriebsamen Jahren in der Stadthalle im Ruhestand in ein Loch fällt, befürchtet er nicht. „Meine Frau geht auch bald in Ruhestand, dann können wir viel unabhängiger in unser Ferienhaus in Holland fahren“, sagt er. Außerdem habe er sich im Laufe seines Arbeitslebens immer wieder auf veränderte Situationen eingestellt — „warum sollte ich mich nicht an Ruhe anpassen?“ Außerdem bleibe er auf dem aktuellen Stand: „Meine Tochter arbeitet seit einigen Jahren bei der Service GmbH als Veranstaltungstechnikerin.“