Inferno in der Backstubengalerie

Renate Mennicke und Beate Wengelinski präsentieren ihre Arbeiten bis zum 27. April in der Nordstadt.

Wuppertal. "Bei Aktien setze ich auf Sieger" - das ist noch schemenhaft zu erkennen. In Zeiten der Krise, die viele traf, weil sich angeblich vielversprechende Aktien bestenfalls als Trostpreise entpuppt haben, ist der sonnige Manager-Spruch in der Backstubengalerie mit schwarzer Farbe übertüncht. Vielleicht, um die Dramatik der Ereignisse zu unterstreichen, lässt sich der Rest des quadratischen, ungerahmten und titellosen Bildes wegen seiner Rot- und Orange-Nuancen als flammendes Inferno interpretieren.

Typisch für Renate Mennicke ist, überaus abstrakt zu malen, vieles bleibt deshalb der Phantasie des Betrachters überlassen. Ihre Arbeiten - Porträts, Collagen und Stillleben - sind bis zum 27. April in Christine Ostermanns Galerie zu sehen. "Gegenstehen" lautet der Titel der Schau, bei deren gut besuchter Vernissage nicht nur Luise Jägers Klavierspiel für die passende musikalische Untermalung sorgte. Auch Anna Buse war im Einsatz: Mennickes Tochter sang Lieder.

"Hier verbringt die Frau also ihren Urlaub!" Das bemerkten Gäste fröhlich beim Anblick der sieben Gouachen auf Aquarellpapier, die die Künstlerin zum Thema "Rügen" angefertigt hat. Die Insel scheint auf Mennickes Bildern ein Traum aus azurblauen Wellen und gold-beigen Stränden zu sein.

Die gemalten Impressionen erlebter Inselwelten sind die eine Hälfte der Ausstellung. Den anderen Part steuert Beate Wengelinski bei. Sie zeigt Scherenzeichnungen, deren nähere Betrachtung wegen der verwendeten Einzelmaterialien lohnt. Teilweise hat sie für ihre dynamischen Formen japanisches Papier benutzt, das herrlich funkelt und glitzert, teilweise Architektenpapier, dessen Farben aus den Bilder herauszuleuchten scheinen.

Diese formschönen Gebilde tragen klangvolle Namen. So sind organische Teile, mit feinen Konturen auf Papier gebannt, als "Maruts" benannt - gemäß Brockhaus-Eintragung als Sturmgeister der vedischen Religion und Begleiter des Gottes Indra definiert. Sie scheinen ihre Begrenzung auf dem Papier sprengen zu wollen und erobern, auf das Glas des Bilderrahmens gemalt, die nächste Dimension.

Interessant ist hierbei nicht nur die Gestalt, das Weiß, das ihren Körper darstellt, das auf dem Papier perlmuttartig schillernd wirkt und auf der höheren Ebene an oszillierendem Glanz verliert. Interessant sind Scherenzeichnungen wie diese, weil sie die Sicht des Betrachters auf die Seele in der Form aller Dinge lenken. Wer es weniger philosophisch mag, kann sich einfach an den formschönen, ansehnlichen Bildern erfreuen.