Vernissage Eine Plattform für junge Fotokunst
Im „Studio & Galerie Ludwig XIV“ startet eine neue Ausstellungsreihe, die sich junger Kunst widmet und zum Gespräch darüber einlädt.
Die Straße trägt einen königlichen Namen, die Hausnummer weckt gar Assoziationen an den französischen Sonnenkönig. Seit vier Monaten ist in das Wohngebäude, das um die Wende zum letzten Jahrhundert gebaut wurde, neues Leben eingezogen. Der mehrfach ausgezeichnete Fotograf Ryszard Kopczynski hat hier in einem hallengroßen Raum sein „Studio & Galerie Ludwig XIV“ eingerichtet, Straßennamen und Hausnummer in den Titel seiner Unternehmung aufgenommen. Eine Unternehmung, die sich auch um die (junge) Fotokunst in der Stadt verdient machen, ihr eine Plattform geben will. An diesem Freitag startet deshalb hier die Fotokunst-Konzeptreihe „Site #“.
Der 64-jährige Kopczynski arbeitet schon lange in Wuppertal, wenn auch seine Kunden eher außerhalb der Stadt zuhause sind. Auf die 250 Quadratmeter an der Ludwigstraße zwischen Diakoniekirche und Gathe war er durch Zufall aufmerksam geworden. In dem vier Meter hohen Raum mit seinen schweren Eichendielen wurden schon Litzen hergestellt, Waren gelagert, Kunst-Performances veranstaltet, bevor er für einige Jahre leer stand.
„Eine Galerie war schon immer mein Traum“, erzählt der leidenschaftliche Fotograf, der an der Ludwigstraße weniger selber fotografieren und mehr an Fotokunst-Ausstellungen beheimaten will. „Ich will, dass das hier lebt“, sagt er und denkt dabei an Studenten, die hier Projekte verwirklichen wollen und denen er das Studio zu einem niedrigen Preis vermietet. „Es ist mir ganz wichtig, dass Leute hier ausstellen.“
An dieser Stelle der Geschichte kommt Ann Christine Freuwörth ins Spiel. Man kennt sich aus der überschaubaren Galerieszene der Stadt. Die Wuppertalerin ist ebenfalls dem Medium Fotografie „verfallen“, arbeitet in Köln als Galerieassistentin und verfolgt im Rahmen ihres Masterstudiums „photographic studies“ in Dortmund derzeit ein Ausstellungsprojekt.
„Site – photographic works“ soll es heißen und, wie der Name schon nahelegt, „Ortserkundung und Standortbestimmung“ in der Fotokunst erlauben. Im Format der Gruppenausstellung sollen fotografische Arbeiten gezeigt und einander gegenüber gestellt werden, die das Medium hinterfragen. „Wanderausstellungen an unterschiedlichen Orten und in unterschiedlichen Städten sollen junge Künstler zusammenbringen“, erklärt die 30-Jährige.
Ein Fotograf, eine Kuratorin
und junge Künstler
Den Anfang machen ab Freitag Johann Hussers und Johannes Maas, die Freuwörth aus ihrem Fotografie-Studium in Dortmund kennt. Hussers, der in Köln seinen Master macht, bewusst analog fotografiert und digital nachbearbeitet, zeigt zirka sieben kleinformatige Arbeiten aus seinem George Orwells „1984“ zitierenden Werk „Our Only True Life Is In The Future“ – „eine Dystopiebeschreibung, die er aus eigenem Bildmaterial und Aufnahmen des Nasaarchivs erstellt“, beschreibt die Kuratorin die schwarzweißen oder in ungesättigten Farben gehaltenen Arbeiten, die in düstere oder skurrile Landschaften und urbane Architektur entführen.
Nicht minder rätselhaft sind die Arbeiten des zweiten Künstlers. Maas, der den Master in München erworben hat, steuert zwei großformatige, ebenfalls gedämpft farbige Arbeiten aus seiner Serie „B-Seite“ bei. Die fast malerischen Bilder entfalten ihre Wirkung aus dem Zusammenspiel von Farbe, Licht und Schatten. Mehr will Freuwörth nicht verraten, weil es ihr nicht ums Erklären, nicht um Kunst-Konsum, sondern ums Schauen und um die Kommunikation über Bilder gehe. „Positionen werden hinterfragt und analysiert“, sagt sie und betont, dass das auch den Auswahl-Prozess für die Ausstellung einbeziehe, sie deshalb ein Künstlergespräch plane (siehe Kasten).
Ihr Engagement soll letztendlich auch die kleine Fotokunstszene in Wuppertal fördern helfen, da „Fotografie als Kunst hier bislang nicht anerkannt ist“. Wenn auch „Site # II“ wohl in Düsseldorf stattfinden wird, durch Ryszard Kopczynski bleibt die Fotokunst an der Ludwigstraße: Zur Woga im November zeigt er hier eigene Arbeiten. Und Freuwörth selbst kommt bestimmt auch wieder.