Instrumental-Verein begeistert im „typischen Wink-Stil“

Die Musiker feiern eine Uraufführung im Namen von Heinrich Friedrich Wink.

Wuppertal. Manchmal braucht es 127 Jahre, bis eine Komposition erklingt. Der 1830 gegründete Instrumental-Verein Wuppertal sorgte für eine denkwürdige Uraufführung der 2. Sinfonie des in Elberfeld geborenen Komponisten Heinrich Friedrich Wink von 1883, die dieser nach seiner Auswanderung nach Amerika geschrieben hatte. Fernen Verwandten, Silke Harscheidt und Wolfgang Schulz ist es zu verdanken, dass die Noten nun wieder nach Wuppertal gelangten.

Die Mühen des Übertragens der handschriftlichen Noten in lesbaren Computersatz und die aufwändigen Proben haben sich gelohnt: Unter dem motivierenden Dirigat von Christof Hilger erklingt in der Immanuelskirche eine sehr stimmige spätromantische Sinfonie mit eingängigen Themen.

Im ersten Satz "Adagio-Allegro" spielt das Laien-Orchester mit schönen dynamischen Kontrasten. Satt instrumentierte Passagen von kraftvollem Klang wechseln mit verspielt klingenden Flöten und sanft geblasenen Hörnern. Die nahezu pastorale Melodie des "Adagio" wird von einem bedächtigen Klarinetten-Solo eingeleitet, das die Flöte aufgreift. Fast ein wenig schwermütig klingt diese Musik, als habe sich der Komponist im fernen Amerika eines regennassen und nebelschweren Tages im Bergischen Land erinnert. Eines der wenigen Seitenthemen bringt Unruhe und schwerfälliges Stapfen bei den Blechbläsern, die ansprechend und mit guter Präsenz gestalten.

Beschwingt geht es im "Allegro moderato" mit choralartigem Thema weiter, wo die Instrumentengruppen interessante Dialoge führen. An Wagner erinnert der letzte Satz "Allegro vivace", wo schweres Blech seine energischen Statements abgibt.

Fließende Streicherskalen, Dialoge von Oboe und Celli oder Flöte und Tuba führen drängend zum vollen Orchester mit heftigen Schlägen als fulminante Schlusspunkte. "Wir müssen die Sinfonie im typischen Wink-Stil spielen", hatte Hilger seine Musiker angewiesen. Den hat nun zumindest der Instrumental-Verein gefunden.

Einleitend gibt es Mendelssohn-Bartholdys Hebriden-Ouvertüre zu hören - und beschwingte Sätze aus der Ballettmusik zu Charles Gounods Oper "Margarete".

Die erst 18-jährige Milena Röder-Sorge ist Solistin in Lars-Erik Larssons "Concertino für Kontrabass und Streichorchester". Sie spielt ihr sonores Instrument, das immer wieder Solorollen erhält oder dem Streicherklang tragendes Fundament verleiht, mit viel Einfühlungsvermögen. Da verzeiht man einige Fehlgriffe und nicht ganz saubere Oktavsprünge gerne. Besonders im klagenden, langsamen Satz mit schönem Streicher-Klangfluss überzeugt die hohe Musikalität der jungen Solistin.