Ausstellung Finckhs Ausstellungsherbst beginnt

Die Ausstellung über Paula Modersohn-Becker ist die vorletzte des scheidenden Museumschefs im Von der Heydt-Museum .

Foto: Fischer, Andreas (f22)

Auf großes Interesse stieß die Eröffnung der Ausstellung „Paula Modersohn-Becker - zwischen Worpswede und Paris“ durch Direktor Dr. Gerhard Finckh am Sonntag im Von der Heydt-Museum. Im Gebäude am Turmhof drängten sich die zahlreichen Besucher, der Bekanntheit der früh verstorbenen Künstlerin (1876 bis 1907) wegen und weil Finckh einen guten Ruf (und Riecher für Ausstellungsthemen) hat. Der Ende April 2019 in den Ruhestand scheidende Museumschef wurde mit Applaus begrüßt.

In seiner Rede ging er auf die kritische finanzielle Situation des Museums ein. Die hatte bekanntlich im Frühjahr den Verzicht auf die große Ausstellung über das Frankreich der Aufklärung und seither die zunehmende Sorge um die Zukunft des Hauses zur Folge. „Die Stadt Wuppertal ist schwer gebeutelt“, sagte Finckh und bedankte sich bei den Sponsoren der Ausstellung für deren Unterstützung: „In Zeiten der Not zählen private Freunde umso mehr.“

Finckh versprach, den schwierigen Zeiten zu trotzen: „Wir wollen ein Feuerwerk der Kunst im Herbst aufbieten.“ Den Anfang dieser letzten Ausstellungen unter seiner Ägide macht die über Paula Modersohn-Becker, die größer ausfällt als ursprünglich geplant, am 23. September folgt die Doppelausstellung über den Bildhauer und Fotografen Bogomir Ecker, die in der Kunsthalle in Barmen und im Skulpturenpark Waldfrieden gezeigt wird, sowie ab 7. Oktober die Ausstellung „Blockbuster - Museum“, die die Sammlung präsentiert und zugleich den Blick hinter die Kulissen des Von der Heydt-Museums gewährt. Außerdem werden schon jetzt in einer „Welcome Party“ Werke gezeigt, die im Laufe der letzten Jahre ins Museum fanden.

„In Zeiten, da der Ku-Klux-Clan wieder erstrarkt, und sich US-Präsident Trump damit brüstet, er könne so viele Frauen belästigen, wie er wolle, ist es wichtig auf den Feminismus und die Frauenemanzipation hinzuweisen“, führte Finckh zu Modersohn-Becker über Die sei zwar keine ausdrückliche Feministin, wohl aber eine „emanzipierte junge Frau“ gewesen. Umso mehr habe er sich gefreut, als die Kollegen vom Museum Twenthe im niederländischen Enschede Ende 2017 die Idee einer Ausstellung über die Künstlerin ins Spiel gebracht hätten. Besitzt das Von der Heydt-Museum doch mit mehr als 20 Gemälden der Künstlerin neben dem Bremer Museum das größte Konvolut. Es begann eine einjährige Kooperation, an deren Ende eine Ausstellung im Nachbarland stand, die nun nach Wuppertal reimportiert wurde.

Dort fungiert Dr. Beate Eickhoff als Kuratorin, die am Sonntag zur NeuEntdeckung der Künstlerin einlud. Modersohn-Becker schuf in nur zehn Jahren ein großes Werk aus 700 Bildern (Schwerpunkt sind Porträts) und 1000 Zeichnungen, sie hinterließ zahlreiche Tagebucheinträge und Briefe. Heute zählt sie zu den bekanntesten Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts, erntete aber zeitlebens viel Kritik von der männlich dominierten Kunstwelt, der Familie und der Gesellschaft, die Frauen nicht als eigenständige Künstlerinnen sah. Modersohn-Becker selbst versuchte die Anforderungen eines bürgerlichen Lebens zu erfüllen, liebte zugleich das Unkonventionelle und „setzte sich mit der Rolle als Künstlerin und Frau auseinander“, so Eickhoff. So pendelte sie zwar zwischen Worpswede, wo sie mit ihrem Mann lebte und arbeitete, und Paris, wohin sie zu entkommen versuchte, viermal hin und her, entschied sich aber schließlich doch für die Familie. Sie starb - wenige Tage nach der Geburt ihrer Tochter Mathilde. Als Künstlerin stand sie zwar „mit einem Fuß im 19. Jahrhundert, ist aber eine Vorläuferin des Expressionismus, die das Unkonventionelle in den konventionellen Rahmen bringt“, würdigte Eickhoff.

Die gut besuchte Eröffnung der Ausstellung lässt schon mal auf einen Besucheransturm hoffen.