Tangofestival Historische Stadthalle als festlicher Tango-Salon

Ball Tango Argentino wird 20 Jahre alt. Gefeiert wird mit einem dreitägigen Festival aus Konzert, Workshops und viel Tanz.

Fotos zur freien Verwendung in großer Auflösung - Carsten Heveling stellt zur Verfügung; 10.8.18 - kam per Link Szene in der historischen Stadthalle Wuppertal beim Tangoball

Foto: Carsten Heveling (Organisator Tangofestival)/Dennis Scharlau

„In dieser Musik und in diesem Tanz steckt etwas für alle Menschen“, schwärmt Carsten Heveling für den argentinischen Tango. Jene Musikrichtung, die der 51-Jährige in den 90er Jahren nach Wuppertal brachte. Ihm zur Seite Pina Bausch, Tete Rusconi und das Team des Café Ada. „Damals überlegte ich noch, ob der Tango hier Modeerscheinung bleiben würde. Heute weiß ich, dass er ewig bestehen und immer erfolgreicher werden wird.“ Sichtbares Zeichen: Wuppertal ist heute eine Hochburg des Tango in Deutschland. Ende September feiert der „Ball Tango Argentino“ in der Stadthalle sein 20-Jähriges.

Argentinischer Tango ist anders und besser als seine Klischees

Was ist argentinischer Tango? Wer die Klischees von der Rose im Mund, vom Geschlechterkampf in Netzstrumpf und offenem Rüschenhemd hinter sich lässt, merkt, „dass die Realität eine ganz andere ist. Keine knisternde Erotik, sondern etwas viel Besseres, durchaus Geheimnisvolles, Veränderndes und Ansteckendes“, sagt Heveling, ohne die Bilder im Kopf abzulehnen, weil sie einerseits einen Kern Wahrheit haben und andererseits die Menschen neugierig machen. Vor Ort merken sie, dass Tango die Suche nach echter Nähe, nach Verständnis, nach Menschen ist, „mit denen man tatsächlich kommuniziert, nicht nur über Sprache“. Alter, Beruf, soziale Herkunft – Nebensache. Der Tango erweist sich als verbindendes, ganz und gar nicht elitäres Vehikel. „Tango tanzt man, um zu erlernen, wie man sich mit anderen Menschen harmonisch bewegt“, ist Heveling überzeugt.

Und weil der Tango von europäischen Auswanderern in Argentinien geschaffen wurde und von dort nach Europa zurückfand, ist er auch keine regionale Temperaments-, sondern globale Herzensangelegenheit. Sein zentrales Instrument, das Bandoneon, wurde in Krefeld erfunden, in Sachsen gebaut und über Hamburg nach Argentinien gebracht. Etablierte sich – neben Gitarre und Klavier – zu dem Instrument der Tangomusik, klärt Bandoneon-Experte Heveling auf: „Der Tango ist so, wie er ist, weil das Bandoneon so ist, wie es ist.“

„Bandoneon“ heißt auch ein Stück von Pina Bausch, das diese in den 90-er Jahren auf einer Straße in Buenos Aires aufführte. Dabei den Tango-Tänzer Tete Rusconi kennenlernte, der über Umwegen 1996 nach Wuppertal kam und bei ihrem Stück „Nur du“ mitwirkte.

Eine Tänzerin rief damals Heveling an, der Kostümassistent beim Tanztheater war: „Sie sagte, ich müsse unbedingt ins Café Ada kommen, weil dort alle Tango tanzen würden.“ Als der damals 29-Jährige die geschmeidige (Tanz-)Konversation von Tete und den anderen sah, die Musik hörte, war es um ihn geschehen. Gemeinsam mit dem Team des Cafés organisierte er die ersten Tangotanzkurse mit Schülern Tetes in Wuppertal, an denen er (natürlich) selbst teilnahm.

Rasch etablierte sich eine Szene, die heute an vier Orten in der Stadt (Café Ada, Tango Arrenberg, Estudio de Tango, Silbertango) die Tangobegeisterten aus „Bochum und Dortmund, Düsseldorf und Köln, Elberfeld und Barmen“ zusammenführt. „Man kommt zu zweit, um sich mit anderen zu treffen und zu tanzen.“

Mittendrin Heveling, der seine Frau beim Tango kennenlernte und über sie auf die damals gerade renovierte Stadthalle aufmerksam wurde. Im Rahmen des 20-jährigen Jubiläums des Tanztheaters Pina Bausch 1998 organisierte er dort den ersten „Ball Tango Argentino“, der gleich erfolgreich war und die Menschen von weit her anzog. Über die Jahre entwickelte sich die Veranstaltung zum dreitägigen Festival rund um die Kultur des Tangos mit Tanz-Nächten, -Workshops, einem Konzert (nur zum Zuhören) und dem Ball (der tanzbare und hörbare Programmteile hat). Im Tango steckt eben etwas für alle Menschen.