Premiere: Kobold plaudert von Klavieren
Müllers Marionetten-Theater lädt mit einer neuen Produktion zum Musikkabarett ein.
Wuppertal. Haben Sie vielleicht ein Gis? Der Kobold in Herrn Rösslers Klavier sucht eins, denn der alte Ton klirrt. Und Klavierkobolde kümmern sich schließlich um so was. Sie könnten Verwandte der Klabautermänner sein. Was erklärt, warum manche Instrumente einen eigenen Charakter haben. Und wer es hören kann, dem erzählen sie eine ganze Menge.
Während Herr Rössler an den Tasten probt, plaudert der Kobold über die Welt der Klaviermusik. "Klavier(t)räume" von Günther Weißenborn ist ein feines Kabinettstück. In Müllers Marionetten-Theater feierte es Premiere.
Der Pianist Uwe Rössler gibt Herrn Rössler. Der Kobold wird von Ursula Weißenborn bewegt, Sprecher ist Günther Weißenborn. Auf den Sitzen findet das Publikum Filzhämmer für Klaviere. Die Zuschauer werden so direkt in die Werkstatt des Kobolds versetzt, wo ein altes Klavier als Ersatzteillager dient. Und vielleicht bringen die Hämmer ja schon bevor der Vorhang aufgeht die eine oder andere Saite in der Erinnerung des Publikums zum Schwingen.
Mal kommentiert der Kobold Herrn Rösslers Spiel, mal erläutert das Spiel die Koboldausführungen. Und die scheinen unerschöpflich zu sein. Angefangen mit den Tonarten über die Eigenarten von Komponisten und Pianisten über Kunst, Geist und Handwerk bis zu den alltäglichen Beschwernissen eines Künstlers, der von Klaviermusik leben will.
Welche in Herrn Rösslers Fall den Namen Ricky tragen und dienstags zum Klavierunterricht kommen. Dem Kind ist, laut Klagen des Kobolds und erläuterndem Anschlag Herrn Rösslers, eine gewisse Dumpfheit nicht abzusprechen.
"Klavier(t)räume" ist ein Musikkabarett. Und so erfährt man, warum der Pianist Lang Lang eigentlich Schnell Schnell heißen sollte. Oder warum Robert Schumann (der oft die Spielanweisung "mit Ausdruck" gab) für die junge Generation der Pianisten flach fällt.
Und in der Verführungsszene - die Koboldwerkstatt ist jetzt in schummeriges Rot getaucht - zeigt Uwe Rössler zu seiner Musikalität auch noch komödiantisches Talent, dass man sich kringeln könnte. Der Aufforderung des Kobolds "Klatschen Sie ausdauernd" hätte es nicht bedurft. Unbedingt hingehen - auch wenn Sie kein Gis haben.