Frequenzen: Funkt Mobilfunk den Bühnen dazwischen?
Weil Funk-Frequenzen neu versteigert werden, befürchten die Bühnen sechsstellige Kosten. Sie müssen alte Anlagen umrüsten.
Wuppertal. Als ob die Wuppertaler Bühnen derzeit nicht genug Probleme hätten, sind nun auch noch neue in Sicht: Wegen der Versteigerung neuer Frequenzen für den Mobilfunk rechnet Geschäftsführer Enno Schaarwächter mit einer großen Unbekannten, die er so nicht auf der Investitionsliste hatte. Eine sechsstellige Summe könnte es die Bühnen kosten, wenn sie die Mikroportanlage erneuern müssten, nur weil Frequenzen neu versteigert werden.
Was sich zunächst anhört wie ein Aprilscherz, findet man im Theater alles andere als lustig. Per Flurfunk malen sich die Mitarbeiter bereits dieses Szenario aus: Im Musical singt ein Traumpaar gerade ein zartes Loblied auf die Liebe - da fühlt sich plötzlich die Mikroportanlage empfindlich gestört. Und das hat Folgen: Kein Zuschauer kann hören, weshalb wahre Gefühle so schön sind.
Genau so könnte es kommen, wenn das eintrifft, was Schaarwächter befürchtet. "Alle Theater, die Mikroports, also drahtlose Mikrofone, einsetzen, haben dieselbe Frequenz. Wenn man dort jetzt auch andere Träger zulässt, beispielsweise Telefone, werden die Bühnenanlagen so gestört, dass wir sie nicht mehr verwenden können."
Mit anderen Worten: "Wir sind dann zu einer Investition gezwungen, die wir nicht wollen." Oder noch konkreter gesagt: Nur das Opernhaus, das im Januar 2009 frisch saniert wieder eröffnet worden ist, verfügt über eine neue Mikrofonanlage, "die schon eine andere Frequenzbreite hat". Doch im Schauspielhaus, dessen Zukunft ohnehin zur Debatte steht, müsste technisch aufgerüstet werden - wie auch bei einer mobilen Anlage, die bei Gastspielen, etwa bei Auftritten in der Citykirche, zum Einsatz kommt.
Wann genau dies alles greift und die Umrüstung nötig werden wird, kann Schaarwächter noch nicht absehen - im Gegensatz zu den Umstellungskosten. Die Summe dürfte "im sechsstelligen Bereich liegen". Dem Vernehmen nach soll es Zuschüsse von Bund und Land geben. Zumindest kämpft dafür der Deutsche Bühnenverein, der bereits vor einem Jahr auf die Problematik aufmerksam gemacht hatte.
Nach damaligen Expertenschätzungen wird die neue Frequenzzuordnung allein die Kulturbranche mehrere hundert Millionen Euro kosten. "Die Theater müssen zusammenhalten", betont Schaarwächter. Nur gemeinsam könne man etwas bewirken. Denn ohne Mikroports seien Musicals in Wuppertal undenkbar - derzeit spielen die Kopf-Mikrofone bei "Cabaret" tragende Rollen.